Im Hegau werden die Flächen knapp /Verdichtung statt Flächenfraß
Die Baulust ist ungebrochen
Hegau. Die Konjunktur läuft auf Hochtouren, die Beschäftigungslage ist gut, und die Zinsen sind auf einem rekordverdächtigen Niedrigniveau - drei Faktoren, die dazu beitragen, dass der Bauboom weiter anhält, der Wunsch nach eigenen vier Wänden ungebrochen groß ist. Natürlich gilt dies auch für den Hegau. In den Gemeinden wird geplant, gebaggert und gebaut, dass die Handwerker kaum zum Verschnaufen kommen. »Ich könnte jede Woche zwei Bauplätze verkaufen«, zeigt Aachs Bürgermeister Severin Graf das Dilemma vieler Gemeinden auf, die dem Wunsch ihrer Bürger nach Wohneigentum kaum nachkommen können. Denn langsam werden die Flächen knapp. »Unsere Reserven sind erschöpft«, erklärt Tengens Bürgermeister Marian Schreier. Nachdem im Teilort Blumenfeld das Baugebiet »Schlossblick« belegt ist, werden nun die Weichen für die Zukunft gestellt. Am Montag steht im Gemeinderat die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes auf der Tagesordnung. Sie beinhaltet die Ausweisung neuer Wohnbauflächen von 13,5 Hektar bis ins Jahr 2030. Schreier sieht den Balanceakt zwischen Bewahrung der Natur und einer Bebauung als große Herausforderung für die Entwicklung seiner Flächengemeinde. »Es macht wenig Sinn, nur Neubaugebiete auszuweisen, wir müssen auch das innerörtliche Potenzial nutzen«, ist er überzeugt.
Auf diese Verdichtung im Ort setzt konsequent die Gemeinde Gottmadingen, die in den letzten Jahren zahlreiche Lücken mit Neubauten schließen konnte. Langfristig wird besonders der Geschosswohnungsbau Auftrieb bekommen, wenn das Areal der Villa Graf bebaut und später das Quartier 2020 umgesetzt wird, das auf der Fläche der jetzigen Eichendorffschule entstehen soll und eng mit dem Neubau der Schule zusammen hängt.
Der großen Nachfrage nach Bauplätzen und Wohnungen entspricht die Gemeinde Hilzingen mit ihrem Neubaugebiet Steppachwiesle. Am Ortsrand in Richtung Riedheim entstehen derzeit in bester Südhanglage mehrere Geschossbauten und zahlreiche Einfamilienhäuser. Der erste Bauabschnitt ist belegt, der zweite wird für 2018/19 anvisiert. Bürgermeister Rupert Metzler sieht die Baulandentwicklung ebenfalls als ein zweischneidiges Schwert: »Wir sollten den Flächenfraß beschränken und die Innenentwicklung fördern«, fordert er. Doch Metzler stößt gerade bei der Verdichtung beim Grunderwerb oft auf Widerstand der Eigentümern, hofft aber, dass diese die Möglichkeiten der Ortskernsanierung nutzen.
Luft nach oben kann die Stadt Aach vorweisen. Am Montag brachte der Gemeinderat den 3. Bauabschnitt des Baugebiets Längenberg Ost einen Schritt weiter. Dort wird eine Mischung aus Mehr- und Einfamilienhäuser angeboten. Der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt wurde 2008 getätigt, 2013 folgte der zweite Abschnitt.
Ähnlich verlief die Baulandentwicklung in der Doppelgemeinde Mühlhausen-Ehingen. Im Neubaugebiet »Im Ried« schossen die schmucken Einfamilienhäuser aus dem Boden, so dass mittlerweile die nächste Erweiterung ansteht. Doch Bürgermeister Hans-Peter Lehmann legt einen mittelfristigen Schwerpunkt auf die Gestaltung der »Hirschen«- und »Beising«-Areale, wo innerorts auch Miet- und Eigentumswohnungen entstehen sollen. Solch ein Filetstück im Herzen der Gemeinde hat auch Büsingen mit dem Nazarener-Areal zu bieten, wo vor allem junge Familien heimisch werden sollen. »Wir sind derzeit voll in der Erschließung«, weiß Bürgermeister Markus Möll. Die Nachbargemeinde Gailingen beschäftigt sich aktuell damit, dass nicht nur Einfamilienhäuser gebaut werden, sondern aufgrund des Bedarfs auch Flächen für Mehrgeschosswohnungsbauten ausgewiesen werden.
Und auch in Engen gehen die Grundstücke weg wie warme Semmeln. Das jüngste Baugebiet am Glockenziel ist bereits wieder voll, nun sei man in Verhandlungen, um bis 2021 am Ortsrand kleinere Baugebiete zu schaffen, erklärte Heike Bezikofer, Leiterin der Engener Bauverwaltung.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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