Über 100 Einzelfundstellen
Archäologen entdecken mittelalterliche Siedlung in Bodman-Ludwigshafen

- Römische Bronzemünze aus der aktuellen Ausgrabungsstätte in Bodman-Ludwigshafen mit schwach erkennbarem Frauenporträt (vermutlich Ende 2. Jh. n. Chr.).
- Foto: Landratsamt Konstanz
- hochgeladen von Philipp Findling
Bodman-Ludwigshafen. Bei Baumaßnahmen im Kellhofweg in Ludwigshafen am Bodensee sind Archäologen auf Siedlungsspuren aus der Anfangszeit des Dorfes gestoßen. Die Kreisarchäologie des Landkreises Konstanz hatte die Baggerarbeiten routinemäßig überwacht, da die Baufläche für ein Mehrfamilienhaus etwa 180 Meter nordöstlich der Kirche St. Otmar und damit am Rand des alten Ortskerns liegt. Hier waren Spuren der früheren Besiedlung zu erwarten.
Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald leitete daraufhin in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart rasch eine Rettungsgrabung ein, um die Befunde möglichst schnell zu dokumentieren. Die Ausgrabungsarbeiten werden seit wenigen Tagen von der vom Bauherrn beauftragten Grabungsfirma Archaeotask GmbH unter der örtlichen Leitung von Heiko Glunk durchgeführt.
In der etwa 260 Quadratmeter großen Baufläche zeichnen sich über 100 Einzelfundstellen als Verfärbungen im sandigen Untergrund ab. Es handelt sich dabei meist um Fundamentgruben für Holzpfosten, die das tragende Gerüst der damaligen Häuser mit Flechtwerkwänden und vermutlich Strohdach bildeten. Im Gewirr der zahlreichen Pfostengruben von mehreren sich überlagernden Gebäuden hatten sich auch die Reste eines einfachen Erdkellers sowie von fünf in den Boden eingetieften Hütten für handwerkliche Tätigkeiten erhalten. Aus diesen sogenannten Grubenhäusern stammt unter anderem auch das Fragment eines Webgewichts aus Ton, ein Hinweis, dass hier wohl ein Gewichtswebstuhl für die Tuchherstellung stand. Die Webhütten sind feste Bestandteile dieser Gehöfte des Hochmittelalters.
Ebenfalls gefundene Scherben von Tongefäßen mit typischen wellenförmigen Ziermustern zeigen, dass die entdeckten Strukturen in das 11./12. Jahrhundert n. Chr. gehören. „Es handelt sich hierbei um wichtige Funde aus der Gründungszeit des heutigen Ortes, der aus dem 1145 erstmals urkundlich genannten Sernatingen hervorgegangen ist“, erklärte Kreisarchäologe Hald anlässlich eines Termins mit Bürgermeister Christoph Stolz und Bauherrn Daniel Lindenmayer, die sich vor Ort über die neuesten Entdeckungen und den Fortgang der Ausgrabungen informierten. Bauherr Daniel Lindenmayer zeigte sich sehr zufrieden angesichts des raschen Grabungsfortschrittes. Auch Bürgermeister Christoph Stolz lobte die gute Zusammenarbeit: „Ich darf mich für die schnelle und pragmatische Kooperation aller Beteiligten herzlich bedanken und freue mich darüber, dass wir weitere Bestandteile unserer Ortsgeschichte sichern und somit für die Nachwelt erhalten konnten.“
Kurios ist der Fund einer römischen Bronzemünze aus einer der Grubenhütten. Das nur noch schlecht erkennbare Münzbild zeigt vermutlich Faustina Minor, die im Jahr 176 n. Chr. verstorbene Ehefrau von Kaiser Marc Aurel. Wie die Münze, die schon etwa 1000 Jahre alt war, als sie in den Boden gelangte, ihren Weg in das mittelalterliche Dorf fand, ist bislang nicht geklärt. Römische Funde sind allerdings vom Seeufer sowie oberhalb des benachbarten Baugebiets „Haiden“ bekannt. Die Grabungen werden in Kürze abgeschlossen.
Quelle: Landratsamt Konstanz




Autor:Presseinfo aus Singen |
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