Klavierabend

Beethovens „33 Veränderungen über einen Walzer von A. Diabelli“ op. 120 – auch „Diabelli- Variationen“ genannt – bilden einen Meilenstein in der Klavierliteratur. Der gewaltige Zyklus, der an „Kühnheit, Detailfülle, Ernst und Humor in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht“. (Christoph Vratz), wirkt heute noch so rebellisch und exzentrisch wie vor 200 Jahren.

Anlass der Entstehung des Werkes war eine originelle Geschäftsidee des Komponisten und Verlegers Anton Diabelli: „1819 verschickte er einen von ihm selbst komponierten Walzer an die 50 bekanntesten Tonsetzer seiner Zeit mit der Aufforderung je eine Variation darüber zu einem Sammelwerk beizusteuern. Beethoven zeigte sich zunächst uninteressiert. Dann aber komponierte er 33 Veränderungen über diesen Walzer, die er 1823 erschienen ließ. Die geradezu bestürzend große Anzahl von Variationen erklärt sich vermutlich dadurch, dass Beethoven den 50 bekannten Tonsetzern allein auch in der Quan­tität der Produktion gegenübertreten wollte.

„Es ist nicht eine unvergleichliche Qualität des Themas, die zu der gewaltigen Ausdehnung (von 55 Minuten!) des Werkes führte; vielmehr deutet alles darauf hin, dass Beethoven das eher einfache Thema nur für eine Demonstration sei­nes musikalischen [Könnens] in Anspruch nahm“ (Uhde, Beethovens Klaviermusik I, Reclam).

Es ist das vorletzte Klavierwerk Beethovens, es folgen danach „nur“ noch die Bagatellen op. 126 – musikalische Miniaturen – und es wird in seiner Länge nur durch Bachs Goldberg-Variationen übertroffen. Es spannt sich ein weiter Bogen der großen Kunst Beethovens: dem Variieren, eine Kunst, die aus der damaligen Improvisationspra­xis entstand, in der auch der exzellente Pianist Beethoven ein Meister war.

Das Werk entfaltet das riesige Kaleidoskop Beethovenscher Kompositionstechnik, enthält aber auch kleine Widmungen an seinen Schüler Czerny, an Mozart und gegen Ende auch an Bach, Händel und seinen großen Lehrer Joseph Haydn.

Markus Stange ist Professor für Klavier, Kam­mermusik und Neue Musik an der Musikhoch­schule Karlsruhe, studierte Klavier in Lübeck und Prag, in Stuttgart zusätzlich Musiktheorie und Komposition. Er konzertierte auf internationalen Festivals, als Solist und Ensemble-Pianist wie auch als Spezialist für zeitgenössische Musik. Prof. Stange spielte mit führenden Ensembles und Orchestern wie den Berliner Philharmoni­kern und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Für die Karlsruher Hochschule für Musik ist er auch an der Konzeption einer Vielzahl von inter­disziplinären musikalischen Projekten betraut.

Weitere Infos unter www.stadthalle-singen.de

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