Erfahrungen in anderen Kreisgemeinden sind ernüchternd: Zu wenig Nachfrage nach der Mitfahrgelegenheit
Das Mitfahrbänkle bleibt vorerst leer

Mitfahrbänkle | Foto: Mitfahrbänkle in Bodman-Ludwigshafen: »Die Nachfrage ist gleich null.«
swb-Bild: Bodman-Ludwigshafen Tourismus
  • Mitfahrbänkle
  • Foto: Mitfahrbänkle in Bodman-Ludwigshafen: »Die Nachfrage ist gleich null.«
    swb-Bild: Bodman-Ludwigshafen Tourismus
  • hochgeladen von Ute Mucha

Engen / Landkreis Konstanz. Was als zusätzliches Mobilitätsangebot im ländlichen Raum gedacht war, stößt offensichtlich auf wenig Nachfrage in der Bürgerschaft: Das Thema Mitfahrbänkle in den Engener Ortsteilen wurde nun vom Gemeinderat erst einmal auf Eis gelegt.

Eine Mitfahrbank ist eine im öffentlichen Raum aufgestellte Sitzbank mit einem besonderen Zweck: Durch das Platznehmen auf dieser Bank signalisieren die Wartenden, dass sie auf eine spontane, kostenlose Mitfahrgelegenheit im PKW zu einem bestimmten Ziel hoffen. Eine gute Idee, die vor allem für wenig mobile, ältere Mitbürger und Jugendliche gedacht ist und zudem das Klima schont, da der Individualverkehr verringert wird.
Das Thema wurde im letzten Bürgermeisterwahlkampf angesprochen, erinnert sich Bürgermeister Moser, und nun von der Verwaltung aufgegriffen. Doch bei der Beratung wurde festgestellt, dass kaum Bedarf bestehe. Das bestätigt auch Reinhold Mayer, Ortsvorsteher aus dem nördlichsten Stadtteil Biesendorf: »Interessenten aus dem Ortsteil organisieren sich beim Mitfahren selbst.«
Auch andere Gemeinden im Landkreis Konstanz teilen diese Einschätzung. Zum Beispiel wird das Mitfahrsystem »Höri-Mit« nicht mehr aktiv beworben. Dort sei es generell so, dass die Bereitschaft jemanden mitzunehmen höher ist als mitgenommen zu werden.
In Bodman-Ludwigshafen sei »die Nachfrage gleich null«, weiß Bürgermeister Matthias Weckbach. Und auf der Reichenau halte sich die Nutzung der eigens aufgestellten Betonwürfel als Mitfahrbänke nach Aussage der Verwaltung »in Grenzen«.
Die Gründe für das mangelnde Interesse an Mitfahrbänken sieht Bürgermeister Moser im guten Angebot des öffentlichen Nahverkehrs in Engen, der in der Hauptverkehrszeit im Stundentakt fährt. Zudem sei die Mitnahmemöglichkeit eher zufällig als verlässlich, was bei festen Terminen problematisch werden kann. Auch Sicherheitsbedenken wurden angeführt. Zudem würde ein Mitfahrangebot mit dem ÖPNV konkurrieren, so dass dieser noch weniger genutzt und als Folge ausgedünnt werden könnte, heißt es in der Vorlage der Stadt.
Damit das Mitfahrkonzept funktioniere, sei in der Regel ehrenamtliches Engagement erforderlich, wusste Moser. »In der Praxis ist für das Gelingen dieses Projekts eine Initiative oder ein »Kümmerer« unerlässlich, heißt es in der Begründung. Moser verwies auch auf die Ankündigung von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), über eine
ÖPNV-Strategie die Anzahl der Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr im Vergleich zu 2010 bis 2030 zu verdoppeln und im ländlichen Raum einen Halbstundentakt im Nahverkehr anzubieten. Bis dahin könnte sich der Rathauschef eher noch ein Sammeltaxi vorstellen, das die einzelnen Stadtteile anfährt.
Eine Tür ließ der Engener Gemeinderat dem Mitfahrbänkle aber noch offen: Sollte sich in Zukunft doch noch eine Initiative nachhaltig für dieses Thema engagieren, wäre eine Unterstützung der Stadt grundsätzlich denkbar, war man sich einig.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.