Närrische Ratssitzung Engen
"Vorbei mit der Moser-Absetzerei"
Engen. Auch die närrische Ratssitzung der Engener Narrenzunft konnte in diesem Jahr wie gewohnt stattfinden. Ab 10 Uhr stand das Foyer der Stadthalle am Montag allen Zunft- und Hobbynarren offen und auch die Stadtverwaltung kam hier wieder zu Wort.
Den Anfang machte nach der Begrüßung der vielzähligen Gäste durch den Zunftpräsidenten Sigmar Hägele die Jugendkapelle der Stadtmusik. Die hatten die diesjährige fünfte Jahreszeit wieder tatkräftig mit begleitet. Im Anschluss ergriff wieder der Engener Zunftpräsident das Wort, der sich sogleich für die wohl im Rathaus hinterlassenen Viren bedankte, die ihn schon am Tag nach der Machtübernahme letzten Donnerstag niedergestreckt hätten. Trotz Krankheit und dank der hochgelobten und motivierten Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung, habe er seine Aufgaben jedoch locker im Homeoffice erledigen können.
Narrentreffen 2025 in Engen
So sei das Narrentreffen, das im Jahr 2025 zum 150. Jubiläum der Zunft in Engen stattfinden soll, nun vorbereitet und müsse nur noch mit dem Gemeinderat besprochen werden. Der Empfang dafür in der Städtischen Galerie solle dem Anlass entsprechend edel ausfallen, so der Wunsch des Präsidenten, der regt dazu beispielsweise Häppchen mit Lachs an. "Da muss man dann auch schauen, dass die Ausstellung mit Narren zu tun hat", macht Hägele weiter klar, dass er bei den Vorbereitungen schon alles durchdacht hat. Für das "einfache und funktionelle" Erscheinungsbild der neuen Sporthalle verteilte er noch ein Lob an Bauamtsleiter Matthias Distler. Zudem eigne sich die Halle "für's Narrentreffen als Massenquartier", schloss der erste Vorstand.
Als daraufhin Bürgermeister Johannes Moser das Wort ergriff, überraschte der zunächst mit der Nachricht, dass es künftig wohl statt Waldschütz-Brötchen "Schnecken-Burger" gebe.
Mehr über die Übergabe der Bäckerei Waldschütz an Schneckenburger ist hier nachzulesen:
Dann blickte er bei diesem letzten närrischen Termin als Chef der Stadtverwaltung zurück auf seine Amtszeit. Gerade für die Narren gebe es doch eigentlich keinen Grund zu meckern, immerhin wurden mit ihm die Narrenstube und -ausstellung umgesetzt. Da die Narren ja auch immer älter würden und sonst Schwierigkeiten hätten, dorthin zu gelangen, habe man ihnen auch gleich noch den Altstadtaufzug dazu gebaut - wenn auch offiziell aus anderen Gründen, um "den Neid anderer Vereine zu vermeiden". Sogar den Orbiter könne man dann 2025 närrisch beleuchten und inszenieren. Um auch den letzten Zweifel an der Wichtigkeit der Narren für Engen zu begraben, berichtete Moser, dass er die Stadthalle eigentlich gerne zur "Hanselearena" getauft hätte.
Hornlose Kuh
Manche Anekdote aus den letzten 27 Jahren konnte der Rathauschef ebenfalls bieten, zum Beispiel vom Besuch des Landwirtschaftsministers Özdemir auf dem Dielenhof. Dieser habe sich über die artgerechte Haltung der Tiere dort sehr angetan gezeigt und war doch zum Schluss verwundert über eine Kuh ohne Hörner. Darauf wurden dem Minister ausführlich die möglichen Gründe erklärt, so komme es beispielsweise durch Geburtsfehler dazu, dass manche Kuh keine Hörner habe, manchmal würden sie auch von dem Tier abgestoßen oder gar vom Menschen entfernt. "Konkret in diesem Fall handelt es sich um ein Pferd" sei damals dann die gelungene Pointe des Besuchs gewesen. Vermissen müsse man ihn trotz der Aufgabe seines Amtes nicht, der "bald Alt-Bürgermeister" sicherte auch weiterhin seinen Besuch bei fastnächtlichen Terminen zu, dennoch sei es nun "vorbei mit der Moser-Absetzerei."
Eben deswegen widmete dem Ende des Jahres scheidenden Bürgermeister dann ein Chor des Rathaus-Teams, unter der Leitung von Marianne Wikenhauser an der Gitarre, mit "Ein Stern" ein Lied. Auch Gabriele Hering, die jahrelang maßgeblich am Hegaukurier mitgewirkt hatte, bekam in gleicher Chorbesetzung an ihrem letzten Tag ein Ständchen gesungen und zum Abschied noch den Ehrenorden der Engener Zunft verliehen. Von Melanie Hägele, ebenfalls an der Gitarre, gab es dann noch einen musikalischen Beitrag zum diesjährigen Motto "Mir sind wieder do". Der war eigentlich gar nicht für die Öffentlichkeit gedacht, doch wurde nicht zuletzt durch den Text spürbar: Das Wiederaufleben der Fasnet in diesem Jahr "macht uns Mut!"
Der 60. Hochzeitstag
In einem anschließenden Sketch waren Frithild und Karle zu sehen, die für ihren 60. Hochzeitstag verreisen wollten. So bekommen sie zwar keinen Besuch vom "Johannes" und auch nicht von Tim Strobel, was Frithild besonders gefallen hätte, doch wollten sie diesen Tag nicht in Engen verbringen. Grund dafür könnten wohl auch die Stolpersteine sein, die gebe es laut der älteren Frau ja eh schon genug und durch Strobel nun nochmal 16 mehr - wenn damit auch das Projekt in Gedenken an die Verfolgten der NS-Zeit gemeint ist. Es folgten einige Verwirrungen, wann und von welcher der vielzähligen Engener Hallen der Bus abfahren würde, mit dem die beiden nach Wuhan reisen wollten. Schnell änderte sich da die Vorstellung der beiden zu ihrem Hochzeitstag: "Mir bleibet in Enga, denn do bleibt ma hänga!"
Zur Melodie des Badnerliedes gab es dann noch ein Lob auf die "allerschönste Narrenstadt in unser'm Badnerland" und ein Schunkellied, bevor mit der anrückenden Engener Katzenmusik musikalisch schnell andere Töne angeschlagen wurden. Die Gruppe feierte in dieser Saison nicht nur ihr Jubiläumsjahr "90 plus eins", es wurden auch Mitgliedschaften über sieben, zwölf, 20 und sogar 30 Jahre durch entsprechende Orden ausgezeichnet. Bevor dann die Stadthalle für die Kinderfastnacht vorbereitet werden musste, lud Präsident Sigmar Hägele die Gäste der Sitzung noch ein, ein wenig zu verweilen.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
Kommentare