Neue Informationen zur "Zukunftsquelle" der BWV
Tunnelbau ins Pfaffental soll 2027 starten

Ein reisiger Tunnel wie dieser soll ab 2027 vom Sipplinger Berg bis zum "Pfaffental"  an der Gemarkungsgrenze zwischen Bodman-Ludwigshafen und Sipplingen getrieben werden. Die Bodensee-Wasserversorgung will damit die Wasserentnahme aus dem See, mit der derzeit rund 4 Millionen Menschen versorgt werden, auf mehrere Standbeine stellen. | Foto: BWV
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  • Ein reisiger Tunnel wie dieser soll ab 2027 vom Sipplinger Berg bis zum "Pfaffental" an der Gemarkungsgrenze zwischen Bodman-Ludwigshafen und Sipplingen getrieben werden. Die Bodensee-Wasserversorgung will damit die Wasserentnahme aus dem See, mit der derzeit rund 4 Millionen Menschen versorgt werden, auf mehrere Standbeine stellen.
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Bodman-Ludwigshafen. Das Projekt "Zukunftsquelle" der Bodensee-Wasserversorgung mit ihrem Pumpwerk in Sipplingen rückt näher. Dr. Christoph Jeromin, technischer Geschäftsführer der BWV, berichtete kürzliche zum aktuellen Stand der Planungen für das Mammutprojekt, für das eine "Milliardeninvestition" nötig werde. "Herausforderungen" war ein häufig benutztes Wort in der Präsentation im Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen, die von dem Projekt mittelbar betroffen sein wird.

Denn bei der Doppelgemeinde wird im Bereich "Pfaffental", unweit der Gemarkungsgrenze zu Sipplingen und östlich des Standbads, eine zweite Entnahmestelle entstehen, was schon in 2020 angekündigt wurde. Bohren will man dort einen Tunnel mit rund zwei Kilometern Länge vom Sipplinger Berg herunter an den See, in der in zwei Leitungen täglich rund 335.000 Kubikmeter Wasser transportiert werden können. Derzeit hat die BWV ein Entnahmerecht von 660.000 Kubikmetern. Mit der "Zukunftsquelle" wolle man auch die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, dann bis zu einer Million Kubikmeter Wasser am Tag entnehmen zu können.

Nach dem jetzigen Stand werde man im kommenden Jahr das Genehmigungsverfahren für den Tunnelbau einreichen, das zwischen eineinhalb und zwei Jahren aufgrund der komplexen Anforderungen andauern dürfe. In 2027 solle der Tunnelbau beginnen, der ungewöhnlicherweise aber oben auf dem Berg beginnt und sich mit einer Spezialmaschine dann nach unten bewegen wird, weil man den Abraum aus dem Tunnel unten am See nicht wegbekommt. Den wolle man dann am Sipplinger Berg verbauen, wurde angekündigt.

Dieser Tunnelbau werde wohl mindestens bis 2033 andauern. Weil dann noch eine weitere zusätzliche Pumpleitung vom Sipplinger Berg an die bisherige Entnahmestelle an der "Süßenmühle" gebaut werden soll, werde man insgesamt aufgrund der vielen Herausforderungen wohl bis 2046 benötigen, um dieses Projekt abzuschließen. Diesen Zeitpunkt habe man gegenüber den ursprünglichen Planungen bereits um fünf Jahre nach hinten versetzten müssen, sagte Dr. Jeromin im Gemeinderat, der dort auch viele Fragen zu beantworten hatte. Bauarbeiten werden allerdings schon früher beginnen, zum Beispiel mit dem Bau einer Stromtrasse wie auch zur Erschließung der Baustelle im "Pfaffental", wurde angekündigt.

Wasserschutzgebiet am See

Denn mit der neuen Wasserentnahmestelle wird auch ein Novum verbunden sein: ein Wasserschutzgebiet auf dem See, aufgrund der Strömungsverhältnisse dort im See-End. Auch dieses Verfahren sei komplex und erfasst dann auch die Einträge in den See aufgrund von Starkregenereignissen, mit denen häufiger gerechnet werden muss. Die jüngsten Starkregen Ende August, bei denen der See nach langer Trockenheit innerhalb von zwei Tagen um 70 Zentimeter anstieg, ist ein aktuelles Beispiel, dass auch die tiefen Entnahmestellen davon betroffen sein könnten.

Sechs Tage habe es gebraucht, bis die Sedimente von der Rheinmündung angekommen waren, dann aber sei das Wasser mit Schwebstoffen belastet gewesen. Schon deshalb muss die Möglichkeit geschaffen werden, die Abhängigkeit von nur einer Entnahmestelle zu umgehen. Aus dem Gemeinderat wurde dazu freilich Befürchtungen geäußert, dass man dann mit den Booten einen großen Bogen um die Entnahmestellen nehmen müsste.

Milliarden von Muschellarven

Auf welche Szenarien sich die Wasserversorger am See einstellen müssen, wurde mit einer Zahl verdeutlicht: "Wir haben alleine im Mai und Juni geschätzt rund 60 Milliarden Larven der Quagga-Muschel aus den Entnahmestellen gezogen", machte Dr. Jeromin die Belastung deutlich. Es gebe Besiedlungen in den Leitungen und an den Entnahmekörben. Derzeit habe man Versuche laufen, diese Larven mit speziellen Membranfiltern aus dem weiteren System herauszuhalten. In den USA, wo an den Großen Seen dasselbe Problem schon länger bestehe, wende man Chlor an. In Zürich arbeite man mit "Chlor-Impfungen" in den Leitungen. Das sei aber mit der deutschen Trinkwasserverordnung nicht vereinbar.
In der weiteren Vorbereitung des Projekts soll es auch noch weiter Bürgerinformationen geben, wurde in der Sitzung angekündigt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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