Gailingens Bürgermeister Heinz Brennenstuhl im Sommerinterview
»In Gailingen wird es nie langweilig«
Gailingen (mu). Sie wird die »Perle am Hochrhein« genannt, die Gemeinde Gailingen. Eingebettet in malerische Weinberge, liegt sie direkt am Hochrhein. Über Tourismus, Kultur, Wirtschaft und anstehende Aufgaben spricht Gailingens Bürgermeister Heinz Brennenstuhl im WOCHENBLATT-Sommerinterview.
WOCHENBLATT: Tourismus ist ein wichtiger Entwicklungszweig im Hegau, wie kann dieser in Gailingen weiter gefördert werden?
Heinz Brennenstuhl: Die Gemeinde misst dem Tourismus einen hohen Stellenwert bei. Dies hat sie u.a. mit dem Rheinuferpark und der Unterstützung des Hotels Rheingolds sehr eindrucksvoll bewiesen. Mit der Zertifizierung der Tourist-Information und der Unterkünfte konnte eine deutliche Qualitätsverbesserung erreicht werden. Umwelt, Gesundheit, Naherholung und Tourismus sind voll im Trend. Von daher lohnt z.B. der weitere Ausbau der Renaturierung, des Gesundheitsdorfs, der Tourismusinfrastruktur und des Veranstaltungsprogramms in jedem Falle. Voraussetzung dafür ist, dass die nötigen Finanzmittel durch die Gemeinde bereitgestellt und die Tourismusfördermittel des Landes abgerufen werden. Dies ist der Fall. Tourismus ist neben der Rehabilitation ein wichtiges Standbein in unserer Gemeinde und eine der Voraussetzungen für die weitere positive Entwicklung insgesamt. Begleitet wird dies durch die permanente Ortskernsanierung und den weiteren Ausbau der Infrastruktur. Hinzu kommen die Themen Wein, Wandern, Kulinarik und Kultur, wo wir ebenfalls gut aufgestellt sind. Die Themen Kurzaufenthalte und Radwandern nehmen an Bedeutung zu. Wir liegen sehr günstig an internationalen Radwanderwegen und unsere Nachbarkantone in der Schweiz verfügen über ausgezeichnete Radwegeverbindungen in alle Richtungen. Der slow-up ist ein gutes Beispiel hierfür mit einer sehr hohen Beteiligung. Der Musikpavillon im Kurgarten, der Rheinuferpark, welcher erstmals auch im Programm „Grenzenloses Gartenerlebnis 2016“ als Streuobstpfad mit dabei ist, bieten ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm. Dadurch wird dem Thema Streuobst neuerdings besondere Beachtung geschenkt. Außerdem ist der Rheinuferpark ganzjährig ein idealer Ausgangspunkt für Radfahrer und Wanderer. Von hier aus startet der Premiumwanderweg „Grenzgänger“. Vielleicht haben Sie Lust und Zeit auf die 12 km lange schöne grenzüberschreitende Wanderung zu gehen. Hier ist auch der jährliche Töpfermarkt beheimatet. Die Wertschöpfung aus dem Tourismus generiert neben privaten auch öffentliche Einnahmen und zahlreiche Arbeitsplätze. Die Potenziale sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.
WOCHENBLATT: Welche Rolle spielt die Kultur in der Hochrheingemeinde und wie wird sie gefördert?
Heinz Brennenstuhl: Die Kultur spielt immer eine wichtige Rolle, obgleich sie manchmal etwas vernachlässigt oder als unwichtig und reiner Kostenfaktor angesehen wird. Zur Lebensqualität gehört sie aber unzweifelhaft. Hier müssen wir noch größer, interkommunaler denken. Dazu gehört ein vielfältiges Angebot in den Städten rings um uns herum. Singen, Konstanz, Schaffhausen, Zürich, Winterthur und St. Gallen sind z.B. problemlos erreichbar und bieten ungemein viel. Vor Ort sind unsere Vereine der entscheidende Faktor. Sie zu fördern und zu unterstützen ist kulturelle Aufgabe. Mit der Förderung der Jugendmusikschule Westlicher Hegau tun wir z.B. etwas Gutes für unsere Kinder und Jugendlichen. Hierzu gehört aber auch eine Anerkennungskultur für die ehrenamtlich Tätigen. Wenn wir sie schon nicht bezahlen können, sollten wir sie wenigstens wertschätzen! Das Jüdische Museum im Bürgerhaus als Zentrum jüdischer Geschichte und Kultur am Bodensee und Hochrhein, die Kammermusik am Hochrhein bei den Kliniken Schmieder, die Junge Galerie im Hegau-Jugendwerk, die Künstler und Galerien im Ort, das Cafe Philo, die grenzüberschreitende Erzählzeit und der weihnachtliche Kreativmarkt spielen eine wichtige Rolle. Hierdurch kommen viele Menschen zu uns und geben hier ihr Geld aus. Unser Kinderferienprogramm, welches wir gemeinsam mit der Gemeinde Büsingen machen und die Kinderferienbetreuung sind weitere Bausteine. Neu war dieses Jahr erstmals ein Open Air Kino im Rheinuferpark, welches gut ankam.
