Gastrede des Sportlers Timo Benitz
»Erfolg misst man nur für sich selbst«
»Ohne Fleiß kein Preis«, aber wer sagt überhaupt, was dieser Preis ist? Mittelstreckenläufer Timo Benitz ließ das Publikum der Sportlerehrung an seinen Lernerfahrungen rund um Erfolg und Leistung teilhaben, die sich auch gut auf das Leben abseits des Sports übertragen lassen.
Gerade noch stand er als Zehnjähriger das erste Mal im Engener Leichtathletiktraining, war, wie er selbst sagt, »sehr stolz, dieses blau-weiße Leibchen zu tragen.« Vor zwölf Jahren dann holte Benitz seinen ersten Deutschen Meistertitel in der Jugend und gab dadurch seiner sportlichen Karriere den Startschuss. Irgendwann dazwischen stand er, wie auch am vergangenen Freitagabend, auf der Bühne der Sportlerehrung im Hegau. Seither hat sich vieles getan und statt einer Auszeichnung wurde Timo Benitz diesmal die besondere Ehre zuteil, sich in das »Goldene Buch« der Stadt Engen einzutragen. In seiner zuvor gehaltenen Gastrede zeigte er den Zuhörern auf, dass hinter so einer Entwicklung vieles steckt, neben einer gehörigen Portion Arbeit auch eine wohl platzierte Kette aus Zufällen.
Hätte es einen dieser Zufälle nicht gegeben, hätte er wohl früh gesagt »ich hör auf« und sein Leibchen an den Nagel gehängt, ehe es richtig genutzt wurde – und seine Farben wechseln durfte. Denn trotz der eigenen Zweifel an seinem Potenzial, motivierte ihn sein Trainer immer weiter an sich zu arbeiten. Das zahlte sich aus und 2010 folgte der erste große Titel als Deutscher Jugendmeister über 3.000 Meter.
So auf den Geschmack gebracht, gelang ihm auch der entscheidende Schritt aus der Jugend heraus, denn »wenn man einmal Nationalfarben getragen hat, ist ein Hunger geweckt.« Ein Antrieb, der ihn schließlich beinahe bis zu den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr gebracht hätte. Doch dann konnte er, trotz aller Anstrengungen, verletzungsbedingt nicht zu den Qualifikationen fahren. Das sei »ein kleiner schwarzer Fleck« in seinem Weg, der ihn trotz allem zu einem sehr guten Punkt geführt habe. Dabei spricht er nicht nur von seinen sportlichen Errungenschaften, sondern auch von seinem Berufsweg, den er parallel mit einem dualen Studium gegangen war. »Das eine wäre nicht ohne das andere möglich gewesen« und so reihen sich in seiner Erzählung Erfolge und Hochphasen dicht an dicht mit Rückschlägen und Misserfolgen.
Am bisherigen Endpunkt seiner Geschichte stand er nun auf der Bühne der Engener Stadthalle und macht eindrücklich klar: »Erfolg misst man nur für sich!« und nicht an der Meinung anderer. Schon gar nicht die von einem Bundestrainer, »die reden viel daher, von denen sollte man sich nicht so viel sagen lassen«, gibt Benitz ambitionierten SportlerInnen im Publikum mit. Überzeugt zu sein von den eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Weg, habe einen deutlich höheren Stellenwert. Nur indem man an das glaubt, was man tut, wenn man auf sein Bauchgefühl hört, könne man den richtigen Weg finden.
Er selbst jedenfalls zeigt sich zufrieden mit seinen Entscheidungen, mit den Zufällen und der investierten Arbeit, die sich letzten Endes doch immer wieder auszahlt.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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