Stimmungsvolle Eröffnung für die »Woche des Tangos« der Stubenklassik in Engen
Piazzollas »Vier Jahreszeiten« und noch mehr
Gottmadingen. Zur ersten der zwei Veranstaltungen lockte der Engener Kunstverein »Stubengesellschaft 1599« am vergangenen Freitag über 70 Besucher in das städtische Museum, um diese mit der »Woche des Tangos« zu begeistern. Das »Trio Schmuck« spielte ausgewählte Stücke von Astor Piazolla, garniert und passend eingerahmt mit »Häppchen von Höhn«.
Das Ressort Stubenklassik des Kunstvereins organisierte dieses erstklassige Event. Dass die Wahl auf »Trio Schmuck« fiel, war kein Zufall, begeisterte doch Sayaka Schmuck bereits zweimal die Engener Zuschauer. Beim letzten Auftritt bestand die Zugabe aus Stücken von Piazzolla, welche großen Zuspruch fanden, deswegen war es naheliegend, sich bei dem Thema »Woche des Tangos« überwiegend mit ihm zu beschäftigen. Stimmungsvoll versetzten Sayaka Schmuck an der Klarinette, Lisa Maria Schumann an der Violine und Kammermusiker Andreas Hering am Klavier mit »Sommer« aus den »Vier Jahreszeiten« von Astor Piazzolla die Gäste in die richtige Tango-Stimmung. Die »Vier Jahreszeiten« sollten das Hauptthema des Abends sein, das Piazzolla in Anlehnung an Vivaldis »Vier Jahreszeiten« komponiert hatte.
Doch während bei Vivaldi alles fest und starr vorgegeben ist, folgte Piazzolla dem Zeitgeist und gestaltete die Stücke für die Vortragenden freier und offener, er forderte Improvisationen auf der Bühne, welche das Trio Schmuck hervorragend herüberbrachten. Abwechslung brachte der Abend mit zusätzlichen Stücken, wie beispielsweise dem grandiosen ohrwurmverdächtigen Klaviersolo »Take five« von Dave Brubeck, welches der in der Kammermusik nachgefragte Andreas Hering hervorragend stimmungsvoll interpretierte. Der Stubenklassik-Organisator Eberhard Höhn erzählte im ersten Teil seines »Häppchen von Höhn« über das spannende Lebenswerk des argentinischen, 1921 geborenen und 71-jährig verstorbenen Astor Pantaleón Piazzolla, der als Begründer des Tango Nuevo, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino, galt. Dabei griff er die besonderen Pfade Piazzollas auf und bettete so den Text hervorragend in den musikalischen Kontext ein. »Die Musik ist nicht tanzbar«, unterstrich Höhn und verwies darauf, dass es gar keinen Sinn gehabt hätte, eine Tanzfläche für das Publikum freizuhalten, was in dem großartigen Gemäuer des ehemaligen Klosters durchaus möglich gewesen wäre. Stimmungsvoll vermittelten die Enchiladas mit Soße, die es während der Pause gab, südländischen Genuss, bevor es nach dem gehörten »Sommer« und »Herbst« nun mit dem »Winter« weiterging. Allerdings überraschten Klavierspieler Hering und die Streicherin Schumann mit Vivaldis »Winter«, während anschließend Sayaka Schmuck an der Klarinette zusammen mit dem Klavier den »Winter« von Piazzolla vorstellte. Die Unterschiede des Themas waren beeindruckend. »Das ist dem unterschiedlichen Zeitgeist geschuldet«, erklärte Schumann. Amüsiert verfolgte das Publikum schließlich den »Frühling«, in dem sich raue und sanfte Töne mischten und ein fetziger Rhythmus die Grundlage bildete. Die »Woche des Tangos« wird am 2. Juni mit Gabriel Rivano »Tango Argentino« fortgesetzt. Tango-Interessierte dürfen sich freuen, Gabriel Rivano gehöre zu den führenden Klassik-Tango-Größen, warb Höhn für die kommende Veranstaltung.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare