100 Tage Frank Harsch als Engener Bürgermeister
"Die Tür zu meinem Rathauszimmer ist für jeden immer offen"

100 Tage sind nun vergangen seit diesem Handschlag zwischen Engens Bürgermeister Frank Harsch und Stadtrat Jürgen Waldschütz. Dabei sieht der neue Schultes auch weiterhin viele Herausforderungen, welche er gemeinsam mit dem Gemeinderat angehen möchte.  | Foto: Tobias Lange/Archiv
  • 100 Tage sind nun vergangen seit diesem Handschlag zwischen Engens Bürgermeister Frank Harsch und Stadtrat Jürgen Waldschütz. Dabei sieht der neue Schultes auch weiterhin viele Herausforderungen, welche er gemeinsam mit dem Gemeinderat angehen möchte.
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Engen. "Ziemlich schnell" vergingen für Engens Bürgermeister Frank Harsch seine ersten 100 Tage im neuen Amt. Dabei stehen für den ehemaligen Braunsbacher Rathauschef auch über diese Marke hinaus weiterhin viel Arbeit ins Haus, wie er in einem Gespräch mit dem WOCHENBLATT erzählte.

"Die Gewöhnungszeit", gab Harsch zu, "ist immer noch da". Für ihn gebe es noch sehr viele Menschen und Abläufe, die er noch kennenlernen müsse und sei daher "noch mittendrin in dieser Phase". Dabei habe die Arbeit für ihn als Nachfolger von Johannes Moser, mit dessen Fußstapfen er "bisher gut umgehen kann", schon direkt am ersten Arbeitstag am 1. Dezember 2023 begonnen. Eine Eingewöhnungszeit gebe es ihm zufolge in diesem Amt nicht, "man muss vom ersten Tag an voll da sein und direkt Lösungen auf die Herausforderungen sehen, die es vor Ort gibt."

Viele Herausforderungen

Diese Herausforderungen spiegelten sich in den ersten Wochen und Monaten unter anderem in den Themen Kinderbetreuung und dem Engener Dauerthema Stadtsanierung wider. Vor allem bei Letztgenanntem möchte Harsch den Fokus auf das altehrwürdige Kornhaus nicht verlieren. Auch die Thematik der Seniorenunterkünfte sei für ihn wichtig: "Für diese Menschen suchen wir dringendst Unterkünfte, was ich beim Seniorentreffen in Engen hautnah mitbekommen habe."
Größer als alle Herausforderungen sei für Frank Harsch auch die Stadt Engen selbst gegenüber Braunsbach und das in allen Belangen um das Vierfache. "Das ist alles schon eine größere Nummer", so der Engener Bürgermeister. Gewisse Parallelen zu Braunsbach seien schon vorhanden, "nur eine Kläranlage gibt es hier in Engen nicht". Auch in Sachen Stromnetzverstärkung müsse ihm zufolge einiges gemacht werden.
Die Unterbringung von Flüchtlingen, welche in seinem vorherigen Schaffensort kein großes Thema war, sei in der Hegaustadt von viel mehr Bedeutung. Gerade im Anblick dessen, dass in der Stadt noch viele Unterkünfte fehlen würden, sei es für ihn ein wichtiger Schritt, dass in Anselfingen nun eine solche Wohnanlage entstehe. "Hierbei ist meine Hoffnung, dass es zum Jahresende, spätestens nächstes Jahr dann steht, um hier Entlastung zu bekommen", betonte Harsch, "ein gewisser Druck bei diesem Thema ist immer noch vorhanden".
Bei einigen dieser Herausforderungen konnte jedoch seiner Auskunft nach schon der Startschuss gesetzt werden, so auch beim Kindergarten im Glockenziel, wo man sich bereits "mitten in den Planungen zur Erweiterung" befinde. Auch in der Ablauforganisation innerhalb des Rathauses habe man schon einiges voranbringen können.
In naher Zukunft angehen möchte der neue Engener Schultes neben der Stadtsanierung auch die weitere Stadtentwicklung: "Hier ist es wichtig, dass wir neue Gewerbegebiete ausweisen." Auch müssen seiner Auffassung nach neue Baugebiete entstehen. "Das muss alles im Griff behalten werden, damit die Infrastruktur drumherum mitwachsen kann."

