Seetorquerung: Akteure der ehemaligen IBBS halten wie die Grünen einen Planungswettbewerb für sinnvoll
»Der Plan vom Jäckle hat ein G’schmäckle«

Gerald Thom (links) und Heinz Küster von der ehemaligen IBBS mit einer Matrix, in der die unterschiedlichen Varianten der Seetorquerung bewertet werden. | Foto: Gerald Thom (links) und Heinz Küster von der ehemaligen IBBS mit einer Matrix, in der die unterschiedlichen Varianten der Seetorquerung bewertet werden. Bei der Vorzugsvariante ist dort nachzulesen, dass sie im Katastrophenfall keine geeigneten Evakuierun
  • Gerald Thom (links) und Heinz Küster von der ehemaligen IBBS mit einer Matrix, in der die unterschiedlichen Varianten der Seetorquerung bewertet werden.
  • Foto: Gerald Thom (links) und Heinz Küster von der ehemaligen IBBS mit einer Matrix, in der die unterschiedlichen Varianten der Seetorquerung bewertet werden. Bei der Vorzugsvariante ist dort nachzulesen, dass sie im Katastrophenfall keine geeigneten Evakuierun
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Radolfzell (rab). Radolfzell liebäugelt schon so lange mit ihr. 13 ausdauernde Jahre. Und wieviele Köpfe haben ihretwegen nicht schon heftig geraucht, wieviele Finger sich für sie schon wund geschrieben und wieviele Kontrahenten sich wegen ihr in die Haare bekommen: die Seetorquerung. Zwei von jenen, die Radolfzells derzeit heißestem Eisen schon viele Stunden an Arbeit und viele Kilos Gehirnschmalz geopfert haben, sind Gerald Thom und Heinz Küster von der ehemaligen »IBBS«, der Initiative besorgter Bürger gegen die Seetorquerung. Und es sieht momentan auch nicht so aus, als könnte den beiden bald langweilig werden – denn ein Ende des Dauerbrenner-Themas ist noch nicht in Sicht. Nachdem die Bahn den Rückwärtsgang eingelegt hat und sicher geglaubtes Geld nicht fließen lässt, wurden die Karten neu gemischt. Oberbürgermeister Martin Staab zog für sich die Reißleine und sprang von dem Bauvorhaben ab. Und als alles so aussah, als ob die Seetorquerung gekippt wird, stellte die CDU im September im Gemeinderat den Antrag, die geplante Unterführung aus Kostengründen nach den Plänen des Ingenieurs Volker Jäckle aus Karlsruhe von 8,50 Meter auf 6,50 Meter Breite abzuspecken – woraufhin die Mehrheit der Räte beschloss, diese Idee zu prüfen. Dies allein lässt Gerald Thom schon den Kopf schütteln. »Warum hält man mit aller Gewalt an dieser Variante fest?«, fragt er sich im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. »Der Plan vom Jäckle hat ein G’schmäckle!«, meint gar Heinz Küster – und meint damit, dass eine solche Unterführung weiter westlich als geplant gebaut werden würde. »Dann ist die gewünschte Sichtachse zwischen Altstadt und See ja hinfällig«, ärgert er sich.

Antrag der Grünen auf Planungswettbewerb

Ein Hoffnungsschimmer ist für die beiden deshalb der vor ein paar Tagen gestellte Antrag der Freien Grüne Liste auf Durchführung eines Planungswettbewerbs für die Neugestaltung des Seezugangs von der Altstadt her. Planungsziel soll nach Wunsch der FGL dabei der Bau einer Brücke von der Altstadt zum See sein. Abstimmen wird der Gemeinderat über diesen Antrag in seiner Sitzung am 22. November. Sowohl eine solche Mehrfachbeauftragung von Planern als auch der Bau einer Brücke entsprechen dabei genau den Vorstellungen von Küster und Thom. »Wir wünschen uns einen Planungswettbewerb, bei dem Architekten und Landschaftsplaner im Team zusammen eine Lösung für das Areal erarbeiten«, machen die beiden deutlich. Miteinbezogen soll dabei auch das ganze Umfeld werden, vom Wasserspielplatz über die Mole bis zum Bootsverleih von Rudolf Albiez auf der Seeseite und von den Güterhallen bis zur neuen Bebauung am Kapuzinerweg auf der Stadtseite. »Das muss man doch alles als Einheit sehen, das muss homogen werden!«, meint Küster. Für den Bau einer Brücke würden vor allem die Kosten sprechen, führt Thom an. »Wir sind die Menschen, die weniger Geld ausgeben möchten«, bringt er es auf den Punkt.

Denn die nachfolgenden Generationen seien es, denen die Kosten für die Seetorquerung, die derzeit auf rund 23 Millionen Euro geschätzt werden, aufgebürdet werden – »und das kann doch nicht wahr sein!«, macht er seinem Ärger Luft. In die gleiche Bresche springen die Mitglieder des Jugendgemeinderates, die sich im September nach dem Absprung der Bahn deutlich gegen die Durchführung der Vorzugsvariante aussprachen, »da die Folgen für eine zu unbedachte Finanzierung vor allem von der Radolfzeller Jugend getragen werden müsste«. Auch die Jugendlichen brachten damals die Brücken-Variante als »kostengünstigere Alternative« ins Spiel.

Das fehlende Fragezeichen

Doch um wieviel günstiger wäre eigentlich eine Brückenlösung? In der Befragung der Bürger zum STEP 2030 steht im entsprechenden Feld ein Fragezeichen. Und genau das ist es, was Gerald Thom besonders in Rage gebracht und dem Team der ehemaligen IBBS zu neuem Schwung verholfen hat: »Das Weglassen von Fakten ist unredlich!«, wirft er der Stadt vor. Ihm zufolge seien die Zahlen schon im Vorfeld zum Bürgerentscheid anhand des Entwurfs von Michael Kiefer deutlich kommuniziert und von Experten geprüft worden – und beliefen sich auf rund 12 Millionen Euro, wobei die bestehende Unterführung in diesen Plänen in eine neue Brückenkonstruktion integriert werde. Zudem sei für den Bau einer Brücke kein aufwendiges Planfeststellungsverfahren notwendig, die Gemeinde könne nach Ortsgesetz einfach einen Bebauungsplan aufstellen. Bei all dem nicht zu vergessen sei die Ästhetik, verdeutlicht Küster: So sei eine Brücke wesentlich attraktiver als eine Unterführung. »Das bringt einen optischen Mehrwert«, ist er überzeugt. Ob der Rat das auch so sieht, wird sich am 22. November zeigen – es bleibt also weiterhin spannend in Sachen Seetorquerung!

- Nicole Rabanser

Autor:

Redaktion aus Singen

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