45. Bieranstich der Narrenzunft Gerstensack
Der närrische "Bürger-Mayer" ist neuer Ehrengerstensafter

- Der neue Ehrengerstensafter Holger Mayer (rechts) schmetterte nach seiner Rede noch einige Stimmungslieder mit seinem alten "Lausbuben-Kolleg" Tobias Klein.
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Gottmadingen. Das geliebte Bier floss wieder in Strömen und ein Bürgermeister ist neuer Ehrengerstensafter. Der Bieranstich der Narrenzunft Gerstensack am 5. Februar hatte wieder einiges zu bieten.
Groß ausholen musste Zunftmeister John Weber diesmal nicht, lediglich galt es zu Beginn danke zu sagen an alle Helfer und Beteiligten des großen Jubiläums zum 150-Jährigen in 2024. Doch auch das heißgeliebte Bier darf an diesem Abend nicht zu kurz kommen, so konnten die Gottmadinger Narren neben dem klassischen Naturtrüben auch einen Sud dunkles Bier ausschenken.
John Weber for Bundeskanzler
In seiner Eröffnungsrede ging schließlich Zeremonienmeister Christoph Graf auf die Fertigstellung der B34 im Ortskern ein. "Bei dieser Straßenmalkunst verfährt sich keiner mehr", merkte er zum neuen "Orientierungsmekka" an. Auch einen Seitenhieb auf den Bundestagswahlkampf ließ sich Graf nicht entgehen, so betitelte er die Kandidaten als "Heilsversprecher", die wie der Rattenfänger von Hameln durch die Stadt ziehen würden. "Wahre Sorgen jedoch", so der Zeremonienmeister, "löst man nur hier an der Bierbar." Daher fordere er John Weber als Bundeskanzler, denn dieser könne Putin und Selenskyj mit gutem Gottmadinger Bier an einen Tisch bringen. "Alle Sorgen wären dahin und immer ein gutes Bier im Glase drin."
Geschichten vom Gelben Sack
Im wahrsten Sinne des Wortes munter weiter ging es mit dem Bieranstich durch den letztjährigen Ehrengerstensafter, Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk. Bevor dieser jedoch bravourös und ohne einen Tropfen Verlust das Fass anstach, ließ es sich Glunk nicht nehmen, sich musikalisch für diese Würde zu bedanken. In seinem Lied wurde er dabei von den Gelben Tonnen inspiriert, die seit Anfang Januar auch in Singen wieder stehen. Dabei verwies der Poppele-Zunftmeister auf das Jahr 1997, in dem Radolfzeller Gelbe Säcke in Singen geholt, selbst befüllt und dann zum Abfuhrtag in Singen wieder an die Straßen gestellt haben. "Der Täter ist immer ein Zeller, er schlägt erbarmungslos zu", musizierte Stephan Glunk.
Ein Würdenträger aus "ländlichem Lausbubenidyll"
Dann war es so weit, endlich konnte der neue Ehrengerstensafter verkündet werden. Nachdem die Vorsitzende des Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein, Carola Schäpke nach ihrer Ernennung 2020 aufgrund von Corona diese Würde bis 2023 innehatte und daraufhin zwei Männer folgten, sei es für Christoph Graf nur logisch, "dass der diesjährige Ehrengerstensafter ebenfalls maskulin sein muss". Junges Blut habe der Würdenträger in sich und sei in "ländlichem Lausbubenidyll" aufgewachsen, bevor er das Verwalten studierte. Spätestens bei der Tatsache, dass er neben seiner Frau mit der Orgel eine "zweite große Liebe" habe, war allen klar, um wen es sich handelte, und zwar laut Graf um den "Bürger-Mayer Holger" aus Hilzingen.
"Die Gottmadinger wared vernünftig, händ gnommä en Hegauer des isch zünftig", so Holger Mayer zu Beginn. Bezogen auf die anstehende Bundestagswahl meinte er, dass "bald viele Politiker ohne Job" dastehen könnten. Auch die potenzielle feindliche Übernahme Hilzingens durch die Gottmadinger, was Bürgermeister Michael Klinger zwischenrufend als "guten Plan" bezeichnete, stieß beim Hilzinger Bürgermeister nicht gut auf. Wenn es dann doch so käme, möchte Mayer, "dass ihr mich zum Oberbürgermeister ernennt und Michael Klinger zu meim' persönlichen Referent".
Närrisch-musikalische Zugabe
Den wahren Grund hinter seiner Auszeichnung sei für ihn jedoch, dass er ein großer Fastnachter sei. "Schwäbisch-allemannisch, Hegau-Bodensee, Fastnacht zu pflegen, des isch schee", so der neue Ehrengerstensafter. "Und wenn i nimme weiter weiß, geh' ich zur Audienz bei Fasnachtsurgestein Walter Benz."
Zu guter Letzt hatte Mayer noch einige ernste Töne zum Rechtsextremismus in Deutschland in seiner Rede verpackt. "Schützen wir bitte unsere Demokratie, und senden heut Abend voller Freude und Liebe ein Zeichen in die Welt für Freiheit und Liebe", ermunterte er die närrischen Gäste. Doch damit noch nicht genug, so begeisterte der "Bürger-Mayer" auf der Harmonika noch mit seinem alten "Lausbuba-Kolleg" Tobias Klein an der Gitarre die närrischen Gäste im Saal, die hiernach zurecht auch noch zwei weitere Zugaben bekamen, ehe nach der Ernennung von montrona-Geschäftsführer Patrick Pfeiffer zum neuen Fördermitglied der närrische Abend ein Ende fand.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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