Die Engener Künstlerin Sine Semljé und die Farbe Weiß und ..
Die Farbe aller Farben

Sine Semljé vor ihrer fragilen Installation »Sein und Seyn und Tralala«. | Foto: Sine Semljé vor ihrer fragilen Installation »Sein und Seyn und Tralala«.
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  • Sine Semljé vor ihrer fragilen Installation »Sein und Seyn und Tralala«.
  • Foto: Sine Semljé vor ihrer fragilen Installation »Sein und Seyn und Tralala«.
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Engen. Sie bedeutet Reinheit und Unschuld. Sie gilt als Farbe der Könige und symbolisiert Frieden. Buddhisten tragen sie als Zeichen der Trauer - für Sine Semljé ist sie schlicht »die Farbe aller Farben«: Weiß vereint alle Farben in sich, besticht durch Klarheit und Intensität und erfordert genaues Hinsehen.
Weit weg von der schrill-grellen Bilderflut und der visuellen Reizüberflutung wirken die weißen Arbeiten von Sine Semljés ganz still, klar und leicht. Auf Pergament aufgetragen scheinen sie transparent, filigran, fast lebendig. »Ja, Weiss ist mir sehr wichtig«, betont die Künstlerin. Umso erstaunlicher ist, dass ihre neuen Werke mit nahezu Hautton-farbigen-Streifen durchzogen sind, die eine sensible Wahrnehmung unterstreichen.
Nicht das Offensichtliche ist es, was die Künstlerin reizt, es sind die zarten Formen aus der Natur, eine Landschaft, ein Panorama, Gräser, Felsen - dahinter erkennt sie Linien, die zum Wesentlichen führen. »Linien inspirieren mich«, sagt Sine Semljé. Daher sind sie in ihren Grafiken ebenso zu finden wie in den Ölbildern, Radierungen und Installationen.
In ihrem Atelier in Engen bereitet Sine Semljé gerade ihre nächste Ausstellung mit völlig neuen, spannenden Arbeiten für die Stubengesellschaft Engen vor, die ab 28. Januar 2017 im Städtischen Museum Engen + Galerie gezeigt wird. Seit 30 Jahren macht sie schon mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und natürlich auch im Hegau auf sich aufmerksam. Ihr Handwerk erlernte die gebürtige Rheinländerin im Studium der freien Kunst und Produktdesign bei Prof. Rudolf Schoofs, einem namhaften Künstler der Nachkriegszeit.
Schon in der Schule sah sie die Dinge auf ihre eigene Art. Gemalt hat sie damals schon gerne und viel, aber auch aus ihrem eigenen Blickwinkel. »Ich ging schon immer meinen eigenen Weg«, sagt sie rückblickend. Das gilt auch auch für eines ihrer spektakulärsten Projekte, dem »Portal zum Süden« an der Autobahnraststätte Hegau West. Die sechs Meter große Skulptur aus Weißaluminium wurde 2011 geplant und vorgestellt. Doch das Kunstwerk konnte bis heute nicht realisiert werden. »Das ist eine große Enttäuschung für mich«, gibt Sine Semljé zu, aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. »Ich arbeite immer weiter«, sagt sie, schaut hinaus, nimmt Formen auf, erkennt Linien und lässt sie in ihre Arbeiten einfließen.
Für den Betrachter nicht immer einfach, sich zu konfrontieren, das Verborgene zu erspüren, den Perspektivwechsel zu wagen. Aber es lohnt sich, zu erkennen, was die Intention von Sine Semljé ist, die sagt: »Kunst ist eine Möglichkeit etwas auszudrücken, wofür man die Worte noch finden muss«.
Ute Mucha
Sine Semljé vor ihrer fragilen Installation »Sein und Seyn und Tralala«.
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Autor:

Ute Mucha aus Moos

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