Stadt will per Bürgerentscheid abstimmen lassen
Zweiter Windpark in Tengen geplant

Windpark Brand | Foto: Die drei gelben Punkte markieren die möglichen Standorte des geplanten Windparks. Die blauen Linien sind die Gemarkungsgrenzen zur Stadt Engen und zur Stadt Geisingen. swb-Graphik: Stadt Tengen
  • Windpark Brand
  • Foto: Die drei gelben Punkte markieren die möglichen Standorte des geplanten Windparks. Die blauen Linien sind die Gemarkungsgrenzen zur Stadt Engen und zur Stadt Geisingen. swb-Graphik: Stadt Tengen
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Tengen. Im Tengener Ortsteil Watterdingen, im Gewann Brand plant das Unternehmen Solarcomplex einen weiteren Windpark mit drei Anlagen. Darüber informierte am Mittwoch Bürgermeister Marian Schreier im Rahmen eines Mediengesprächs. Der Standort befindet sich genau am anderen Ende der Gemarkung von Tengen in Bezug auf den bestehenden Windpark Verenafohren, dort unmittelbar zur Grenze der Städte Engen wie Geisingen und in der Nähe des „Napoleonsblick“.

Zwar habe der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung als ersten Schritt einstimmig einer Zusage zur Verpachtung des Geländes zugestimmt, das sich komplett in städtischen Besitz befindet. „Wir wollen das aber von der Bevölkerung weiter entscheiden lassen“, kündigte Schreier im Mediengespräch am Mittwochnachmittag an. Der Gemeinderat habe nun am 14. November in öffentlicher Sitzung zu entscheiden, dass nicht nur ein Bürgerentscheid am 8. März stattfinden soll, sondern dass auch ein breiter Bürgerinformationsprozess in Gang gesetzt wird. Auch diverse Exkursionen zu Windkraftanlagen wie zum Klimawandel und seinen Auswirkungen auf den Stadtwald sollen dann angeboten werden. Auch eine Bürger-Dialoggruppe solle gebildet werden, um den Beteiligungsprozess vorzubereiten und auch zu begleiten. Dazu sollen in der kommenden Woche dann zufällig ausgewählte BürgerInnen der Gemeinde ausgesucht, angeschrieben und zur Mitwirkung eingeladen werden. Es sei nach den Erfahrungen bei anderen Projekten in der Nachbarschaft, zuletzt in Blumberg und Bräunlingen, wichtig, die Bevölkerung hier zu beteiligen und umfassend zu Informieren.

Erst nach einem positiv beschiedenen Bürgerentscheid, oder falls ein Quorum von 20 Prozent nicht zustande kommt, einem Gemeinderatsbeschluss, werde dann ein Genehmigungsverfahren in Gang gesetzt, das auch mit den entsprechenden Gutachten zu den Auswirkungen auf die Umwelt und Tierwelt verbunden ist, blickte Schreier voraus. Das Unternehmen „Solarcomplex“ trete hier zunächst – wie bei Verenafohren – nur als Projektierer auf. Wer später Investor oder Betreiber dieses Windparks sei, oder ob der Strom auf dem Markt abgenommen werde, stehe derzeit nicht fest. Die Chancen auf dem Strommarkt stünden derzeit allerdings gar nicht so schlecht, meinte Schreier.

Der Standort Brand bei Watterdingen wurde schon bei der Erstellung des Flächennutzungsplans Windkraft als Option dargestellt. Die Windprognosen stammen aus dem Jahr 2012 und sprechen der Fläche sogar eine höhere Windhöfigkeit zu als Verenefohren. Diese betrage in der Prognose 6,3 Meter. Deshalb wird von einem Windpark mit drei Anlagen und einer Nabenhöhe von 164 Metern auch ein größerer Stromertrag zugesprochen. Er könnte bei 30 Millionen Kilowattstunden liegen, also dem rechnerischen Verbrauch von 30.000 Personen. „Wenn wir das mit dem prognostizierten Ertrag von Verenafohren zusammenrechnen, der mit 20.000 Personen dieses Jahr erstmals erreicht werden dürfte, dann wären das schon mal die Einwohner der Stadt Singen“, rechnete Schreier vor, der mehrmals deutlich machte, dass er hinter diesem geplanten Projekt steht. Eine Realisierung würde zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.

Dass in Zeiten eines in der Region deutlich spürbaren Klimawandels baldiges Handeln nötig sei, machte Schreier auch am Zustand des Stadtwalds fest. Normalerweise betrage hier der Einschlag rund 9.000 Festmeter Holz, dieses Jahr habe man 14.000 Festmeter als Folge von Dürre und Hitze und dem dadurch sprunghaft vermehrten Borkenkäfer einschlagen müssen, was Substanz ist, die auch fehlt. Man habe sich Handlungsräume von zehn Jahren gesetzt, um aktiv gegen die Klimaerwärmung vorzugehen. So gesehen wären bei einer erfolgreichen Umsetzung dieses Windpark-Projekts dann schon mal die Hälfte der Zeit vergangen. „Wir können hier in Tengen natürlich nicht das Weltklima retten, aber zumindest unseren regionalen Beitrag leisten“, so Schreier.

Während im Bundesgebiet der Anteil an erneuerbaren Energien inzwischen auf rund 40 Prozent gewachsen ist, bildet der Landkreis gegenwärtig mit 18 Prozent eines der Schlusslichter. Windkraftanlagen seien dabei viel effizienter als Photovoltaik, die für eine gleiche Stromleistung riesige Flächen an Landschaft verbrauchten. Schreier hält den Standort Brand zudem für unproblematisch, da die Landschaft hier schon durch zwei große Stromleitungen gestört würde. Die Windräder bei Leipferdingen neben der Stettener Höhe liegen in weniger als einem Kilometer Entfernung. Von Watterdingen läge der Windpark rund zwei Kilometer entfernt, vom Engener Ortsteil Stetten rund einen Kilometer.

Marian Schreier hatte die Medieninformation auch bewusst alleine durchgeführt, denn es ginge in dieser ersten Stufe ja auch erst nur darum, ob das Grundstück durch die Stadt zur Verfügung gestellt werden solle. Das Unternehmen Solarcomplex komme hier erst im Rahmen späterer Informationsveranstaltungen mit ins Spiel.

Schon in Bälde soll bereits eine Mail-Adresse im Rathaus unter windkraft@tengen.de eingerichtet werden, um Fragen an die Stadt zu den geplanten Windrädern wie auch zu den geplanten Veranstaltungen zu beantworten.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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