WOCHENBLATT: Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in Gailingen?
Heinz Brennenstuhl: Ich sehe sie sehr positiv. Wir legen in den Bereichen Einwohner, Steuern, Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten zu. Der öffentliche Nahverkehr konnte deutlich verbessert werden und wir sind ein beliebter Ort für unsere Schweizer Nachbarn, was Einkaufen, Gastronomie und Naherholung anbetrifft. Wichtig ist vor allem die Standortsicherung für unsere Rehabilitationseinrichtungen. Die Kliniken Schmieder und das Hegau-Jugendwerk sind der langfristige Garant für eine gute Entwicklung. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Darum freut es mich ungemein, dass sowohl die Kliniken Schmieder, als auch das Hegau Jugendwerk vor großen Investitionen stehen, die den Standort langfristig sichern sollen. Sie dabei bestmöglich zu unterstützen, ist für mich eine reine Selbstverständlichkeit.
WOCHENBLATT: Welche wichtigen Projekte stehen in diesem Jahr noch auf der Agenda der Gemeinde?
Heinz Brennenstuhl: Die Sanierung der Hochrheinhalle mit Kosten von rd. 3,2 Mio. € und die Entscheidung über die Zukunft des Friedrichsheims steht an. Mit dem neuen Kindergartenjahr startet der Waldkindergarten „Waldtrolle“. Das Thema „Schnelles Internet“ soll mit Hilfe eines Masterplans voran gebracht werden. Ein weiteres wichtiges Thema wird das künftige Mobilitätskonzept sein. Hier wollen wir uns durch Fachfirmen translake, was den breiten Bürgerbeteiligungsprozess und die Fa. Rapp, was die Fachplanung anbetrifft, beraten lassen. Ein bisschen stolz sind wir auf die eea – (European Energy Award) – Rezertifizierung und das erste grenzüberschreitende Klimaschutzkonzept mit Diessenhofen. Der Standortentwicklungsprozess natürlich.gesund.leben hat an Fahrt aufgenommen. Wir haben das Projekt „Gemeinsam bewegen“ in den Sommerwochen wieder mit großem Erfolg angeboten. Der nächste Gailinger Gesundheitstag am 16. Oktober 2016 im Hegau- Jugendwerk wird momentan vorbereitet. Ein Treffen mit den Partnern aus Lingenau/Vorarlberg ist geplant sowie die Herausgabe des nächsten Gesundheitsmagazins. Dies alles geschieht in ganz hohem Maße durch ehrenamtlich Tätige, wofür ich außerordentlich dankbar bin. Sie sehen, Gailingen ist lebendig und hier wird es nie langweilig!
WOCHENBLATT: Wie weit ist das Projekt auf dem Löwenareal fortgeschritten?
Heinz Brennenstuhl: Das Projekt ist sehr weit fortgeschritten. Der Bauantrag wurde eingereicht. Die Gemeinde hat ihr Einvernehmen dazu erteilt. Wir werden das Projekt auch mit Mitteln aus dem Landessanierungsproramm fördern. Dies ist einer der Beiträge, die schon angesprochen wurden. Nun liegt alles seit Monaten beim Landratsamt in Konstanz zur Genehmigung. Das ist leider eine sehr zähe Angelegenheit. Hier würde ich mir schnellere Genehmigungsverfahren als wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsförderung sehr wünschen. Das inhaltliche Konzept wurde von der Stiftung Innovation & Pflege im voll besetzten Schlosskeller vorgestellt. Ich bin fest überzeugt, wir bekommen hier etwas Gutes für die ältere Generation mitten in unserer Gemeinde und ich freue mich schon heute auf den Startschuss für dieses Projekt.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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