Rund 200 Personen bei Infoveranstaltung
Windpark Langwieden soll regionale Wertschöpfung fördern

Der Windpark "Landwieden" würde relativ untersehbar in der Region, wie die Visualsuierungen von Badenova zeigten. Das wäre der Blick von Sportplatz der nächstgelegenen Ortschaft Mauenheim unterm Hegaublick. | Foto: Badenovia
10Bilder
  • Der Windpark "Landwieden" würde relativ untersehbar in der Region, wie die Visualsuierungen von Badenova zeigten. Das wäre der Blick von Sportplatz der nächstgelegenen Ortschaft Mauenheim unterm Hegaublick.
  • Foto: Badenovia
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Engen/ Immendingen. Rund 200 Interessierte waren letzten Donnerstag, 24. Oktober, in die Stadthalle Engen gekommen, um sich dort über den aktuellen Stand für das Windkraftprojekt "Langwieden" zu informieren.

Das Projekt wurde einst vom Unternehmen "solarcomplex" angestoßen, ist inzwischen aber durch den Freiburger Stromversorger "badenova" als Projektierer übernommen worden, der hier mit dem einem Pool von Stadtwerken aus dem "Hegauwind"-Projekten zwar noch nicht final die tatsächliche Umsetzung entschieden hat, aber doch eine "auskömmliche" Perspektive für die vier Windräder an der Gemarkungsgrenze zwischen Engen, Immendingen und Geisingen sieht. Dementsprechend waren auch Personen aus allen drei Gemeinden hier an die Informationsveranstaltung gekommen, bei der tatsächlich jede Menge an Informationen vermittelt wurden.

Strom für drei Ortschaften

Sollten die vier Windräder, die aufgrund der Windhöffigkeit dann eine Höhe von bis zu 250 und 270 Meter aufweisen müssen, gebaut werden, so könnten sie aufgrund der bisher erhobenen Daten rund 40 Megawattstunden (MWh) Strom übers Jahr produzieren und damit den rechnerischen Bedarf der Haushalte von Engen, Geisingen und Immendingen decken. Um die Veranstaltung effizienter zu gestalten, wurde auf ein Fragesystem per QR-Code über Mobiltelefone gesetzt, was zwar die dürre Mobilfunkversorgung und das schwache WLAN in der Halle offenbarte, aber dann doch funktionierte.
Auch Vertreter des Regionalverbands und des Regierungspräsidiums waren mit kurzen Vorträgen vertreten und hoben das lokale Projekt in den neuen Teil-Regionalplan hinein. Die Nachfrage ergab aber, dass in den angrenzenden Landkreisen das Gebiet noch gar keine Vorrangflächen sind, was aber auch kein Hindernis bei der Umsetzung sei. Eher seien es aktuell die noch laufenden Standortuntersuchungen, aus denen sich auch mögliche Abschaltzeigen durch Fledermäuse oder Greifvögel definiert werden könnten, sowie auch ein Konflikt mit einem angrenzenden "FFH-Gebiet". Die mögliche Windstärke wird mit erwartete 5,5 bis sechs Metern in 160 Metern Nabenhöhe angegeben.

Zur früh für Einsprüche

Josef Schöller von der Gewerbeaufsicht des Landratsamts, die das Genehmigungsverfahren dann bearbeiten wird, machte den Besuchern deutlich, dass jetzt nicht der Zeitpunkt sei, Einsprüche gegen dieses Projekt erheben. Denn derzeit sei man ja wie gehört in der Planung und deshalb stehe nicht final fest, was wo und wie genau gebaut werden solle, und welcher Naturausgleich in welchem Umfang und wo nötig werde. Fragen in diese Richtung gab es über die App schon einige. Zum Infraschall etwa, der immer wieder als Argument angeführt wird. Dazu wurden mehrere Untersuchungen zitiert und auch Messergebnisse, nach denen die Infraschall in einem Auto vielfach stärker ist, mit geöffneten Fenstern noch viel stärker. Auch die Frage, wie das mit dem CO₂ im Betonsockel sich verhält, konnte plausibel beantwortet werden: Das habe die Windkraftanlage bereits nach wenigen Monaten egalisiert, ebenso wie die CO₂-Belastung durch die Produktion und den Transport der Windräder.

Regionale Wertschöpfung

Sebastian Schüßler von "badenova" erläuterte auch die Teilhabe der Kommunen an diesem Schritt der Energiewende. Zum einen durch eine Kommunalabgabe des noch zu gründenden Betreiberkonsortiums, das wahrscheinlich "Hegauwind Langwieden" heißen wird, wie auch die Gewerbesteuer und für die Partner die Ergebnis-Beteiligungen, sodass hier eine regionale Wertschöpfung generiert werde. Eine vom Landratsamt mögliche Inbetriebnahme bis 2027 wird allerdings als sehr optimistische angesehen. Der im benachbarten Watterdingen geplante Windpark Brand, wartet sei zwei Jahren auf die Baugenehmigung, wie Bene Müller von Solarcomplex auf Nachfrage sagte. Und er rechne auch hier wie bei allen Projekten in Baden-Württemberg mit einer Klage gegen die Genehmigung.
Dass auf dieses Projekt gewartet wird, unterstrich Andreas Klatt von der Bürger-Energie Bodensee eG. Man habe sehr viele Interessenten, die sich hier finanziell in der Energiewende engagieren wollten. Dafür müsste man aber auch die Projekte dazu haben. Auch seitens der anwesenden Stadtwerke wurde der Bedarf proklamiert: Der Strom wäre für die Marke "Regionalstrom" eine Stärkung, würde also auch zur regionalen Versorgungsaufwertung wie Wertschöpfung dienen.

Einspruch vom Landwirt

Zum Abschluss nutzte Stefan Frank, Mitinhaber des landwirtschaftlichen Hofs Immensitz, das Podium für eine persönliche Erklärung. Seine Schwiegereltern hätten sich damals beim Bau der Autobahn nicht getraut, Widerspruch einzulegen, deshalb sei der Hof unter der Immensitzbrücke der A81 vor dem Hegaublick von Lärm beeinträchtigt, wenngleich es seit der Brückensanierung von 2026 mit Lärmschutz etwas besser geworden wäre. Nun solle ihm in wenigen hundert Metern ein Windrad vor die Nase gesetzt werden, das auch nächtens, wenn die Autobahn meist ruhig sei, für Geräusche sorgen könne. Deshalb bitte er darum, den Standort dieses Windrads noch einmal zu überdenken.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.