Weihnachtsoratorium zieht Zuhörer an

Barocke Klänge im Kerzenschein

Engen. Es ist »ein traumhaft schönes Stück« – so bezeichnet Kantorin Sabine Kotzerke das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Am vergangenen Samstag erklangen die Teile eins bis drei dieses Werks in der Stadtkirche Engen – aufgeführt von der Kantorei und dem Barockorchester der evangelischen Auferstehungskirche Engen, welche von vier Solisten unterstützt wurden.

Für viele Menschen gehört das Weihnachtsoratorium so selbstverständlich zur Adventszeit wie Bratapfel und Spekulatius. Deshalb war die Stadtkirche auch gut gefüllt. Gleich zu Beginn erfüllte der klangvolle und freudige Einstieg, so wie er von Bach gewollt war, die gesamte Stadtkirche. »Jauchzet, frohlocket«, sang der Chor und brachte damit die Freude über die Geburt Jesu zum Ausdruck. Das Orchester untermalte mit Pauken und Trompeten das Geschehen. »Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging, dass alle Welt geschätzt würde«, lautet der bekannte Text des ersten Rezitativs, gesungen vom Solisten Tino Brütsch aus Laufenburg. Die weiteren Solisten waren Alexa Vogel aus Arbon, Matthias Lika aus Augsburg und Anne-Kristin Zschnunke.

Sabine Kotzerke dirigierte und leitete gefühlvoll durch die wechselnd erklingenden Arien, Rezitative und Choräle. Gemeinsam erzählen sie die Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu im ersten, der Nachricht an die Hirten im zweiten und die Anbetung der Hirten im Stall zu Bethlehem im dritten Teil des Oratoriums.
Die Zuhörer konnten in einer Broschüre mitlesen – oder einfach der Musik lauschen. In jedem Fall war das zweistündige Konzert eine Chance, der konsumfreudigen Hektik der Vorweihnachtszeit zu entfliehen und sich auf das zu besinnen, was Weihnachten eigentlich bedeutet.

Die Stimmung wurde am Ende des dritten Teils ergänzt: Jeder Besucher entzündete die Kerze, die er zu Beginn bekommen hatte. Nun erleuchteten nur noch die Kerzen und das Licht im Altarraum die Kirche. Gemeinsam wurde das Lied »Wie soll ich dich empfangen« gesungen. Ein sich anschließender, lauter Applaus war Lohn und Ansporn für die Musiker. »Insgesamt haben wir ein halbes Jahr lang hierfür geprobt« erzählt Sabine Kotzerke, Leiterin der Kantorei. Und schon am Sonntag ging es weiter: Die Musiker führten das Werk noch einmal in der Christkönigskirche in Gottmadingen auf.

Die Teile vier bis sechs des Werks werden, so kündigte Sabine Kotzerke bereits an, im nächsten Jahr zur Aufführung gebracht. Im gleichen Rahmen wie am Wochenende wird die Weihnachtsgeschichte hier bis zur Ankunft der Heiligen Drei Könige fortgeführt – im nächsten Jahr am 7. Dezember in Engen und am 8. Dezember in Gottmadingen.

- Dominique Hahn