Rettungsboote an MS Oesterreich übergeben
Zusammenhalt am Bodensee
Bodman. Der Wettergott war ganz besonders gnädig: Bei bestem Kaiserwetter hatten sich zahlreiche Schaulustige am Sonntag in die Mittagssonne gewagt, um am Hafen in Bodman die Übergabe der beiden Rettungsboote an die MS Oesterreich nicht zu verpassen. Eindrucksvoll legte das Museumsschiff am Hafen an und wurde mit viel Applaus und Kanonenschüssen freudig empfangen. Die Schiffsbesatzung antwortete, wie es sich gehört, mit der Schiffshupe.
Die ortsansässige Bootswerft Wilhelm Wagner wurde mit dieser Aufgabe betraut, nachdem sich Karl Sailer dafür eingesetzt hatte, denn bereits für das Dampfschiff Hohentwiel wurden die Beiboote in Bodman angefertigt. Jürgen Zimmermann, Vorsitzender des Vereins Freundeskreis MS OESTERREICH e. V. Hard, lobte Sailers Einsatz. Karl Sailer habe als Initiator alles in Gang gesetzt. »Die Gemeinde hat sich besonders angestrengt, dass wir die Boote von euch bekommen. Es sind wahre Kunstwerke der Bootsbaukunst, die Qualität der Boote ist ausgezeichnet«, so Zimmermann, der aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt. »Der Zusammenhalt am Bodensee«, wie der Bürgermeister Matthias Weckbach im Gespräch erwähnte, sei ein treffender Ausdruck, betonte Zimmermann.
Die Arbeiten an den Rettungsbooten begannen im September 2018, wie Wilhelm Wagner im Gespräch berichtete. »Stetig waren zwei Mann dran, insgesamt haben wir 1.000 bis 1.200 Stunden daran gearbeitet«, erzählt Wagner. Die Boote bestehen aus Mahagoniholz und wurden mit Holzlack versiegelt. Acht bis zehn Personen finden in den nach historischem Vorbild gebauten Rettungsbooten Platz. »Es war uns wichtig, das die Boote auch in die Zeit passen. Dass man uns gefragt hat, liegt auch daran, dass nicht mehr so viele Werfte nach historischen Plänen bauen«, erläutert Wagner. Die MS Oesterreich ist nämlich ein Museumsschiff aus dem Jahr 1928, das restauriert wurde. Allerdings erfüllen die historischen Nachbauten nicht die sogenannte Rettungsmittelbilanz, sodass es sich hierbei mehr um Dekorationen handelt. »Die Beiboote werden als Schwimmwestenlager genutzt«, erklärt Wilhelm Wagner. Es würde auch zu lange dauern, bis die Boote im Wasser wären - über Davits wurden die beiden Boote von den kräftigen Seemännern hochgezogen.
»Karl Sailer hat sich engagiert, damit die Rettungsboote in Bodman gebaut werden können. Zuschüsse hat er von Firmen und Privatpersonen gesammelt.« In der jüngsten Gemeinderatssitzung habe das Gremium über einen finanziellen Zuschuss diskutiert, er sei noch nicht fix, würde aber sicher kommen. Wie Weckbach erklärte, wird der Betrag bei höchstens 7.500 Euro liegen. Die edlen Boote wurden nun zum Selbstkostenpreis an die MS Oesterreich GmbH übergeben.
Nach der Übergabe durften die Zuschauer das noch in der Endbauphase befindliche Schiff besichtigen. Bis Ostern soll die MS Oesterreich fertiggestellt werden, so Zimmermann. Dann seien Firmen- und Jubiläumsfeiern sowie Themenfahrten für die Bevölkerung geplant. Für die Themenfahrten arbeitet der Verein rund um den See mit vielen Kultureinrichtungen zusammen.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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