Stadt Tengen nutzt die Förderung des ELR-Programms
So kann das Landleben gelingen
Tengen. Das Landleben hat zweifellos seinen Reiz: weniger Verkehr, mehr Ruhe, günstigere Mieten und Baulandpreise und dazu noch viel Natur. Doch die Idylle hat auch ihre Schattenseiten. Der größte Nachteil des Lebens auf dem Land ist die Infrastruktur. Weniger Arbeitsplätze und Einkaufsmöglichkeiten machen ein Auto meist unverzichtbar. Der Nahverkehr lässt oft ebenso zu wünschen übrig, wie eine stabile Internetverbindung. Deshalb ist die strukturelle Entwicklung des ländlichen Raums von großer Bedeutung. Ein Paradebeispiel für deren gelungene Förderung ist die Stadt Tengen mit ihren acht Ortsteilen.
Dort wurden private und kommunale Wohn-, Versorgungs- und Gewerbeprojekte über das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) bezuschusst, mit dem Ziel, den Ortskern lebendig zu halten, die Infrastruktur zu sichern und die Gemeinde für die Zukunft aufzustellen. Wie dies gelungen ist, darüber machte sich der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz vergangenen Mittwoch bei einem Ortsspaziergang mit Bürgermeister Marian Schreier ein Bild.
Tengen ist eine sogenannte Schwerpunktgemeinde im ELR, die erste im Landkreis Konstanz. Das bedeutet, sie erhält Fördervorrang und profitiert bei kommunalen Projekten von einem höheren Fördersatz. Voraussetzung dafür ist ein Entwicklungskonzept mit »klaren Zielen zur Gestaltung des demografischen Wandels, zu einer flächensparenden Siedlungsentwicklung sowie zu Maßnahmen zum Schutz von Natur und Landschaft«, wie es in der Vorgabe des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz heißt.
Gleich neben dem Rathaus sind zwei kommunale Projekte, die dank ELR-Zuschüssen umgesetzt wurden und werden. Das Ärztehaus am Kastaniengarten mit Praxen, einer Kinderkrippe und einer Seniorentagespflege wurde 2021 eingeweiht und sichert die medizinische Versorgung in der Randenstadt. Nebenan entsteht derzeit der Bürgersaal, der ebenfalls mit ELR-Mitteln gefördert wird. Die meisten privaten ELR-Projekte sind entlang der Ludwig-Gerer-Straße im Ortskern zu finden. »Hier wurde durch Sanierung alter Ökonomiegebäude sowie durch Um- und Neubau Wohnraum geschaffen – für Neubürger, aber vor allem auch für die junge Generation in Tengen. Und dies, ohne dass weitere Flächen versiegelt werden mussten«, erklärte Marian Schreier. Auch die Erweiterung und Renovierung der Metzgerei Frieden ist ein gelungenes Beispiel zur Sicherung der Grundversorgung, die durch das Entwicklungsprogramm gefördert wird. Gleichzeitig sind an den Sanierungsprojekten heimische Handwerker beschäftigt, sodass die Wertschöpfung in der Region bleibt. »Für einen Euro an Förderung durch das Land werden weitere sieben Euro investiert«, weiß Hans-Peter Storz. Für ihn sind die Projekte in Tengen Musterbeispiele, die Tengen lebendig und attraktiver machen und die Infrastruktur sichern.
Doch neben den Impulsen des Förderprogramms gibt es in der Randenstadt weitere Bereiche, die für die künftige Entwicklung wichtig sind. So wird Ende April das Breitbandnetz in Uttenhofen fertiggestellt und in Talheim soll die Netzübergabe spätestens Mitte Juli erfolgen. Im öffentlichen Nahverkehr gibt es noch Optimierungspotenzial. Für Marian Schreier wäre ein Halb-Stunden-Takt ebenso wünschenswert wie eine Expressverbindung von Tengen nach Singen. Zudem sollte die Anbindung an die Bahn verbessert und eine Verbindung über die Landkreisgrenze hinaus nach Blumberg eingerichtet werden. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien fordert Schreier schnellere und einfachere Verfahren, damit Vorhaben wie der geplante Windpark »Brand« nicht ausgebremst werden.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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