Renaturierung am Rheinuferpark abgeschlossen
Der letzte Schritt für mehr Naturschutz ist getan
Gailingen. Nach insgesamt 27 Jahren ist es vollbracht: Am Montag, 19. Juni, feierten die Kraftwerke Schaffhausen und die Gemeinde Gailingen die Vollendung der Renaturierung des Rheinufers am hiesigen Rheinuferpark.
"Dieser Abschnitt ist insgesamt eine tolle Sache geworden", freute sich Gailingens Bürgermeister Thomas Auer bei seiner Eröffnungsrede. Und doch war das Projekt auf Gailinger Gemarkung, welches vor 15 Jahren begann und seitdem Kosten von insgesamt zwei Millionen Franken mit sich trug, nicht unumstritten. So gab es seiner Aussage nach "gemischte Meinungen", da man sich damals ungern vom Strandbad trennen wollte.
Niedrigschwelliges Projekt
Die gesamten, auf Gailinger Gebiet durchgeführten Maßnahmen wurden durch das Begleitgremium Ökofonds von schweizerischer Seite finanziert. Weiter fuhr Auer fort: "Es wären noch weitere Grundstücke auf der anderen Seite der Brücke renaturierbar, jedoch war dies aufgrund des fehlenden Einverständnisses der Bürgerinnen und Bürger dort nicht möglich."
Stefan Mayer, Teil der Geschäftsleitung bei SH Power (Schaffhausen Power) und Betriebsleiter der Kraftwerke Schaffhausen, lobte allgemein die "unkomplizierte Zusammenarbeit" mit der Gemeinde Gailingen und erläuterte anfügend dazu nochmals die genaue Finanzierung: "Bei den Kraftwerken Schaffhausen hatten wir für dieses Projekt eine Zertifizierung, mit der wir Dinge machen konnten, die über das Gesetzliche hinaus gehen. Der Fonds selbst, durch den das Projekt finanziert wurde, verwaltet wiederum SH Power."
Benjamin Homberger, Obmann des Begleitgremiums Ökofonds, betonte die Arbeit des Fonds an sich: "Wir arbeiten überwiegend mit externen Partnern und Umweltorganisationen zusammen. Meist sind dies Projekte, die sehr niedrigschwellig angehbar sind."
28 Kilometer renaturiert
Im weiteren Verlauf erklärte Projektleiter Peter Hunziker die genaue Vorgehensweise der Renaturierung des Abschnitts am Rheinuferpark, so renaturierte man von 1995 bis heute insgesamt 28 Kilometer Uferweg: "5,4 Kilometer des Rheinuferwegs liegen am Rheinanstoß Gailingen. Hiervon wurden 2,5 Kilometer in Gailingen zurückgebaut, was nun mit dem Rheinuferpark sein Ende gefunden hat." Auf der deutschen Rheinseite wären laut Peter Hunziker insgesamt 80 Prozent zurückbaubar. Die Ufermauer wurde abgebrochen und der Weg, dessen Renaturierung insgesamt 325.000 Franken kostete, blieb, wie er war.
Rohrglanzgras zum Erosionsschutz
"Bei Baggerarbeiten an der Mauer haben wir Ziegelsteine und ähnlichen Schutt sowie 1.000 Kubikmeter sauberes Material gefunden", so Hunziker. Die Ziegelsteine habe man durch eine mobile Siebanlage herausgefischt, das andere Material unter dem Kiesufer, dessen Kies von der Firma Meichle und Moor aus Singen kam, eingebaut. Das Kiesflachufer machte man nicht steiler als 20 Prozent, damit der Wellenschlag den Kies nicht abträgt. "Der Kies", berichtete der Projektleiter, "sowie der Übergang zur bepflanzten Böschung können demnach einer Wasserführung von bis zu 1.000 Kubikmeter pro Sekunde standhalten." Dort gepflanztes Rohrglanzgras könne ebenfalls den Erosionsschutz übernehmen.
Auch vorgepflanzte Matten wollte man anbringen, was der Landkreis Konstanz jedoch wegen der fehlenden Regionalität des Saatgutes nicht erlaubte. Eine eingesäte Blumenwiese soll ihm zufolge zur Artenvielfalt an diesem Abschnitt beitragen. Hier wurden mehrere, bis zu 140 Liter Wasser fassende Wassersäcke montiert, welche bis zu zehn Stunden am Tag Wasser abgeben und somit Einsätze durch ständiges Gießen reduzieren. Eine allgemeine Pflege des Ufers müsse laut Hunziker noch gemeinsam mit dem Gailinger Gemeinderat besprochen werden. Dort soll ebenfalls, auf Anregen eines Gemeinderatsmitglieds, ein bis dato fehlendes Hinweisschild zum Naturschutz für die BürgerInnen zur Sprache kommen.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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