...schließen die Werkrealschulen im Hegau - es bleiben die Grundschulen/ von Ute Mucha

Wenn die letzten Neuner gehen...

Hegau. Mit der Verabschiedung der letzten zehn Neuntklässler endete in Tengen eine Ära, die den Wandel in der Schullandschaft im Hegau eindrücklich aufzeigte. Nach einem fröhlichen Fest, bei dem aber auch ein bisschen Wehmut mitschwang, wird es in der Randenstadt künftig nur noch eine Grundschule geben. Ab der 5. Klasse werden nun alle Schülerinnen und Schüler in weiterführende Schulen nach Engen, Hilzingen oder Singen fahren müssen. Ein Umstand, der seit Jahren für Probleme mit langen Fahrtzeiten für die Schüler aus dem ländlichen Raum sorgt und die die Städte und Gemeinden als Schulträger ebenfalls seit Jahren zu verbessern versuchen.
Die Tengener Schule ist kein Einzelfall im Hegau. Sie folgt den kleinen Schulen in Aach/Volkertshausen und Mühlhausen-Ehingen - das »Aus« für die Hochrheinschule in Gailingen ist ebenfalls schon beschlossen.
Auch dort wurden in zwei aufeinander folgenden Jahren die Mindestschülerzahl von 16 Kindern in der Eingangsklasse 5 nicht erreicht. »Dies bedeutet die Aufhebung der Werkrealschule, was wir sehr bedauern«, erklärte Gailingens Bürgermeister Dr. Thomas Auer, nachdem er im März diesen Jahres den Bescheid des Regierungspräsidiums auf den Tisch bekam.
Am Randen war man sich bereits vor sechs Jahren über die Bedeutung als Schulstandort bewusst. Damals bewarb man sich noch unter Altbürgermeister Helmut Groß mit einem detaillieren pädagogischen Gesamtkonzept auf die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule, scheiterte aber an der geforderten Schülerzahl für die Eingangsstufe 5. Auf der Gewinnerseite bei der aktuellen Schulentwicklung im Hegau stehen die Realschulen in Gottmadingen und Engen, wo auch ein Hauptschulabschluss absolviert werden kann, sowie die Gemeinschaftsschulen in Hilzingen.
Einig sind sich Träger wie Lehrer in einem: die Qualität der Haupt- und Werkrealschulen könne nicht Grund für die geringen Anmeldungen sein. Denn der Werkrealschule in Tengen mit ihrem Rektor Alexander Windt wie auch der Hochrheinschule mit Schulleiter Jochen Freiberg wurden bis zur letzten Klasse hervorragende Arbeit attestiert. Besonders die leistungsschwächere Kinder konnten in den kleinen Klassen optimal gefördert werden.
Doch dem Verlust lange nachtrauern nütze nichts, erklärte Alexander Windt. Die Entwicklung habe sich schon seit längerem abgezeichnet. Er sieht einen Grund für die geringeren Schüler-Anmeldezahlen in der Verunsicherung der Eltern, die oft nicht wussten, ob eine Klasse in der WRS Tengen zustande kommt oder nicht und deshalb ihre Kinder gleich an anderen Schulen anmeldeten. Jetzt werde man sich in Tengen auf die Grundschule konzentrieren und die Ganztagesbetreuung optimieren.
»Abgestimmt wurde von den Eltern mit den Füßen«, erklärte Karlheinz Deußen, Leiter des staatlichen Schulamtes Konstanz, diese Entwicklung nach dem Wegfall der Schulempfehlung, die nach und nach zum Ausbluten der Werkrealschulen im ländlichen Raum führte. Er sieht zwar Vorteile der zentralen Bildungseinrichtungen, befürchtet aber auch ein Vakuum für schwächere und Problemschüler, die in kleinen Einheiten intensiv gefördert werden müssen. »Da müssen wir ansetzen, diese Schüler brauchen wir, sie müssen wir in eine Ausbildung bringen«, so Deußen. Der Schulamtsleiter hofft - unabhängig davon wer politisch das Sagen hat - auf Kontinuität, Stabilität und klare Linien für die weitere Schulentwicklung.