Zwei Jungwinzer leben ihren Traum
„Da schlug das Winzerherz schon ein bisschen höher“
Der Weinbau hat auch bei uns in der Region eine sehr lange Tradition. So auch im Hegau, genauer in Gailingen am Hochrhein. Dort haben die beiden Winzer Julian Moser und Lorenz Keller, die gemeinsam das Weingut Schloss Rheinburg Keller & Moser führen, ihre berufliche Heimat gefunden, wie sich Moser in seiner Erinnerung äußerte.
„Damals war bestes Wetter, als wir im Jahr 2019 von Barbara Su-Floetemeyer in die Villa Rheinburg eingeladen wurden.“ Su-Floetenmeyer ist die Tochter von Peter Groß, einem Bauunternehmer aus Saarbrücken, der damals Anfang der 1970er Jahre mit seiner Familie die Villa von den Kliniken Schmieder übernommen hatte. „Lorenz Keller und ich kannten das Anwesen, in dessen Geschichte wir an diesem Tag eingeweiht wurden, zuvor noch gar nicht.“ Dabei reicht die Historie des Gebäudes bis in das Jahr 1866 zurück, als Franz Arthur Rausch, einem vermögenden Nachkommen aus der Schaffhauser Handelsfamilie, die Villa Rheinburg am heutigen Ort erbauen ließ, nach seiner Hochzeit jedoch wieder zurück in die Schweiz ging. „Über unterschiedliche Personen und Institutionen wie Opel oder einigen Kommunen kam das Gebäude schließlich zu den Schmieder Kliniken“, ergänzt Moser, der selbst damals Kellermeister in einem Betrieb am Bodensee war, bei Keller seine Ausbildung absolvierte und seine Bodensee-Weine von der Reichenau aus vertrieb.
„Als wir dann über das Gelände an den Reben am Rauschenberg angekommen waren und dort eine großartige Aussicht über die Ostschweiz und die Alpen hinweg genossen, schlug das Winzerherz dann schon ein bisschen höher.“ Man habe davor sonst immer eine gewisse Distanz zu diesem Ort gehabt und habe daher nicht erwartet, in einem solchen „Kleinod“ eine solch riesige Fläche vorzufinden. „Da Lorenz (Keller; Anm. d. Red.) das nicht alleine machen wollte und wir zuvor schon eine enge Zusammenarbeit pflegten, mussten wir nach der Besichtigung gar nicht lange überlegen, ob wir den Pachtvertrag unterschreiben wollen.“ Das erste Jahr nach Vertragsunterzeichnung verlief jedoch, aufgrund der Pandemie, nicht, wie geplant für die beiden Jungwinzer. „Es war zum Teil wirklich eine Katastrophe, da zu dieser Zeit unter anderem ein Einreisestopp für unsere Saisonarbeiter galt.“ Zudem wusste man nicht, ob und wie man nun die Weine an die Kunden bringen wollte, da der Handel und die Gastronomie zwar bereit waren, die Weine anzubieten, jedoch während des Lockdowns geschlossen hatten.
„Wir haben zunächst nur die Hälfte der rund neun Hektar übernommen und mussten zu diesem Zeitpunkt viel Freizeit opfern“, erzählt Moser. Erst im Jahr 2021 sei man voll mit der ganzen Fläche eingestiegen. Im ersten Jahr wurde zudem viel produziert, weshalb man den Jahrgang 2020 folglich erst im Jahr 2021 unter die Leute bringen konnte. Neben einer öffentlichen Veranstaltung in der alten Trotte am Fuße des Rauschenbergs, welche laut Moser sehr gut angenommen wurde, mussten die beiden zusätzlich noch kreativ werden, um die Ware zu verkaufen. „Uns blieb keine andere Möglichkeit. Daher schnürten wir Probepakete mit kleinen Weinflaschen mit je 0,375 Liter Inhalt und drehten am Rebberg sowie in den Räumlichkeiten des Weinguts Videos, in denen wir die Weine präsentierten. Diese Videolinks waren schließlich in den Probepaketen mit drin, die wir so unter die Leute brachten“, so Moser. Verkaufte man im ersten Jahr noch Weine von etwa 4 Hektar Rebfläche, waren es im zweiten Jahr am Rheinberg schließlich Weine von 9 Hektar. „Hier haben wir schöne Flächen vorgefunden, die gut zu bewirtschaften sind und vertreiben unsere Weine mittlerweile bis über die regionalen Grenzen hinaus“, erzählt Moser weiter. „Daher bereuen wir die Entscheidung, dieses Weingut zu pachten, zu keiner Sekunde.“
Portrait:
Name: Julian Moser
Alter: 30 Jahre
Beruf: Winzer
Mein Antrieb: Das Streben nach dem perfekten Wein, auch wenn es schwer möglich ist, sowie aus den Reben das Beste herauszuholen.
Was verbindet Sie mit der Region: Ich selbst bin hier aufgewachsen. Es ist eine sehr vielfältige Region, von wo aus man es nicht weit zu den Bergen und dem See hat.
Der Ort:
Hier am Rauschenberg sowie der Villa Rheinburg leben die beiden Jungwinzer Julian Moser und Lorenz Keller mit ihrem Weingut Schloss Rheinburg Keller & Moser ihren Traum und vertreiben dort über die Region hinaus ihre Weine.
Dabei reicht die Historie des Gebäudes bis in das Jahr 1866 zurück, als Franz Arthur Rausch, einem vermögenden Nachkommen aus der Schaffhauser Handelsfamilie, die Villa Rheinburg im Neorenaissance-Stil am heutigen Ort erbauen ließ.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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