Neue Ausstellung der Stubengesellschaft
Ein Tagebuch aus Zahlen
Engen. Tagebucheinträge sind in den meisten Fällen etwas sehr privates. Der Künstler Hubert Kaltenmark macht seine Tagebucheinträge auf ganz besondere Weise öffentlich. Er führt allerdings auch ein ganz besonderes Tagebuch. In seinem Zahlentagebuch notiert er sich alle möglichen Zahlen und Zahlenkombinationen, die ihm begegnen. Das können Datumsangaben, Telefonnummern, Postleitzahlen oder die Nummer eines Bahnsteigs sein. In seiner Werkserie »Numberdiary« spielen diese Zahlen eine große Rolle. Der Tettnager Künstler fertigte für diese Werkserie Fotografien an, die mittels Pigmentübertragung auf angefeuchtetes Chinapapier übertragen wurden. Dadurch verschwimmen die Fotografien und muten fast an wie gemalte Bilder. Auf diese schreibt Kaltenmark dann die Zahlen aus seinem Zahlentagebuch mit Eitempera. Durch diese besondere Farbe erhalten die Ziffern eine Transparenz und verhüllen in gewisser Weise das dahinterliegende Fotomotiv ein Stück weit.
Die Modelle, die Kaltenmark für seine Fotografien verwendet, meistens sind es Frauen, haben den Blick in der Regel vom Betrachter abgewendet. Bei manchen Bildern tragen die Modelle Augenbinden, bei anderen sind die Augen geschlossen. Dem Betrachter bleibt der Augenkontakt mit den Modellen hinter dem Zahlenvorhang verwehrt. In seiner Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung am Freitag im Städtischen Museum Engen+Galerie stellte Dr. Engelbert Paulus vor diesem Hintergrund die Frage ob die Werke nicht in gewisser Weise wiederspiegeln, wie der Mensch heute vielfach »auf eine Nummer, eine Zahl, einen Strichcode am Patientenarmband« reduziert wird.
Viele Werke von Hubert Kaltenmark haben auch einen religiösen Hintergrund. So ist Gudrun Sonntag von der Stubengesellschaft bei einer Ausstellung im Kloster Hegne zum Thema Mariendarstellungen auf den Künstler aufmerksam geworden. »Ich habe mir damals Gedacht, das hier in Engen sind genau die richtigen Räume um diese Werke auszustellen«, erklärte sie in ihrer Begrüßungsrede. Eines der Werke mit Religiösem Hintergrund ist beispielsweise an der Chor-Rückwand des Engener Museums ausgestellt. Es handelt sich um ein Triptychon einer stilisierten Kreuzigungsgruppe. Auch hier sind die Modelle hinter den Zahlen aus Kaltenmarks »Numberdiary« Frauen. Wer sich selbst ein Bild machen will von den außergewöhnlichen Werken hat noch bis 28. Oktober die Gelegenheit die Ausstellung im Städtischen Museum Engen+Galerie auf sich wirken zu lassen.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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