Dafür ist ein Grund gewachsen: Mutter Natur als Küchenmeister
Zartes vom Stadtchef
Stockach (sw). Gänseblümchen sind gesund, da sehr vitaminreich. Waldmeister ist im Gegensatz zu Bärlauch soft im Geruch und verströmt erst nach Einlegen oder Trocknen einen tougheren Duft. Schaumkraut ist schmackhaft und wird auch »Braue der Venus« genannt. Großmutter wusste es noch. Viele Enkel haben es vergessen. Darum ist »Retro« so angesagt, erklärt Sabrina Molkenthin, die Chefin des Stockacher UmweltZentrums, bei der Verkostung eines Kräutermenüs im Ringhotel »Goldener Ochsen«. Rückwärtsgerichtetes Anknüpfen an Traditionen von anno dazumal auch beim Naschen am reichen Tisch von Mutter Natur. Moderne Menschen kennen vielleicht noch Brennnessel oder Gänseblümchen. Doch dann ist Schluss. Was besonders dann schmerzlich wird, wenn der eigene Nachwuchs nachfragt. Damit seine Fragen beantwortet werden können, organisiert das »UZ«-Kräuterwanderungen und ein Kräutermenü am Freitag, 29. April, um 19 Uhr im »Goldenen Ochsen«.
Ein Hauptbestandteil – die »Stockacher Grüne Soße« als Zutat für Fleisch oder Püree. Noch leckerer als das Pendant aus Frankfurt. Hergestellt aus speziellen Stockacher Kräutern, die zwar auch anderswo, doch hier besonders gut gedeihen. Dazu gibt es ein »Bürgermeister-Stück«. Nicht dass hier Bürgermeister Rainer Stolz angeknabbert wurde. Nein, nein, wehrt Philipp Gassner vom »Goldnen Ochsen« gleich ab. Das Fleisch stammt aus der Keule des Rinds, ist ein reiner Muskel, daher zart, rar und beliebt und war somit früher höheren Herrschaften wie dem Stadtchef vorbehalten. Daher der Name. Der Experte weiß Geschichten, die über Wildkräuter hinauswachsen: Espresso sei gar nicht so stark, wie viele denken, räumt Philipp Gassner mit Vorurteilen auf. Er ist nur stärker geröstet, hat aber einen Koffeingehalt von weniger als einem Prozent.
Diesen »kleinen Schwachen« gibt es ohne Wildkräuter. Allem anderen dienen sie schmackhaft als Garnitur. Die neu entdeckte Rückkehr zur Natürlichkeit führt Sabrina Molkenthin auch auf Kindheitserinnerungen zurück. Die Großmutter kochte damit, viele Nachgeborene haben Duft und Geschmack noch in Nase und Mund – und wollen ihn wiederhaben.
Da aber, zu Recht, Angst vor giftigen Pflanzen besteht, gehen sie unter fachkundiger Anleitung auf die Suche. »Wir benutzen Allerweltskräuter. Nichts, was unter Naturschutz steht«, erklärt sie. Und natürlich werden auch Bürgermeister nicht angetastet.
Anmeldungen für das Wildkräutermenü am Freitag, 29. April, um 19 Uhr im »Goldenen Ochsen« in Stockach werden unter der Rufnummer 07771/9 18 40 entgegen genommen.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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