Am 28. Januar wurde in der Engen eine neue Kunstausstellung eröffnet
Stefanie Krügers Tagträume sind »unwirklich wirklich«
Engen. Wenn die Gedanken wandern, sich Fantasie und Realität vermischen und ihre Grenzen verschwimmen, dann entstehen Ideen, Bilder und Welten, die sich gut mit den Worten »unwirklich wirklich« beschreiben lassen. Es fällt schwer zu differenzieren, zwischen dem Sichtbaren und dem, was die Handschrift des eigenen Unterbewusstseins ist. Genauso lassen sich auch die Werke der Stuttgarterin Stefanie Krüger und ihre Wirkung auf den Betrachter beschreiben.
Unter dem Titel »Tagtraum« ist ihre Ausstellung in der Städtischen Galerie+Museum Engen ist nun bis zum 27. März 2022 für Besucher zu sehen.
Grundlage für alle Gemälde der Künstlerin sind spontan selbstangefertigte Fotografien, meist aus der unmittelbaren Umgebung Stefanie Krügers in Stuttgart. Doch auch Motive hier aus der Region, wie zum Beispiel der Hohentwiel lassen sich in den Ausstellungsräumen finden. Zur Entstehung der Fotografien meint Stefanie Krüger selbst: »Der Auslöser ist meist eine Situation, die mich berührt oder aber befremdet.« Zum weiteren Prozess erklärt sie noch: »Dann entstehen erste Skizzen, Versatzstücke aus Fotografien fließen mit ein, werden verändert, neu kombiniert.«
So entstehen Schritt für Schritt Gemälde aus Öl auf Leinwänden unterschiedlichster Größen. Diese wissen mit ihrer augenscheinlichen Einfachheit zu faszinieren. Es geht hier nicht darum, eine Geschichte zu erzählen oder beim Betrachter bestimmte Gedanken oder Emotionen zu wecken. Vielmehr befinden sich die Gemälde in einem Zwischenstadium aus klarer Darstellung der Umwelt, gerade so stark verzerrt und verändert, dass hier Raum ist, die Fantasie des Betrachters anzuregen etwas »Eigenes« daraus zu machen.
Es wird fast immer mit Licht und Schatten gespielt, mal direkt durch die bloße Darstellung von Schattenbildern, mal durch die Lichtverhältnisse der abgebildeten Tages- oder Nachtzeit. Ebenfalls oft zu finden sind Wasserflächen mit ihren Spiegelungen und Reflexionen. Nur selten zu finden sind Menschen oder Tiere. Deutlich öfter entdeckt man vom Menschen Geschaffenes – eine Tankstelle, ein Festzelt oder ein Brunnen zum Beispiel. Diese stechen durch ihren harten und klaren Malstil förmlich aus dem Restkunstwerk heraus. Für Kunsthistoriker Dr. Andreas Gabelmann verstärkt dieser Kniff das entstehende »Wechselspiel zwischen Naturnähe und Künstlichkeit«. Die Werke von Stefanie Krüger bezeichnet er sehr treffend als »unwirklich wirklich« - wie es auch Tagträume so oft sind.
Insgesamt glänzt die Ausstellung durch ihren schieren Abwechslungsreichtum und lädt in den Engener Räumlichkeiten dazu ein, vom Besucher erkundet zu werden. So entdeckt man hier sowohl übersehene oder abstrahierte Details in den Gemälden, aber auch eine komplette Wand oder einen Raum mit weiteren großen und kleinen Leinwänden. Es lohnt sich, einen Moment vor den Bildern zu verweilen und diese auf sich wirken zu lassen.
Stefanie Krüger wurde 1970 in Stuttgart geboren und besuchte von 1991 bis 1999 die Stuttgarter Kunstakademie. Seither wurde sie selbst mehrfach lehrend in und um Stuttgart tätig. 2008 erhält sie das Stipendium der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen, 2012 den Kulturförderpreis des Lions-Club Singen-Hegau. Die Werke der Künstlerin sind seit 1992 in einigen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen.
Die Eröffnung fand am Abend des 28. Januar in der Städtischen Galerie+Museum Engen statt. Nach einer kurzen Ansprache von Gabi Schupp, welche den austragenden Kunstverein der Stubengesellschaft Engen vertrat, folgte eine Einführung in die Werke der Künstlerin durch den Radolfzeller Kunsthistoriker Dr. Andreas Gabelmann.
Die Öffnungszeiten der Ausstellung in Engen sind von Dienstag bis Freitag 14-17 Uhr, sowie Samstag und Sonntag von 11–18 Uhr.
Weitere Informationen zur Ausstellung »Tagtraum« von Stefanie Krüger sind zu finden auf der Homepage www.stubengesellschaft-engen.de
- Anja Kurz
Autor:Redaktion aus Singen |
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