Wilderich Graf Bodman feiert seinen 80. Geburtstag
Würde, Stil und Menschliches
Bodman-Ludwigshafen (sw). Ein distinguierter Herr kurz vor seinem 80. Geburtstag am Montag, 12. Dezember. Ehrenbürger von Bodman-Ludwigshafen, Träger zahlreicher Auszeichnungen wie des Komturkreuzes des Ordens vom Heiligen Papst Sylvester, vierfacher Vater, elffacher Großvater. Ein würdiger Herr. Aber, mal ehrlich, hat Wilderich Graf von und zu Bodman jemals in seinem Leben so richtig Quatsch gemacht? Da muss der Diplom-Agraringenieur nicht lange überlegen: Ja, damals, als er so um die 20 war, hat er eine Ausstellung in Köln besucht und eine aus Jagdgewehren aufgebaute Pyramide entdeckt. Ebenso das Schild »Bitte nicht berühren«. Doch die Versuchung war zu groß! Ein Griff an einen Gewehrabzug. Und die Pyramide brach mit lautem Poltern zusammen. Das ganze Museum war in Aufruhr. Doch Graf Bodman machte sich aus dem Staub. Ja, und damals in der Schule, am humanistischen Gymnasium des Kollegs St. Blasien, war ihm die Mitarbeit an der »recht kritischen« Schulzeitung wichtiger als das Pauken. Das rächte sich. Er blieb sitzen. Doch seine Klassenkameraden fehlten ihm. Da setzte er sich auf den Hosenboden, übersprang die elfte Klasse und war wieder mit seinen Freunden zusammen.
Aber ein Leben auf der Überholspur hat Graf Bodman nicht geführt. In seinen acht Lebensjahrzehnten ist er solide, zuverlässig, engagiert und unaufdringlich auf seiner Straße gefahren. Ist nie wie verrückt auf‘s Gas getreten, hat aber auch nie abgebremst. Diplomat wäre er auch gerne geworden. Oder Jurist, erklärt er. Doch er studierte Landwirtschaft, übernahm 1976 nach dem Tode seines Onkels Dr. Johannes Graf Bodman den Familienbesitz, und führte ihn bis 2006, als er das Unternehmen an seinen Sohn Johannes Freiherr von Bodman übergab. Ein paar seiner unzähligen Ehrenämter hat er behalten - Präsident des Hegau-Geschichtsvereins, Vorsitzender des Fördervereins Museum Bodman-Ludwigshafen, Mitglied im Kuratorium der Stiftung Pestalozzi-Kinderdorf und Vorsitzender des Fördervereins Archäologisches Landesmuseum Konstanz. Schöne Bücher liebt er, und manchmal die Jagd. Vor kurzem, verrät er, hat er im Odenwald »eine Sau« erlegt.
Doch blaublütige Allüren sind ihm fremd: »Ich sah nie einen Grund dazu und habe immer Bodenhaftung behalten.« Trotz seines opulenten Namens - Johann Wilderich Otmar Hubertus Maria von Bodman. Eine Reverenz an viele adlige Vorfahren. Doch protzen ist seine Sache nicht. Auch nicht zum 80. Im Familienkreis wurde vorgefeiert. Ende September, als Ehefrau Maria-Claudia von Bodman ihren 70. Geburtstag beging. Nun noch eine Feier mit geladenen Gästen im »Seeum« im Vorfeld, ein Empfang und ein Aufmarsch der Bürgermiliz aus Sipplingen um 19 Uhr am eigentlichen Geburtstag. Das war‘s.
Doch nach dem Jubiläum hat der in Möggingen bei Radolfzell Geborene noch einige Pläne: die Familiengenealogie auf den neuesten Stand bringen, die Bibliothek wieder einrichten und mit seiner Ehefrau in das benachbarte Haus am Park ziehen, damit Sohn Johannes mit Familie ins Schloss übersiedeln kann. Auch ein Zeichen dafür, ein wenig kürzer treten zu wollen. Die Parkgestaltung bleibt aber eines seiner Hobbys. Denn, so erzählt Graf Bodman, vor seinem Studium absolvierte er eine Gärtnerlehre, von der er immer noch profitiert. Vielleicht ein Grund, warum er sich nie in Arroganz und Abgehobenheit verloren hat. Ein würdiger Herr mit vielen Verdiensten. Aber einer, der sich Menschliches und Menschlichkeit immer bewahrt hat.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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