Debatte um Container und Obdachlosenunterbringung
Wohnen in Würde

Stegwiesen Stockach  | Foto: Im Steigwiesen in Stockach werden Container zur Obdachlosenunterbringung aufgestellt. swb-Bild. sw
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Stockach. In der letzten Stockacher Gemeinderatssitzung vor der Weihnachtspause wurde ein wenig festlich-friedliches Thema hochgekocht – der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, Defizite bei der Obdachlosenunterbringung, das zu späte Angehen von sozialem Wohnungsbau und die Nachteile des Lebens in Containern. Unter dem Punkt »Bürgerfragestunde« verlas ein Einwohner einen offenen Brief, in dem er diese Missstände aus seiner Sicht anprangerte und von »menschenunwürdigen Zuständen« sprach. Bürgermeister Rainer Stolz wies die Vorwürfe zurück, doch Stadtrat Karl-Hermann Rist (»Die Grünen«) war der Ansicht, das Gremium habe sich zu spät mit diesen Themen beschäftigt.

Der junge Mann fand deutliche Worte. In seinem längeren Brief wies er darauf hin, dass es in Stockach zu wenig Sozialwohnungen geben würde, auch bei den Baugenossenschaften seien keine Unterkünfte mehr frei, und der Wohnungsmarkt vor Ort sei für sozial schwache Menschen viel zu eng. Der Gemeinderat habe zwar die Aufstellung von Containern zur Obdachlosenunterbringung im Stegwiesen beschlossen, doch diese Wohnart biete keine Privatsphäre, und das Fehlen eines Internetanschlusses mache etwa eine Jobsuche schwierig. »Menschen werden wie Tiere gehalten«, so eine der kernigen Aussagen.

Das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum, so betonte Rainer Stolz in seiner sehr ausführlichen Antwort, sei kein Stockacher, sondern ein bundesdeutsches, gesamtgesellschaftliches Problem. Ein Problem, das der Gemeinderat nicht verschlafen oder ausgesessen, sondern sofort bei seinem Auftreten angepackt habe. In seiner Sitzung am 24. Mai habe das Gremium ein Konzept erarbeitet, das konsequent umgesetzt werde, und es habe fast keine Sitzung gegeben, in der es nicht auch um sozialen Wohnungsbau gegangen sei.

Aber es könnten nur Räume angeboten und Flächen bebaut werden, wenn diese auch zur Verfügung stünden, so der Verwaltungschef. In der Albert-Schweitzer- und der Robert-Koch-Straße, führte der Bürgermeister weiter aus, werden Gebäude abgerissen und neu gebaut, wodurch die Zahl der Wohnungen von 21 auf 43 erhöht werde. Aber für diese Maßnahmen brauche es Zeit: Die Bewohner müssen in Alternativunterkünfte verbracht, die Vorarbeiten durchgeführt, die Planungen abgeschlossen, die Vorschriften beachtet werden. Die vorgetragene Kritik an dem Wohnen im Container kann Rainer Stolz nicht teilen: Studenten würden etwa »fantastische Erfahrungen damit machen«. Generell hätten sich die Rahmenbedingungen für die Obdachlosenunterbringung durch deren steigende Zahl und die zusätzlich nötige Quartiersuche von Flüchtlingen stark verändert.

Stadtrat Wolfgang Reuther (CDU) verwies auf den eng gestrickten Haushalt und die durch langfristige Planungen und aufwendige Vorhaben gebundenen finanziellen Mittel hin, und er distanziere sich davor, dass Containerwohnungen »menschenunwürdig« seien. Das Gremium würde sich des Themas Obdachlosenunterbringung annehmen: »Die Leute liegen uns am Herzen.« Roland Strehl (FWV) betonte, dass es sich bei den Containern um keine Luxusunterkünfte handle, sie aber auch nur eine Übergangslösung seien. Sozialer Wohnungsbau sei ein wichtiges Thema, so Thomas Warndorf (SPD): »Man hätte früher reagieren müssen.«

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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