85 Jahre Pogromnacht in Gailingen
Gedenken und der bange Blick auf den Krieg im Nahen Osten
Gailingen. Mit sehr bewegenden Worten und Klängen wurde am Freitagmorgen in Gailingen der Geschehnisse im um die Pogromnacht in der Gemeinde gedacht, freilich in diesem Jahr in einem ganz anderen Kontext, der schon dadurch deutlich wurde, dass der obere Eingang des Synagogenplatzes von einem Fahrzeug der Polizei bewacht wurde angesichts der aktuell angespannten Situation. Das sei vom Innenministerium so angeordnet worden zum Schutz solcher Veranstaltungen, sagte Bürgermeister Dr. Thomas Auer. Zusammen mit Dr. Ina Appel vom jüdischen Museum Gailingen ging es zurück in diese Nacht durch die Erzählungen von Jenny Bohrer, der Frau des letzten Rabbiners hier in Gailingen, die von ihrer nackten Angst berichtete, als der aufgeheizte Mob und die Gestapo als "Volkszorn" (so die damalige Sprachregelung) die Wohnung erstürmte und die Menschen auf die Straße zerrte.
Erst nach dem Morgengebet wurde die Synagoge gesprengt und angezüdet. Die Gailinger Juden wurden aufgefordert den Schutt selbst zu beseitigen - was sie übrigens nicht taten. Dr. Auer schilderte aus dem Tagebuch von Dr. Siegmund Heilbronn, dem letzten jüdischen Arzt hier in der Gemeinde.
Und dann der Schwenk in die Gegenwart: Dr. Thomas Auer bemerkte einen neuen Antisemitismus nicht erst durch den neuen Krieg im Nahen Osten und den damit verbundenen Konfrontationen. Der Schutz der jüdischen MitbürgerInnen sei ihm wichtig. Und jetzt sei eine Zeit, in der Zivilcourage gezeigt werden solle. Dr. Ina Appelt gab in einem zitierten Gedicht der Hoffnung Ausdruck, dass dort ein Zusammenschluss derer gelinge, die das Leben wählten.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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