Einige Bürgermeister- und OB-Wahlen stehen 2021 an. Doch was bringt der Beruf eigentlich mit sich?
Traumjob Bürgermeister?

Marcus Röwer | Foto: Marcus Röwer ist Bürgermeister von Volkertshausen und Vorsitzender der Bürgermeistervereinigung im Landkreis Konstanz. swb-Bild: Archiv
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Landkreis Konstanz. Nicht erst seit Corona scheint der gesellschaftliche Ton immer rauer zu werden. Ein Phänomen, das sich in den vergangenen Jahren nicht nur in den „sozialen“ Medien zeigt, sondern das Menschen die in der Öffentlichkeit stehen, häufig auch direkt zu spüren bekommen. Davon sind natürlich mitunter auch Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker betroffen. Was bedeutet es also in Zeiten wie diesen Bürgermeister zu sein? Darüber sprach das Wochenblatt mit Marcus Röwer. Er ist seit Anfang 2019 Bürgermeister von Volkertshausen und zudem Vorsitzender der Bürgermeistervereinigung im Landkreis Konstanz.

Für Röwer hat der Beruf vor allem viele schöne Seiten, wie er gegenüber dem Wochenblatt betont. »Der schönste Aspekt des Berufs ist für mich persönlich die Tatsache, dass man seine Arbeitszeit und somit Lebenszeit dem Gemeinwohl widmet. Man arbeitet jeden Tag daran, dass die eigene Gemeinde ordentlich aufgestellt und den Bürgern somit ein Fundament für ein gutes Leben gelegt ist«, sagt Röwer. Schön seien zudem die vielen Kontakte zu den Mitmenschen im Ort,, auch wenn sich das in Zeiten von Corona natürlich deutlich reduziere. Trotzdem: »Die Momente, die mir am meisten Freude bereiten sind nicht die am Schreibtisch, sondern die unter den Bürgerinnen und Bürgern, Einwohnerinnen und Einwohnern«, betont Röwer. Daneben biete der Beruf sehr viel Abwechslung und kein Arbeitstag gleiche dem anderen.

Die Schattenseiten

Persönliche Anfeindungen oder Bedrohungen hat Röwer bisher noch nicht erlebt. »Zum Glück«, sagt er. Aus dem Landkreis Konstanz seien ihm auch keine solchen Fälle bekannt. Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier musste indes in Stuttgart einen Angriff auf sein Auto erleben, in der Zeit als er dort für den Posten des Oberbürgermeisters kandidierte. Sein Auto wurde beschädigt und beschmiert, ein Foto davon teilte Schreier damals in den sozialen Netzwerken. Auch wenn es so weit in unserer Region bislang nicht geht: »Man erhält schon immer wieder Kritik, die deutlich im Ton verfehlt ist. Damit muss man umgehen«, sagt Marcus Röwer. Das begründet sich vielleicht mit einer der größten Schattenseiten, die er an seinem Beruf sieht. »Es gilt viele Entscheidungen zu treffen, mit denen man nicht jedem voll gerecht werden kann. Wegen oft unterschiedlicher oder gar gegensätzlicher Interessen liegt das in der Natur der Sache. Das ist insofern schade, weil man eigentlich stets bestrebt ist, bestmögliche Lösungen zu finden«, so Röwer weiter.

Privatleben

Klar, auch ein Bürgermeister hat irgendwann Feierabend, und zwar nach einem »normalen« Arbeitstag, wie Röwer es formuliert. Dazu kommen mitunter Überstunden und Abendtermine wie Gemeinderatssitzungen. Jedoch im Amt sei man prinzipiell rund um die Uhr, auch beim privaten Spaziergang mit dem Ehepartner oder beim Einkaufen. Das bedeutet aber auch, dass zum Beispiel noch viele gesellschaftliche Termine und Veranstaltungen abends und am Wochenende dazu kommen, beispielsweise Empfänge, Jahreshauptversammlungen auch auf dem Pflichtprogramm stehen. Dabei steht man als Bürgermeister mit seiner Familie immer unter besonderer Beobachtung, weshalb man sich keine Fehltritte erlauben sollte. »Ich denke, grundsätzlich sollte man immer so handeln, dass es keinen Grund zu Tadel gibt – auch wenn man nicht beobachtet wird. Wenn man sich das zu Herzen nimmt, fällt einem die Beobachtung auch nicht so schwer. Die Familie sitzt unweigerlich mit im Boot und kann deshalb nicht mehr ganz so anonym leben, wie vorher. Wenn man das nicht mag, kann es mitunter schon eine Belastung darstellen. Da ist es enorm wichtig, dass zumindest die eigenen vier Wände ein Schutzraum sind«, erklärt Marcus Röwer.

Und der Verdienst?

Die Höhe des Verdiensts eines Bürgermeisters ist gesetzlich geregelt und richtet sich im Wesentlichen an der Einwohnerzahl der Kommune. In einer Gemeinde mit 2.000 bis 5.000 Einwohnern bekommt er beispielsweise A15 oder A16. Laut der Besoldungstabelle des Landes Baden-Württemberg bewegt sich das Gehalt eines Bürgermeisters damit zwischen 5.640 und 7.890 Euro brutto. In einer Stadt mit 20.000–30.000 Einwohnern fallen die Rathauschefs in die Besoldungsgruppe B4 (9.220 Euro brutto) oder B5 (9.800 Euro brutto).

Was man mitbringen muss

Immer wieder erlebt man bei Bürgermeisterwahlen mehr oder weniger qualifizierte Kandidaten, doch welche Eigenschaften sollte man mitbringen um das Amt als Gemeindeoberhaupt gut ausfüllen zu können? »Ich halte Integrität für die wichtigste Eigenschaft«, sagt Marcus Röwer. »Denn man wird immer wieder Entscheidungen treffen müssen, die für Teile der Bevölkerung nicht nachvollziehbar sind beispielsweise, weil Hintergrundinformationen nicht bekannt sind. In diesen Fällen ist es wichtig, dass die Menschen den Amtsträgern vertrauen. Integrität ist eine wichtige Voraussetzung dafür. Eine zweite wichtige Voraussetzung ist die fachliche Kompetenz. Wenn man vorher schon in der Kommunalverwaltung tätig gewesen ist, hat man einen entscheidenden Vorteil.«

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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