Engener Ausschuss beschloss einstimmig neue Gedenktafel am Kriegerdenkmal
Nicht die Augen verschließen

Kriegerdenkmal Engen | Foto: Eine neue Tafel soll am Kriegerdenkmal am Alten Stadtgarten ein Zeichen für Frieden und Freiheit setzen.
swb-Bild: Stadt Engen
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  • Foto: Eine neue Tafel soll am Kriegerdenkmal am Alten Stadtgarten ein Zeichen für Frieden und Freiheit setzen.
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Engen. Vor über zehn Jahren sorgte es für heftige Diskussionen in der Bürgerschaft und im Gemeinderat: Das Kriegerdenkmal am alten Stadtgarten in Engen. Nun bekommt das umstrittene Mahnmal eine neue Gedenktafel, deren Inhalt ein klares Zeichen für Frieden und Toleranz setzt, das Bewusstsein für die Gegenwart deutlich macht, aber die Vergangenheit nicht verdrängt.
von Ute Mucha
Gewaltverherrlichend und martialisch wirke die Skulptur aus dem Jahr 1937, die zwei Soldaten mit einer Fahne zeigt, lautete der Vorwurf in der Diskussion vor über zehn Jahren und manche Engener Bürger forderten den Abriss der Skulptur.
Andere argumentierten, dass auch die Erinnerung an das dunkle Kapitel der Nazi-Herrschaft zur deutschen Geschichte gehöre. Mit der Errichtung des Friedenszeichens von Madeleine Dietz im Jahr 2009 auf dem Engener Friedhof wurde schließlich eine Brücke zwischen den gegensätzlichen Positionen geschaffen. Die renommierte Künstlerin gestaltete eine Schriftrolle aus Cortonstahl, in die die Aussage »Ich will Frieden« in individuellen Schriftzügen eingelassen wurde. Zahlreiche Engener Bürger beteiligten sich damals an dieser künstlerischen Aktion, die als Gegenstück zum Gefallenendenkmal, als ein Andenken an die Toten und ein Zeichen für die kommenden Generationen umgesetzt wurde. Am Friedenszeichen wird seither am Volkstrauertag den Opfern der Weltkriege gedacht und an die Bedeutung von Frieden, Freiheit und Toleranz erinnert. Da die Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen damals an die Friedhofskapelle unweit des Friedenszeichens verlegt wurden, soll nun eine neue Gedenktafel am Kriegerdenkmal ein klares Zeichen für Frieden und Menschlichkeit setzen. »Wir wollen die Vergangenheit nicht verdrängen, sondern uns mit ihr auseinandersetzen. Nur so können wir ein Bewusstsein für die Gegenwart schaffen«, erklärt Kulturamtsleiter Dr. Velten Wagner und ergänzt: »Unliebsame Denkmäler einfach zu entsorgen ist nicht der Weg, diesen Konflikt müssen wir aushalten«. Der Inhalt der neuen Tafel ist kurz und prägnant und bringt die heutige Einstellung der Engener Bürgerschaft zu den Themen Kriegsverherrlichung und Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten – unter der das Gefallenendenkmal errichtet wurde – zum Ausdruck, heißt es in der Erklärung des Kulturamtes. In Absprache mit dem ehemaligen Kreisarchivar und Engener Bürger, Wolfgang Kramer, schlug Velten Wagner ein Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Richard von Weizäcker vor, das da heißt: »Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird am Ende blind für die Gegenwart«. Ergänzt wird dieses Zitat durch den Zusatz: »Zum Gedenken an alle Opfer politischer Gewalt. Als Bekenntnis zu Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Toleranz – Die Bürger von Engen 2020.
Der Engener Konflikt um ein unliebsames Denkmal ist kein Einzelfall. Auch in Radolfzell ist das Kriegerdenkmal auf dem Luisenplatz seit Jahren Anlass für Proteste. Vergangenes Jahr wurde dort mit der Pflanzung einer weißen Friedensrose ein Zeichen gesetzt. Sie soll im Laufe der Zeit das umstrittene Mahnmal einhüllen.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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