Marcus Röwer im Interview
Volkertshauser Rathauschef will Singener Bürgermeister werden

Marcus Röwer, amtierender Bürgermeister der Gemeinde Volkertshausen, hat sich für die Stelle des Bürgermeisters in Singen beworben. Mit dem WOCHENBLATT hat er über diese Entscheidung gesprochen. | Foto: Tobias Lange
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Volkertshausen/Singen. Marcus Röwer ist Bürgermeister der Gemeinde Volkertshausen. Nun hat er sich für die Stelle des Ersten Beigeordneten - oder auch Bürgermeister genannt - der Stadt Singen beworben. Im Interview erzählt der 37-Jährige, was ihn zu diesem Entschluss gebracht hat und wie er die Zukunft sieht.

WOCHENBLATT: Herr Röwer, Sie haben sich für das Amt des Bürgermeisters in Singen beworben. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?

Marcus Röwer:
Bewogen hat mich die Tatsache, dass ich die Aufgabe dort als eine sehr spannende und sinnstiftende Aufgabe sehe und mich der Gedanke von neuen Herausforderungen durchaus gereizt hat. Es ist nicht so, dass ich in Volkertshausen unglücklich wäre oder da unbedingt wegwill. Ganz im Gegenteil, ich fühle mich dort sehr wohl und das hat mir tatsächlich die Entscheidung äußerst schwer gemacht. Ich werde auch manches vermissen, falls es in Singen klappt. Aber diese Möglichkeit, die sich aufgetan hat, sehe ich als große Chance.

WOCHENBLATT: Jetzt könnte man sagen, Sie werden vom Kapitän des eigenen Bootes zum ersten Maat eines größeren Schiffs. Man könnte das als Rückschritt in Ihrer politischen Karriere werten.

Marcus Röwer: Als Beigeordneter in Singen ist man natürlich nicht mehr in der ersten Reihe. Ich glaube, dass ich von meiner Persönlichkeit her damit keine Mühe habe, in der zweiten Reihe zu stehen. Einen Rückschritt sehe ich insofern nicht, weil der Aufgaben- und Verantwortungsbereich schon wesentlich größer ist als jetzt.

WOCHENBLATT: Ihren Entschluss haben Sie in Volkertshausen im Gemeinderat und im Rathaus bekannt gemacht. Wie war die Reaktion auf diese Ankündigung?

Marcus Röwer: Im Gemeinderat war die erste Reaktion, so habe ich es wahrgenommen, erst einmal ein Schock, weil es schon aus heiterem Himmel kommt. Das verstehe ich dann auch. Die zweite Reaktion war dann, so habe ich es empfunden, weitestgehend Bedauern und Verständnis. Also schon Verständnis für mich persönlich, diesen Schritt zu gehen, aber eben doch auch Bedauern.

WOCHENBLATT: Und Ihre Familie steht voll hinter der Entscheidung?

Marcus Röwer: Ohne meine Familie hätte ich diese Entscheidung nicht getroffen. Meine Frau trägt das mit. Ansonsten hätte ich mich nicht auf die Stelle beworben.

WOCHENBLATT: Welche Qualifikationen würden Sie mit nach Singen bringen?

Marcus Röwer: Im Wesentlichen bespielen wir in Volkertshausen dieselben Themen wie in Singen. Zum Geschäftsbereich des Ersten Beigeordneten gehören die Kitas. Die gibt es auch in Volkertshausen und die Themen sind die gleichen – ob man nun drei Kitas hat oder eine zweistellige Zahl.

Genauso ist es beim Thema Schule. Bildung und Sport ist der zweite große Fachbereich. Wir sind in Volkertshausen zwar nicht Trägerin eines Gymnasiums oder einer weiterführenden Schule, aber Trägerin einer Grundschule. Schulträgeraufgaben haben wir also auch.

Und der dritte große Bereich ist ja der Bereich Sicherheit und Ordnung und auch in Volkertshausen war ich Leiter der Ortspolizeibehörde. Und davor habe ich im Landratsamt im Ordnungswesen gearbeitet. Die Ordnungsaufgaben einer unteren Verwaltungsbehörde sind mir also bewusst.

Natürlich gibt es in Singen auch neue Themen, weil in der großen Verwaltung viel kleingliedriger gearbeitet werden kann. Aber das gehört ja auch dazu, wenn man eine neue Herausforderung sucht, dass das eine oder andere neue Thema dazukommt.

WOCHENBLATT: Was würden Sie sagen, was reizt Sie so an der Arbeit, an der Stelle in Singen?

Marcus Röwer: Zum einen, dass der Umfang viel, viel größer ist. Es sind eben viel mehr Kitas, viel mehr Schulen, das reizt mich. Und was in Singen einfach dazukommt und was mich auch motiviert, ist, dass Singen eine besondere Sozialstruktur hat. Eine Sozialstruktur, die man eher in Großstädten sucht, als in Kleinstädten.

Aber die Vorstellung da, jungen Menschen, indem man die Themen Kita und Schule gut bespielt, etwas mitgeben zu können, damit ihre Biografie einen positiven Weg einschlägt, ist etwas, was ich als sehr schöne und sinnstiftende Aufgabe empfinde.

WOCHENBLATT: Für das Amt des Bürgermeisters in Singen müssen Sie keinen Wahlkampf bei den Bürgern machen. Darüber entscheidet der Gemeinderat. Wie gehen Sie weiter vor?

Marcus Röwer: Ich werde das Gespräch mit den Stadträten suchen, und teilweise haben auch Gespräche schon stattgefunden, um sie zu überzeugen, dass ich der Richtige bin.

Parallel dazu führe ich Gespräche mit Funktionsträgern in der Stadtverwaltung, die in diesem Aufgabenbereich liegen, um dort in dieser Zeit schon einen möglichst guten Überblick über die Verwaltung und die Belange in der Stadt zu erhalten. Und da es um die Stelle vom Sozialbürgermeister geht, ist es meine Absicht, auch auf die Träger der sozialen Einrichtungen zuzugehen.

WOCHENBLATT: Wagen wir einen Blick in die Zukunft: In zwei Jahren ist in Volkertshausen Bürgermeisterwahl. Können Sie sich vorstellen, hier weiterzumachen, falls es in Singen nicht klappt?

Marcus Röwer: Das hängt davon ab, wie die Volkertshauser das sehen. Ich habe mich wie gesagt nicht beworben, weil ich aus Volkertshausen wegwill, sondern, weil eine Tür aufging und ich diese neue Chance sehe. Volkertshausen liegt mir immer noch am Herzen und ich mag es sehr.

Gleichwohl verstehe ich, wenn die Volkertshauser sagen, dass da jetzt Porzellan zerbrochen ist. Dann weiß ich nicht, ob es Sinn macht, noch einmal zu kandidieren. Sollte es in Singen nicht klappen, dann werde ich die Zeit nutzen, um reinzuhorchen, wie die Volkertshauser dazu stehen. Wenn ich dann wahrnehme: ‚Den Röwer, den wollen wir nicht mehr sehen‘, dann ist das so. Wenn die Volkertshauser sagen: ‚Eigentlich sind wir mit Dir ganz zufrieden. Mach doch weiter hier bei uns‘, dann würde ich es auch herzlich gerne machen.

Mir ist bewusst, dass ich mit der Bewerbung ein gewisses Risiko eingehe. Aber man erreicht selten etwas Neues, wenn man nicht gewillt ist, auch ein Risiko einzugehen.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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