Vor 50 Jahren wurden die Ortschaften Böhringen, Güttingen, Liggeringen, Markelfingen, Möggingen und Stahringen im Rahmen der Gemeindereform in Baden-Württemberg nach Radolfzell eingemeindet. Seitdem darf sich die Stadt als »Große Kreisstadt« bezeichnen. Das Jubiläum nimmt das Stadtmuseum nun zum Anlass, mit der Ausstellung „Dorfleben. Geschichte(n) aus den Radolfzeller Ortsteilen“ , die Radolfzeller Ortschaften, in denen rund 40 Prozent der Radolfzeller Bevölkerung lebt, in den Mittelpunkt zu stellen. Zu sehen sind vergangene Dorfwelten, engagierte Menschen und dramatische Ereignisse, die ein wichtiger Teil der Radolfzeller Geschichte sind.
Die Sonderausstellung gibt einen spannenden Einblick in die Geschichte der Ortschaften von den ersten Siedlern bis heute. Im 19. Jahrhundert war der Alltag in den selbstständigen Gemeinden geprägt von harter Arbeit in der Landwirtschaft und im Handwerk. Der sonntägliche Kirchgang gehörte damals genauso wie der Stammtisch im Wirtshaus und das Ehrenamt im Verein zum Leben in der Dorfgemeinschaft. Kriege und Naturkatastrophen stellten die Bewohner immer wieder vor Herausforderungen. Unter verschiedenen Herrschaftsverhältnissen wuchsen die Siedlungen zu autarken Gemeinden mit jeweils eigenem Charakter und Selbstbewusstsein heran. Verschiedene Reaktionen auf die Eingemeindungen spiegeln die Vor- und Nachteile der Kommunalisierung wieder.
Der Abschied von der politischen Selbständigkeit begann 1967 mit dem „Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“. Die damit eingeleitete Gemeindereform führte zur Eingemeindung von Markelfingen, Möggingen, Stahringen und Liggeringen nach Radolfzell zum 1. Januar 1974. Ein halbes Jahr später folgte Güttingen, das noch versucht hatte, der Eingemeindung durch Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft mit den benachbarten Dörfern zu entgehen. Am längsten widersetzte sich der bevölkerungsreiche Ort Böhringen, wo sich die Bevölkerung mehrheitlich und der Gemeinderat einstimmig für die Beibehaltung der Selbständigkeit ausgesprochen hatten. Zum 1. Januar 1975 musste sich Böhringen dem Druck beugen und wurde in die Stadt Radolfzell eingegliedert.
Heute prägen vor allem die insgesamt über 50 Vereine das gesellschaftliche Leben in den Ortsteilen und schaffen ein vielfältiges Angebot, sich mit Gleichgesinnten sportlich, musikalisch oder sozial zu betätigen. Viele Menschen stärken mit ihrem Engagement das Dorfleben, bringen sich auf Festen ein, organisieren Veranstaltungen und gestalten kirchliche Anlässe. Sie alle tragen dazu bei, dass Radolfzell und seine Ortsteile vielfältig und lebenswert bleiben.
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Autor:WasWannWo aus Singen |
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