Narrenzunft Rolli Welschingen
»Jetz komme die Welschinger Relli wieder«

Die Welschinger Rollis und ihr Markenzeichen, die Frauen zu stehlen. | Foto: swb-Bild: Rolli-Zunft Welschingen
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  • Die Welschinger Rollis und ihr Markenzeichen, die Frauen zu stehlen.
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Engen-Welschingen. Klein, aber oho. So oder so ähnlich kann man die Rolli-Zunft des Engener Vororts Welschingen bezeichnet. Aber was steckt eigentlich hinter der Figur des Rolli und was macht die Fastnacht im Ort so besonders?

Wenn man den Worten von Alt-Zunftmeister Werner Kohler glaubt, so hat die Rolli-Zunft eine lange und traditionsreiche Geschichte: »Die Fastnacht in Welschingen wurde zum ersten Mal 1856 erwähnt. Damals gab es bis 1890 eine unkontrollierte Fastnacht.« In diesem Jahr entstand mit dem Strohmann auch die erste Narrenfigur, mit dem man durch die Orte lief, zu den Kindern ging und dort um Wurst und Wecken bettelte. Man kann dies somit als Figur der armen Bauern bezeichnen. Die erste organisierte Fastnacht in Welschingen folgte laut Kohler einige Jahre später: »1906 hat sich der Narrenverein gegründet und erstmals im Gasthaus Adler eine organisierte Fastnacht in Welschingen abgehalten.« Da man nach dieser ersten Fastnacht in den Büchern bei 0 rauskam, folgte im Narrenbuch folgender erster Eintrag: »Es wird ledig geblieben und weitergesoffen.«

Vom Kavalier zum Rellig

Ebenso amüsant ist die Entstehungsgeschichte der Welschinger Hauptfigur, dem Rolli: »Die Welschinger Burschen gingen immer in die Nachbargemeinde. Da die Ortsteile damals nicht so groß waren, haben sich die Burschen auf die Suche nach Frauen gemacht.« Die Tatsache, dass diese die Frauen ausspannen wollten, sorgte für Unruhe. »Immer wenn die Welschinger in die Nachbargemeinde gekommen sind, hieß es: ›Jetz komme die Welschinger Relli wieder. Die Rellige Sieche, die klaue uns d’Fraue!‹ Die Figur hat ein verschmitztes, menschliches, katzenähnliches Gesicht – ein bisschen lieb, aber doch ein bisschen vergelschdered (angsteinflößend).« Die allererste Figur der Zunft war jedoch 1956 der Nachtwächter. Dieser ist früher nachts durch die Orte gelaufen und rief: »Liebe Leute, lasst euch sagen, die Uhr hat zwölf geschlagen«, um somit die Leute nach Hause zu schicken und für Ruhe zu sorgen.

Fastnacht des bäuerlichen Brauchtums

Die Welschinger Fastnacht, das wird aus dem Gespräch mit Zunftmeister Peter Keller und Werner Kohler deutlich, ist eine ganz besondere: »Im ländlichen Bereich ist es eine ganz andere Fastnacht, eine heimische Fastnacht mit lauter kleineren Ortschaften, die vom bäuerlichen Brauchtum lebt.«
Beide sind seit ihrer Kindheit eng mit der Tradition verbunden, vor allem Keller: »Meine Mutter hatte damals als Narrenmutter Ende der 70er Jahre hart dafür gekämpft, eine Kinderfastnacht im Ort zu haben. Als Dreijähriger war ich daher gleich bei allen Umzügen mit dabei.« Die Kinderfastnacht ist seiner Aussage nach bis heute eines der großen Highlights in Welschingen, allein dieses Jahr sind 124 Kinder dabei. Weitere Besonderheiten der dortigen Fastnacht sind das Kinderbetteln, wo die Geschäftsleute vor dem Rathaus Süßigkeiten verteilen, sowie die Versteigerung des Narrenbaums am Fastnachtsdienstag.
Kohler selbst ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden und hatte dort seine ersten Kenntnisse mit der Fastnacht: »In der fünften Jahreszeit war es eine völlig andere Lebenssituation. Alles war freudig und die Landwirtschaft ist zur Ruhe gekommen.« Früher musste man als Kind keinen Mitgliedsbeitrag zahlen, da dies immer die Väter aus dem Narrenrat gemacht haben. Dies wurde Kohler bei seiner Wahl zum Zunftmeister 1998 zum Verhängnis, so musste er alle Mitgliedsbeiträge nachträglich noch bezaheln. »Mit dem 16. Lebensjahr wird man in den Verein aufgenommen, registriert wird man aber schon als Kind an der Kinderfastnacht«, erzählt er. Tradition, die einen Welschinger somit seit Kindheitstagen stets verbindet und nicht mehr loslässt.

Alle Beiträge unserer Narrenzeitung 2023 und des närrischen Treibens in der Region finden Sie auf unserer Fasnets-Seite www.wochenblatt.net/tag/fastnacht

Die Welschinger Rollis und ihr Markenzeichen, die Frauen zu stehlen. | Foto: swb-Bild: Rolli-Zunft Welschingen
Alle Figuren der Narrenzunft Rolli Welschingen auf einem Bild versammelt. | Foto: swb-Bild: Narrenzunft Rolli Welschingen
Autor:

Philipp Findling aus Singen

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