66. Geburtstag und Abschied für Bürgermeister Alfred Mutter in der Alten Kirche
Der erste Bürgermeister mit Ruhestands-Amtskette
Volkertshausen (of). Ein großes Fest aus mehreren Anlässen machte Volkertshausens Bürgermeister Alfred Mutter aus seinem 66. Geburtstag am Mittwochabend in der Alten Kirche. Denn dieser Abend diente gleichzeitig seiner offiziellen Verabschiedung, zu der als Privatmann eingeladen hatte. Es war mit Sicherheit der Abend mit der größten Dichte an OB’s und Bürgermeistern, und auch Landrat Hämmerle war selbstverständlich gekommen. Sogar Justizminister Guido Wolf war aus dem Landtag in Stuttgart geeilt, um als Freund zu kommen. Und selbst kleine Delegationen aus den Partnerstädten Bolsena in Italien und Schönau-Berzdorf in Ostsachsen ließen es sich nicht nehmen an diesem Abend dabei zu sein. Mutter wollte eigentlich nicht groß Rückblick auf selbst geschaffenes halten, er dankte erst mal ausdrücklich seinem gewählten Nachfolger Marcus Röwer, dass er hier kandidiert hatte, so dass es die Gemeinde hier wirklich in gute Hände komme am Karfreitag. Mutter danke auch dem „Herrgott“, dass er ihn und auch seine Familie und alle Gäste so weit begleitet habe, bis zu diesem Augenblick. Besonders beleuchtete er in seiner von vielen Musiksplittern aus früheren Zeiten durchwirkten Rede die Zeit des Kennenlernen mit seiner Frau Luzia, der er im zweiten Anlauf auf Eroberung aus Portugal zurück geholt habe. Auch seinen Mitarbeitern, einem sehr eingeschworenen Team dankte Mutter, Gemeinderätin Waltraud Sproll, die seit 35 Jahren die Gemeinde mit gestaltete, vielen weiteren Gemeinderäten im Amt oder schon im Ruhestand, Hanni und Werner Kongehl für ihre Initiative für Kunstverein und Alte Kirche und noch viele viele weitere. Es wurden so viele, dass das Fest schon zweieinhalb Stunden alt war, bis er mit der Begrüßung und Würdigung aller Gäste abgeschlossen hatte.
Die Rathauscrew sang als Chor die „66 Jahre“ von Udo Jürgens, und als die größte Überraschung gab es erstmals eine „Ruhestands-Amtskette“ für Mutter, der selbst nie über eine Amtskette verfügt hatte.
„Wir haben im Landratsamt viel möglich für dich gemacht, aber will auch nicht alles aufzählen, obwohl ich dann schnell fertig wäre“, meinte Landrat Frank Hämmerle in seiner kurzen Grußwort. Und er sei sich sicher, dass Mutter seinen Ruhestand gut vorbereitet habe.
Für die Gemeinderäte sprach Waltraud Sproll. So lange wie Mutter habe bisher kein Bürgermeister ausgehalten. Alle Räte hatten eigentlich fest damit gerechnet, dass er bis zur Zwangspensionierung mit 68 durchhalten würde. In seiner Amtszeit habe sich nicht nur die Zahl der Einwohner um 50 Prozent erhöht, die hätte sich noch weiter erhöhen können wenn man nur noch mehr Bauplätze verfügbar gehabt hätte. Er habe von Anfang an auf eine Kultur der Fördervereine gesetzt, angefangen beim Kindergarten bis zur Wiesengrundhalle, deren Nachfolgebau noch Ende letzten Jahres eingeweiht werden konnte. Bürgernähe habe er als „Alfi“ auf der Straße und bei Festen praktiziert, nur die Bürgernähe einer Bürgerversammlung habe er gar nicht gemocht. Mutter habe es zwar kategorisch abgelehnt, nun zum Ehrenbürger ernannt zu werden und auch jegliche Ehrungen zu bekommen, aber seine Verdienste in so vielen Dingen blieben trotzdem im Bewusstsein.
Für die Vereine sprach der Kulturausschussvorsitzende Rainer Kenzler der den Bürgermeister als passionierten Geldsammer für so viele Projekte portraitierte und dem alle 28 Vereine im Ort wichtig gewesen seien und sein Engagement sei beachtlich gewesen. Er sei 36 Jahre ein genialer, toller Bürgermeister gewesen. Er wünschte sich, dass die Vereine ihm nun immer genug Arbeit geben könnten.
Justizminister Guido Wolf revidierte seine Meinung, dass er Mutter eigentlich für einen fleissigen Menschen gehalten hätte. Wenn er aber von seinen vielen Ausflügen und Auszeiten höre, die ja alle auch organisiert sein wollten, müsse er sich fragen wann er überhaupt im Büro gewesen sei. Aber seine Rückfrage im Rathaus habe doch ergeben, dass das auch gut so gewesen sei. „Du bist das Idol der Baden-Württembergischen Kommunalpolitik“, sprach er als Superlativ aus, und hatte sogar ein kleines Gedicht mitgebracht. Freilich solle er nun auch dem Nachfolger die Luft geben, die er brauche.
Markus Röwer, der im Januar gewählte Nachfolger, bekannte, dass es schon ein Erbe sei, dass er hier antrete. Hans-Peter Lehmann sprach als Nachbarbürgermeister, Mitglieder der „Aachtal-Mafia“ und aus Vertreter des Gemeindetags und auch als Freund. Empathie sei nie sein Ding gewesen, bemerkte er in seiner spitzfindigen Rede, aber eben ein toller Kerl.
Singens OB Bernd Häusler hatte in seinen Rathausakten gestöbert und den Grund gefunden, weshalb Mutter damals aus der Singener Stadtverwaltung gen Volkertshausen zog, um dort Bürgermeister zu werden. Als Hauptamts-Mitarbeiter hatte er einst einen Leserbrief geschrieben, wo er sich gegen die Umwandlung der „Alten Sparkasse“ zum Kulturamt der Stadt wandte und ein Seniorenzentrum forderte. Denn vier Tage danach drohte ihm bereits die Strafversetzung durch den damaligen OB Möhrle, was ihm sogar bis in die Landespresse brachte.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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