Bürgerinfo zum Windpark Langwieden
"Es ist ein langer Atem notwendig"
Engen. Das Thema Windräder ist derzeit in vielen Kommunen Thema. In Engen hatte der Gemeinderat Ende April eine weitere Untersuchung zum geplanten Windpark Langwieden in den Engener Stadtteilen Zimmerholz und Stetten beschlossen, nun liegt es an den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Engen. So fand am gestrigen Mittwoch, 28. Juni diesbezüglich der erste Infoabend statt.
Das Projekt, welches sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befindet und von der Hegauwind-Gruppe durchgeführt wird, soll laut Bene Müller, Vorstandsmitglied der Firma solarcomplex, drei bis vier Windkraftanlagen umfassen, welche eine Erzeugung von 36 Millionen Kilowattstunden Strom bei drei, etwa 48 Millionen Kilowattstunden pro Jahr bei vier Windrädern mit sich bringen. "Zudem werden sie Nabenhöhe von etwa 164 Meter bei einer ungefähre Höhe von 200 bis 250 Metern haben, was gegebenenfalls sogar über den Anlangen in Verenafohren liegen würde", fügte Müller hinzu.
Ohne Windkraft nichts möglich
Das Ziel der Landesregierung, bis 2040 klimaneutral zu sein, bezeichnete er vor allem aus einem Grund als höchst ambitioniert: "Der Wegfall der Atomenergie konnte seither nicht von der regenerativen Energie aufgefangen werden." Zudem sei es bedenklich, dass mittlerweile die Hälfte aller Energien in Baden-Württemberg von extern bezogen werden. "Zwar bietet die Windkraft überschaubare Möglichkeiten, doch ohne sie ist nichts möglich, so hat sie pro Kilowattstunde den geringsten Flächenbedarf", so Müller. Man sei daher gut beraten, neben Solarenergie auch auf Wind zu setzen.
Nur drei Pächter notwendig
Im weiteren Verlauf kam der Vorstand von solarcomplex genauer auf den Windpark Langwieden zu sprechen. So liege diese genau an der Gemarkungsgrenze von Engen und Immendingen und bräuchte im Gegensatz zu der vergleichsweise hohen Anzahl an 268 Pachtverträgen in Verenafohren mit Immendingen, Geisingen und Engen nur drei Pächter. Die Entscheidung, ob am Ende drei oder vier Anlagen gebaut werden, hänge von weiteren Untersuchungen der Investoren ab.
Badenova als möglicher Projektierer
Aufgrund der Tatsache, dass Langwieden mit 500 Metern Entfernung zum Hof Immensitz außerhalb eines 1.000 Meter Korridors zu Wohngebieten liegt, sei eine Errichtung der Windräder laut Müller "unproblematisch". Auch in Sachen Schallimmissionen mache er sich bei diesem Projekt keine Sorgen. So sei die Autobahn im Gegensatz zu den Anlagen zu jedem Zeitpunkt lauter. Der Naturschutz genießen hier ebenfalls einen hohen Stellenwert: Der Windpark Langwieden liege außerhalb von Natur- und Vogelschutzgebieten. "Insgesamt ist der Standort unter Vorbehalt weiterer Untersuchungen voraussichtlich genehmigungsfähig", meinte Müller, dessen Unternehmen aus Kapazitätsgründen nicht Projektierer sein kann. "Hierfür kommt aktuell unter anderem die Badenova aus Freiburg infrage."
Zeittechnisch möchte man noch dieses Jahr die Pachtverträge abschließen, um bis zum Jahr 2025 eine Gutachtengenehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) zu erhalten. "2026 soll der Windpark schließlich gebaut und in Betrieb genommen werden", fügte Müller hinzu. Bisher sei man noch sehr früh in der Entwicklungsphase. So erfolge nach den notwendigen Windmessungen die Flächensicherung, ehe man Kontakte zu kommunalen und regionalen Entscheidungsträgern aufnehmen wird. "Es dauert viele Jahre bis zur erfolgreichen Umsetzung, daher ist ein langer Atem notwendig."
Im Anschluss an die Präsentation öffnete Bürgermeister Johannes Moser die Fragerunde. Hierbei wollte ein Bürger wissen, ob man bereits eine Ausgleichsfläche für die nach Waldschutzgesetz eins zu eins zu ersetzende Waldfläche habe. "Diese ist uns noch nicht bekannt und muss noch mit den Kommunen der Genehmigungsfläche abgesprochen werden", antwortete Müller. Johannes Moser sprach selbst von einem "transparenten Diskurs, damit die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger mit in die Entwicklung einfließen können". Zudem sei auch eine Bürgerbeteiligung über die Energiegenossenschaft Bodensee möglich. Er sei überzeugt davon, dass die Bürgerschaft das Projekt annehme, denn nur so können die dadurch entstehenden ökonomischen wie ökologischen Vorteile umgesetzt werden. "Nun sollten wir im Gemeinderat das Projekt weiter in Angriff nehmen, um bei der nächsten Sitzung den Pachtvertrag schnellstmöglich abzuschließen", verdeutlichte der Bürgermeister.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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