Unterstützung für die Landwirte

Beeindruckt war Frank Harsch in seinen ersten 100 Tagen von den Protesten der lokalen Landwirte, welche er selbst bei der Demonstration in Mühlhausen-Ehingen hautnah mitbekommen hat. "Ich war schon sehr überrascht, dass sich so viele Menschen für die Sache mobilisiert haben an diesem Tag. Das zeigt, dass sich bei diesen Menschen einiges aufgestaut hat." Für ihn sei es generell ein großes Problem, wie mit dieser Berufsgruppe schon seit Jahrzehnten umgegangen werde. Die Tatsache, dass die Landwirte in Sachen Klima als Buhmänner dargestellt werden, halte er für ein "absolutes Unding". Man müsse sich konkret die Frage stellen, wie man mit diesen Leuten, die absolut keine Planungssicherheit mehr haben, umgehen solle. "Wir müssen sie in der Sache unterstützen. Sie als Klimakiller des Jahres hinzustellen ist falsch", verdeutlicht Harsch. Wenn dies nicht geschehe, so Harsch weiter, "wird es immer so weiter gehen und irgendwann noch mehr und heftiger werden."
Umso beeindruckter sei Harsch von der bisherigen Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. "Hier habe ich wirklich das Gefühl, dass es allen Stadträten um das Wohl der Stadt geht, wohingegen in Braunsbach eher der Bürgermeister im Vordergrund stand." Den Stadtrat mit seinen eigenen Ideen und Kritiken bezeichnet er als "Optimalfall".

Bürgernähe bewahren

Selbst er noch in Braunsbach aktiv in seiner Amtszeit war, betrieb er sehr zeitintensiv Wahlkampf in Engen. Diese Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern möchte er auch neben seiner Verpflichtungen aufrechterhalten. "Die Türe zu meinem Rathauszimmer ist für jeden immer offen. Es waren sogar schon einige Leute hier", freute sich Harsch. Fast jeden zweiten Tag seien Bürger mit Ideen und Anregungen da. "Die Leute können mich immer ansprechen, wenn ich in der Stadt unterwegs bin", so der Schultes weiter. Darüber hinaus möchte Frank Harsch auch mindestens einmal im Jahr eine Bürgerversammlung durchführen.
Auch mit seinem damaligen Wahlkampfkonkurrenten und jetzigem Stadtratskollegen Tim Strobel komme Harsch gut klar. "Egal, ob man Gemeinderat oder Bürgermeister ist – man muss professionell sein, wenn man in einer Demokratie gewählt wird", stellte er klar, so gehe es schließlich um das Wohl der Stadt. Man müsse versuchen, das Beste daraus und miteinander zu machen. "Diese Professionalität, welche ich von allen Seiten erlebe", so Harsch, "wird auch genau so gehandhabt."

Lob an die Engener Fastnacht

Über die Stadt selbst hat der Engener Bürgermeister nach seinen ersten 100 Tagen einiges zu erzählen, so habe deren Altstadt "wirklich ihren Charme". Die Mischung zwischen guter Infrastruktur und Bahnanschluss sei für ihn richtig gut. Man sei hier schnell in den großen Städten und in der Natur. "Der Ausgangspunkt Engen als Wohnort ist kaum zu toppen", so Harsch.
Ebenfalls ins Schwärmen gerät Frank Harsch beim Thema Fastnacht. Er war sehr beeindruckt davon, wie kreativ die Fasnet hier gestaltet und in den Stadtteilen gelebt wird. "In diesem Zusammenhang habe ich auch viele Bürgerinnen und Bürger noch näher kennengelernt", erzählt er. "Hier fließt im Gegensatz zu Braunsbach viel mehr Kultur und Historie mit rein", lobte Harsch das Wirken der Engener Närrinnen und Narren. "Ich freue mich schon auf nächstes Jahr mit dem großen Narrentreffen".

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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