Weitere Maßnahmen gleichen Eingriff in die Natur durch das Windprojekt aus
Aufforstungsmaßnahmen in Tengen sind abgeschlossen

Ausgleichsmaßnahmen in Wiechs  | Foto: Der Tengener Revierförster Tobias Müller (rechts) und der städtische Waldarbeiter Hans-Peter Frank betreuen die Aufforstungsmaßnahmen für das Windprojekt Verenafohren. swb-Bild: Solarcomplex
  • Ausgleichsmaßnahmen in Wiechs
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Tengen. Während die drei Nordex-Windkraftanlagen des Hegauwind-Projektes Verenafohren bereits reichlich regenerativen Strom ins Netz schicken, sind nun auch die Aufforstungsmaßnahmen abgeschlossen worden. Sie sind Teil des Ausgleichskonzepts, das vom Landratsamt vor der Genehmigung eines Waldumwandlungsantrages für das Bauprojekt gefordert wurde. »Insgesamt haben wir für Neuaufforstungen und Umbauflächen 12.500 Bäume gepflanzt«, bilanziert der Tengener Revierförster Tobias Müller. Zusätzlich zur oberhalb von Wiechs liegenden Fläche am Waldrand wurde auch auf Watterdinger Gemarkung neuer Baumbestand gepflanzt. Die Zusammensetzung folgt den Vorschriften des Landratsamtes: Bei den Neuaufforstungen dominieren Linden, Ahorn, Erlen und Lärchen. »An den Rändern der Flächen stehen Baumarten zweiter Güte und Sträucher«, erklärt Tobias Müller. Die neu gepflanzten Baumarten sollen dem Klimawandel besser standhalten, weil sie tiefer wurzeln und daher weniger Schwierigkeiten haben mit Trockenperioden zurecht zu kommen.
Für das Windprojekt wurden im Wald von Wiechs knapp 2,8 Hektar Wald gerodet. Die Freiflächen wurden gebraucht vor allem für die Standorte der Windkraftanlagen selbst sowie die Baukräne, die die großen Anlagenteile aufrichteten. Ein Teil dieser Flächen muss frei bleiben, falls zu einem späteren Zeitpunkt Reparaturen an den Anlagen notwendig werden. Zu Rodungen kam es auch entlang der Strecke, über die der Transport erfolgte. Hier mussten Wege verbreitert und der Untergrund verbessert werden. Förster Tobias Müller sieht die Entwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln. »Natürlich war dies ein Eingriff in den Altbestand des Waldes, das ist unbestritten. Zugleich aber profitiert die Fortwirtschaft nun vom verbesserten Weg«. Viele Teile des nun ausgebauten Wegs befinden sich im Besitz von Privatleuten. Manche Passagen seien längst nicht mehr rund ums Jahr gut befahrbar gewesen, erinnert sich Müller. Um die Situation zu verbessern, hätten sich alle Privatwaldbesitzer finanziell beteiligen müssen. Dass nun die Betreiberfirma Hegauwind mit den Besitzern Verträge geschlossen und den Wegebau finanziert hat, war ein Ausweg aus diesem Problem.
Die Bevölkerung von Wiechs hat das Windprojekt in seiner Entstehungsphase engagiert begleitet. Rund 70 Eigentümer stellten Flächen für das Projekt zur Verfügung. Die Vereine bewirteten bei Baustellenfesten und beim Windparkfest zur Einweihung. Auch der Tengener Bürgermeister Marian Schreier stellte sich klar hinter das Projekt und schlug seinem Gemeinderat auch vor, Ausgleichsflächen zur Verfügung zu stellen. Dies bezieht sich nicht nur auf die Neuaufforstungen von insgesamt zwei Hektar Wald. Hinzu kommen 2,3 Hektar Sukzessionsflächen, auf denen ein natürliches Waldwachstum ermöglicht wird. Teil des Ausgleichskonzeptes sind zudem Schutz- und Gestaltungsmaßnahmen auf drei Hektar Fläche. Hier wird beispielsweise ein labiler Fichtenwald ersetzt durch einen robusten Eichenwald.
Begonnen wurde mit den Neupflanzungen bereits im Frühjahr. Wie den Landwirten in der Region machte auch den städtischen Waldarbeitern der harte Frosteinbruch zu schaffen, da eine frühe Wärmephase die Pflanzen vorzeitig austreiben ließ. Vor allem die Lärchen litten unter der Eiseskälte. Ihre Entwicklung wird nun den Sommer über beobachtet. »Junge Lärchen, die sich nicht erholen, werden im Herbst neu gesetzt«, kündigt Tobias Müller an.
Finanziert werden alle Ausgleichsmaßnahmen von der Betreibergesellschaft Hegauwind. Fachmännisch umgesetzt und begleitet werden sie vom Tengener Revierförster und seinen Kollegen. Sie kümmern sich um Pflanzung, Schutz und Sicherung der Kulturen. Bis 2021 muss die vorgeschriebene Bestockung erreicht und der neue Wald gesund sein. Erst dann gelten die Ausgleichsmaßnahmen als abgeschlossen.

Windprojet Verenafohren
Das Windprojekt Verenafohren: Im Tengener Ortsteil Wiechs am Randen sind im Mai dieses Jahres die ersten Windkraftanlagen im Kreis Konstanz ans Netz gegangen. Die drei Windräder vom Typ N-131 vom deutschen Hersteller Nordex sollen pro Jahr 20 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Das entspricht bilanziell dem privaten Strombedarf von 20.000 Menschen. Durch diese regenerative Stromerzeugung werden jährlich mehr als 10.000 Tonnen CO2 eingespart. Die Betreibergesellschaft Hegauwind setzt sich unter anderem zusammen aus den Stadtwerken der Region, darunter die Stadtwerke Singen, Engen, Radolfzell und Stockach sowie die Gemeindewerke Steißlingen und die Singener Thüga. Mit dabei sind auch die Schweizer Energieunternehmen EKS und SH Power sowie die Genossenschaft Bürgerenergie Bodensee und das Singener Bürgerunternehmen solarcomplex AG, das auch für die Projektierung verantwortlich zeichnet.
Das Ausgleichskonzept
Für das Windprojekt Verenafohren wurden an den Standorten selbst sowie an der Zuwegung im Windparkgebiet 2,8 Hektar Wald gerodet. Diesen Eingriff musste die Betreibergesellschaft Hegauwind mit Maßnahmen auf einer Fläche von insgesamt 7,3 Hektar Fläche ausgleichen. Dazu zählen zwei Hektar Neuaufforstungen, 2,3 Hektar Sukzessionsflächen sowie Schutz- und Gestaltungsmaßnahmen auf drei Hektar Fläche. Dem Projekt vorgelagert waren umfangreiche Naturuntersuchungen über Fauna und Flora. Um Artenschutz zu gewährleisten, wurden zum Beispiel Fledermäuse zu Analysezwecken mit Sendern ausgestattet oder Ameisenvölker umgesiedelt.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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