Bei der Erweiterung des Gewerbegebiets in Welschingen stießen Archäologen auf seltene Funde
Keltische Siedlungsreste entdeckt
Welschingen. Bei der Erweiterung des Gewerbegebiets in Welschingen sind Archäologen auf rund 2.000 Jahre alte Reste einer vermutlich keltischen Siedlung und das Skelett eines dort bestatteten Menschen gestoßen.
Welschingen gehört mit seiner siedlungsgünstigen Lage unweit des Hepbachs im Schutze der Hegau-Vulkane zu einer der fundreichsten Gemarkungen im Landkreis Konstanz. Bereits bei früheren Erweiterungen des Gewerbegebiets konnte die Kreisarchäologie bronze- und eisenzeitliche Gräber aus der Zeit zwischen 1.000 und 500 v. Chr. bergen. Auch aus dem neuen Bereich des Gewerbegebiets gab es erste Hinweise auf archäologische Funde. So sind auf Luftbildern des Landesamtes für Denkmalpflege zwei lange, parallel verlaufende Streifen im Bewuchs sichtbar, die quer durch das Baugebiet verlaufen. Der Abtrag des Oberbodens für die künftige Straße wurde daher von der Kreisarchäologie begleitet. Die im Abstand von etwa sechs Metern verlaufenden Verfärbungen haben sich dabei als Fundamentgräben von Palisaden entpuppt, die vermutlich größere Bereiche einer spätkeltischen Siedlung (ca. 200 - 100 v. Chr.) voneinander abgrenzten, wie erste Funde aus den Grabenverfüllungen vermuten lassen.
Identische Funde wurden schon vor einigen Jahren im nahegelegenen Wohnbaugebiet „Guuhaslen“ von der Kreisarchäologie dokumentiert. Diese waren Teil einer ausgedehnten ländlichen spätkeltischen Siedlung mit vielen Einzelgehöften, die sich nahezu bis Anselfingen erstreckt haben dürfte. Ob die Neufunde aus Welschingen zur selben Großsiedlung gehörten oder eine eigene Siedlungseinheit bildeten, lässt sich derzeit noch nicht abschließen beurteilen.
Zudem konnte bei der Rettungsgrabung, die von der Grabungsfirma ArchaeoTask durchgeführt wird, dicht hinter einem der Gräben das Skelett einer jugendlichen, eher zierlichen Person freigelegt werden. Beigaben, die eine erste Einschätzung des Alters erlauben würden, waren in dem Grab jedoch nicht vorhanden.
„Die Neufunde sind für die Beurteilung der eisenzeitlichen Besiedlung des Hegaus wissenschaftlich von hohem Wert. Denn sie zeigen, dass in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt, über die wir bis vor einigen Jahren noch sehr wenig wussten, sehr große Siedlungsareale im Hegaubecken existiert haben müssen“, beurteilt Kreisarchäologe Jürgen Hald die ersten Grabungsergebnisse. Die archäologischen Untersuchungen werden voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen abgeschlossen. Dann können die Baggerarbeiten für den Kanal- und Straßenbau beginnen.
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Autor:Ute Mucha aus Moos |
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