Einblick in die Römerzeit
Open-Air-Theater mit einer besonderen Kulisse

Kaiser Commodus (Patrick O. Beck) verzweifelt an seiner Herrschaft. | Foto: Tobias Lange
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  • Kaiser Commodus (Patrick O. Beck) verzweifelt an seiner Herrschaft.
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Eigeltingen. Eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Wissenschaft gab es auf dem Römischen Gutshof bei Eigeltingen zu erleben. Das Archäologische Landesmuseum (ALM) hatte zum Museum Open Air eingeladen und sorgte mit einem Mix aus wissenschaftlichem Vortrag und witzigem Freilichttheater für jede Menge Unterhaltung.

Im Zentrum des nicht ganz so ernst gemeinten Stücks standen einerseits die Gladiatoren Celadus (Patrick O. Beck) und Sergiolus (Anna Eger), die auf dem Weg nach Rom auf dem Gutshof haltmachen, und andererseits Kaiser Commodus (Patrick O. Beck), der nach dem von ihm verursachten Ableben seines Vaters Mark Aurel (Daniel Rauch) die Herrschaft über Rom übernimmt. Dabei treffen die Protagonisten eine Reihe exzentrische Charaktere. Beispielsweise den Herrn des Gutshof (Ewald Halder) und dessen Frau (Hildegard Halder) und Sohn Filius (Jasper Ian Beck) sowie deren Töchter Lucia (Anna Eger), die die Finger nicht von Celadus lassen kann, und Marcia (Soraya Lehmann), die gegen das Patriarchat aufbegehrt und "Gladiatrix" werden will.

Commodus muss sich währenddessen mit einer andauernden Pandemie, einem drohenden Aufstand des Plebs und ihren Dies-lunae-Spaziergängen - für die Nicht-Lateiner: Montagsspaziergänge - und einem "kaum ratifizierbaren Sondervermögen für das Heer" herumschlagen. Zudem wird er von seinen Beratern, dem Präfekten Cleander (Anna Eger) und dem Arzt Galenus von Pergamon (Felix Hillgruber), sowie einem griechischen Chor (Ewald Halder, Hildergard Halder, Felix Ruß, Daniel Rauch, Charlott Brümmer-Schumann und Soraya Lehmann) schier in den ohnehin schon aufkommenden Wahnsinn getrieben.

Wissenschaft und Unterhaltung Hand in Hand

Umrahmt und unterbrochen wurde das Stück von kurzen Vorträgen von Kreisarchäologe Jürgen Hald und Felix Hillgruber, Archäologe und Kurator am ALM. Zu dem Gutshof bei Eigeltingen habe er ein besonderes Verhältnis, verriet Jürgen Hald: "Ich gehörte zu der Truppe, die ihn ausgegraben hat." Solche Gutshöfe bestanden aus einem Herrenhaus, einem Badehaus, einem Tempel und Nebengebäuden und seien oft von ehemaligen Soldaten nach ihrer zweijährigen Dienstzeit in der Legion bewirtschaftet worden. "Diese Gutshöfe waren das Rückgrat der Lebensmittelversorgung."

Über das Leben der Gladiatoren, bei denen es sich keineswegs nur um Sklaven und Kriegsgefangene handelte, informierte Felix Hillgruber. "Es waren die damaligen sportlichen Superstars", sagte er. Ihnen stand ein Teil der Einnahmen zu. Ein Gladiator machte eine zweijährige Ausbildung durch und musste danach über einen Zeitraum von drei Jahren für zehn bis 14 Kämpfe in die Arena steigen. Die Kämpfe selbst waren "hoch reglementiert" und es wurde auf Chancengleichheit geachtet. Laut dem Archäologen endeten zehn bis 20 Prozent der Kämpfe mit dem Tod von einem der Kontrahenten. Der Archäologe sprach auch ein eher ungewöhnliches Thema an: weibliche Gladiatoren. Die Quellenlage ist hier recht dünn. Gefunden wurden bislang ein Relief und eine Statue sowie ein Gesetz des Kaisers Septimius Severus, das Patrizierinnen den Kampf in der Arena verbietet.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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