Rund 400 Besucher bei Bürgerinformation zur Erweiterung der Kriesgrube Kohler
Anselfinger wollen geplantem Kiesabbau mehr Steine in den Weg gelegt sehen
Engen-Anselfingen. Rund vierhundert Bürgerinnen und Bürger aus Anselfingen und den Nachbarorten waren am Donnerstagabend ins Bürgerhaus zu einer Informationveranstaltung gekommen um mehr über die geplante Erweiterung der Kiesgrube Kohler zu erfahren, zu deren weiteren Verfahrensschritten der Gemeinderat am kommenden Dienstag zu entscheiden hat, auch als Baurechtsbehörde. Die Stimmung in der Halle war trotz vieler sachlicher Beiträge durchaus angeheizt, wer sich gegen das Projekt wendete bekam Applaus.
Bürgermeister Johannes Moser gab dabei dem Kiesunternehmer Thomas Kohler einen breiten Raum, um sein Vorhaben genau zu erklären. Das nun beantragte Gebiet liege im Vorranggebiet des Regionalplans, Flächen in Richtung Welschingen seien erst Sicherungsgebiet für späterer Jahre, so dass man sie nicht nutzen könnte. Den Abbau in Richtung Welschingen voranzutreiben, schlug eine der Anselfingerinnen vor.
Insgesamt drehten sich die Einwürfe und Meldungen aus dem Publikum um die Angst vor mehr Staub und mehr Lärmbelastung, weil die Kiesgrube nun nach Norden in Richtung des Orts vordringe.
Thomas Kohler erklärte, dass die aktuellen Kiesbestände langsam erschöpft seien. Neben dem Kries sei ihn Sand ein sehr wichtiges Produkt, für dessen Gewinnung aus dem Kies sein unternehmen ein Aufbereitungsanlage betreibe, die weit über die Region einzigartig sei. Sand sei derzeit fast noch mehr Mangelware als Kies, meinte Kohler. „Nach dem Abbau ist es uns wichtig die Flächen nicht nur zu rekultivieren, sondern sogar hochwertiger zu verlassen, unterstrich Kohler in seinem Vortrag und konnte auf manch Biotop verweisen, das nach früheren Abbauschritten entstanden sein.
Vier bis sechs Jahren soll der Abbau hier vorgenommen werden, bis zur Rekultivierung rechnet Thomas Kohler. Die Lärmemissionen längen unter den Grenzwerten, man wolle die Bewohner nicht belästigen, wurde unterstrichen. Die größte Belästigung werde vermutlich durch die “Piepser“ der Baumaschinen entstehen, die freilich von der Arbeitssicherheit vorschrieben sein. Wanderwege würden bestehen bleiben, man werde auch Maßnahmen treffen, um die Staubbelastung zu minimieren. Mit Blick auf den letzten Sommer
Geologe Jürgen Koberstein, informierte als langjähriger Begleiter des Kiesabbaus hier , dass der Rheingletscher vor rund 10.000 Jahren hier eine Endmoräne abgelegt hätte. Die Kiesmächtigkeit liege zwischen 10 und 20 Metern. Die nun beabsichtigte Fläche sei die einzige Ebene, Mütter mit den Kinderwägen unterwegs seien könnten, oder für Rollatorfahrer wurde ihm aus demPublikum vorgehalten.
Dr. Hans-Joachim Keller informierte über die Lärmgutachten und Umweltprüfungen. Die Berechnungen stellten den ungünstigen Zustand ausgewählt, auch einer geplante Wall zum Lärmschutz gebe es im Gutachten gar nicht und man tue sogar, als würde sich die Kiesgrube auf einer ebenen Fläche befinden.
200.000 Tonnen sollen hier mit dem Löffelbagger im Jahr abgebaut, werden, 1.000 Tonnen jeden Tag, wofür im Geläne rund 20 Fahrten auf einer Strecke von rund 400 Meter nötig würden mit nur intern verwendeten „Dumpern“. Die erwartete Schwebstaubbelastung entspreche nur der Hälfte der gesetzlichen Rahmen, auch beim Staubniederschlag sei man an der Grenze zur Irrelevanz. Man liege hier deutlich unter den Grenzwerten insgesamt. „Was wir prognostiziert haben, wird im Betrieb nachgemessen", so Dr. Keller weiter. Was die Lärmbelastung angehe, so sei der Bagger in der Planung rund 6 Stunden pro Arbeitstag in Betrieb, die Waschanlage für den Kies sei fünf Stunden in Betrieb, die Aufbereitungsanlage könne pro Tag 10 Stunden in Betrieb seien. Die prognostizierten lägen 10 Dezibel unter dem Grenzwert.
Ralf Dieterle vom Landratsamt gab zur Auskunft, dass die Stadt Engen ja inzwischen eine eigene Baurechtsbehörde habe, das Landratsamt prüfe hier nur, ob die Gutachten belastbar seien. Vorab wurde der Sinn der Veranstaltung angezweifelt, da der Antrag ohnehin Gesetzeskonform sei und deshalb ohnehin genehmigt werden. Hier sei freilich ein naturschutzrechtliches Verfahren angesagt.
Maik Hermann, der das Naturschutzgutachen gemacht hatte, umriss die Belastungen. Anselfingen sei umzingelt von geschützten Bereichen. Das Landschaftsschutzgebiet Hegau in diesem Bereich sei aber zum Bespiel vom rund 100 Häusern und Gehöften durchsetzt. Die Felder für den nun geplanten Kiesabbau seien bereits in einem Gutachten von 1992 als nicht wertvoll eingestuft worden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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