Landrat informiert sich über kritischen Waldzustand im Kreis
Viel zu trocken und zu warm

Wald Landkreis | Foto: Tobias Müller, Forstrevierleiter Tengen, Landrat Frank Hämmerle, Bürgermeister Marian Schreier und Bernhard Hake, der Leiter des Kreisforstamts (v.l.) trotzten zusammen mit Philipp Gärtner, Umweltdezernent Landkreis Konstanz (nicht im Bild) dem Regen beim
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Tengen. Beim Pressetermin zum Thema »Waldgebiete im Landkreis in kritischem Zustand« im Distrikt »Hohe Tannen« im Tengener Forst konnten die Förster ihre Freude über den nasskalten Regen nicht verbergen, den der Wald so dringend benötige. Landrat Frank Hämmerle machte sich gemeinsam mit Bürgermeister Marian Schreier und Vertretern des Kreisforstamtes am vergangenen Samstag ein Bild von der Lage.

Zur Begrüßung hob der Tengener Bürgermeister die Bedeutung seines rund 1.000 Hektar großen Stadtwaldes hervor, der eine wichtige Ertragsquelle sei. Schreier richtete seinen Blick vor allem in die Zukunft, denn der Klimawandel habe sich mit dem diesjährigem Jahrhundertsommer im Wald bemerkbar gemacht. »Deswegen wird es Aufgabe sein, den Forstbetrieb klimastabiler umzubauen«.

Bernhard Hake, Leiter des Kreisforstamts, erläuterte den Anwesenden die aktuelle kritische Situation. Dieses Jahr seien im Landkreis 185.000 Festmeter Holz eingeschlagen worden, davon waren 110.000 Festmeter Zwangsnutzung. Ursache seien vor allem zwei Stürme gewesen und nun in Folge auch der Borkenkäfer. Deswegen hätte weit überdurchschnittlich und außerplanmäßig Holz gemacht werden müssen. Die Folge für Waldbesitzer seien enorme wirtschaftliche Einbußen. Die Ursachen dieser Waldkatastrophe machte Hake an der extremen Trockenheit und der hohen Lufttemperatur dieses Jahres fest.

Engen, Radolfzell und Tengen als die größten Waldbesitzer im Landkreis seien extrem betroffen. In den Jahren 2015 und 2016 sei die Anzahl der Zwangsnutzungen noch moderat gewesen, hingegen stieg die Zahl 2017 beginnend in den Singener Niederungen deutlich.

Forstrevierleiter Tobias Müller zeigte auf am Wegesrand geschlagene und massenweise gestapelte Fichtenbäume. »Das ist alles Schadholz, vor allem Käferholz aus den letzten zwei bis drei Monaten«, erklärte er. Die getürmte »B-Ware« fände keinen Absatzmarkt. Das Holz könne höchstens für die Paletten- und Verpackungsindustrie benutzt werden. »Das ist ein europäisches Problem. Klimabedingt finden Zwangsnutzungen statt, sodass es europaweit zu viel geschlagenes Holz gibt, über 50 Millionen Festmeter.« Dafür könnten die Forstbetriebe dringend benötigte Qualitätshölzer nicht zur Verfügung stellen.

Dieses Jahr, so Müller, sei ein anstrengendes Jahr gewesen, doch mit einer Entlastung rechne er nicht. Die Anzahl an Käfern, die nun im Boden überwintern, sei hoch. Es sei durch die große Trockenheit dieses Jahr davon auszugehen, dass die Wurzeln der Bäume stark gelitten haben. Es bräuchte Jahre, bis diese wieder regenerierten. Deswegen würden diese Schäden erst in den Folgejahren richtig deutlich werden.

Kreisforstamtsleiter Hake betonte, dass der Wald zukünftig andere Funktionen werde übernehmen müssen. »Wir brauchen einen klimastabileren Wald«, forderte Müller. Der Umbau würde allerdings Jahrzehnte dauern. Dieses Jahr könne nur ein naßkalter Winter helfen, die Käfer zu schwächen und zu reduzieren.

Landrat Hämmerle erwies sich zuversichtlich, schließlich mache das Landratsamt als Forstbehörde einen guten Job. »Wir betreuen den Wald der Städte, Gemeinden und teilweise auch Privatwald, denn wir haben die Fachleute«, erklärte er.

Hämmerle erläuterte die aktuelle Situation, dass auf Landesebene der Forst umgebaut werden würde. Er ist sich sicher, dass weiterhin eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen Land und den Landkreisen stattfinden wird. Die durch den Landkreis angebotene Dienstleistung durch die qualifizierten Förster würde, der guten Tradition entsprechend, weiterhin vor Ort bestehen bleiben.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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