WOCHENBLATT-Interview mit Stockachs Stadtwerke-Chef Jürgen Fürst
Windräder, Schranken und Projekte

Stockachs Stadtwerke-Chef Jürgen Fürst | Foto: Jürgen Fürst, der Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, stand dem WOCHENBLATT Rede und Antwort. swb-Bild: sw
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Stockach. Ein Gespräch mit Jürgen Fürst, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, zu künftigen Vorhaben. Der 54-Jährige ist seit drei Jahren Chef der Einrichtung in den Ablaßwiesen.

WOCHENBLATT: Die Stadtwerke beteiligen sich finanziell an der Aufstellung von Windkraftanlagen in Verenafohren auf der Gemarkung des Tengener Ortsteiles Wiechs. Ist im Bereich regenerativen Energien weiteres Engagement geplant?

Jürgen Fürst: Nein. Wir sind am Projekt Verenafohren mit insgesamt 500.000 Euro beteiligt. Das ist unser Beitrag zur Energiewende auf regionaler Ebene und unser Bekenntnis dazu, dass wir das Projekt ökonomisch und ökologisch sinnvoll halten. Ein weiteres Engagement in Windkraftprojekte ist aber nicht geplant. In Verenafohren liegen wir sehr gut im Kosten- und Zeitplan, die Rotorblätter sind bereits geliefert, und die Anlagen sollen in etwa zwei Monaten in Betrieb genommen werden. Darüber hinaus haben wir im letzten Sommer eine neue Heizzentrale für die Nahwärmeversorgung Schulverbund Nellenburg und Vorderer Kätzleberg in Betrieb genommen. Auch hier haben wir mit Holzpellets auf eine regenerative Energiequelle gesetzt.


WOCHENBLATT: Nach der Übernahme der Gasversorgung in Espasingen und Wahlwies planen die Stadtwerke ja auch eine Stromnetzübernahme. Wie laufen hier die Bemühungen?

Jürgen Fürst: Die Konzession hierzu wurde seitens der Stadt an die Stadtwerke vergeben. Wir arbeiten mit Nachdruck daran, alle zehn Ortsteile gemeinsam übernehmen zu können. Eine Konzessionsübernahme ist aus technischer und juristischer Sicht eine sehr komplexe und schwierige Thematik. Wir sind auf einem guten Weg, die Netzübernahme auch in wirtschaftlicher Hinsicht zu einem Erfolg zu führen.


WOCHENBLATT: Planen die Stadtwerke Preiserhöhungen bei Gas, Wasser oder Strom?

Jürgen Fürst: Hier ist aktuell nichts geplant. In 2017 bleiben die Preise auf jeden Fall stabil. Danach muss man die aktuellen Entwicklungen neu bewerten, insbesondere im Hinblick auf Veränderungen bei den Netzentgelten sowie den staatlichen Abgaben und Belastungen.

WOCHENBLATT: Die Einführung einer Schrankenanlage und der Rolltore im Parkhaus am Hägerweg hat für Diskussionen gesorgt. Welche Erfahrungen haben die Stadtwerke als Betreiberin damit gemacht?

Jürgen Fürst: Seit wir die Schrankenanlage in Betrieb genommen haben, haben wir eine deutliche Verbesserung in Punkto Sicherheit, Sauberkeit und Lärmbelästigung verzeichnen können. Bewährt haben sich die Videoüberwachung und die LED-Beleuchtung, aber auch die Neugestaltung der Außenfassade ist in der Öffentlichkeit positiv aufgenommen worden. Zudem können wir eine Erhöhung der Besucherfrequenz vermelden. Die Mehreinnahmen durch die Änderung der Tarife sind wichtig, zumal das Parkhaus ebenso wie die beiden Bäder immer defizitäre Betriebszweige sind. Es ist übrigens nicht so, dass Parker nach 22 Uhr nicht mehr aus dem Parkhaus herausfahren können. Die Rolltore können mit einem gültigen Parkticket von außen und innen zu jeder Zeit geöffnet werden. Man muss nur das Ticket gegen die Lichtschranke halten. Insgesamt sind die Besucher mit der Neugestaltung des Parkhauses sehr zufrieden.

WOCHENBLATT: Wird die E-Lade-Tankstelle im Parkhaus auch genutzt?

Jürgen Fürst: Selbstverständlich. E-Mobilität ist auf dem Vormarsch. Wir werden voraussichtlich in absehbarer Zeit eine zweite Tankstelle im Parkhaus eröffnen. Die E-Tankstelle ist sehr gut frequentiert. Leider vergessen manche E-Fahrzeug Besitzer aber, dass die Parkfläche nur während des Ladevorgangs benutzt werden darf und behindern damit andere Strom-Tanker.

WOCHENBLATT: Die Stadtwerke sind an einem Modellprojekt beteiligt?

Jürgen Fürst: Ja, und darauf sind wir stolz. Wir haben gemeinsam mit der Netze BW einen Modellversuch zum flexiblen Laden von Wärmespeicheranlagen gestartet. Für dieses Projekt wurden wir bereits mit dem Smart-Grids-Award, einem anerkannten Innovationspreis, ausgezeichnet. Ziel des Modellversuchs ist es, durch das flexible Laden einen Beitrag zur Stabilisierung der Netze zu leisten, und zudem Kostenvorteile für Wärmestromkunden zu generieren, durch Laden zu den Zeiten, zu denen der Strom an der Börse auf Grund hoher Einspeisung aus z. B. Photovoltaik oder Windenergie günstig ist. Der Modellversuch läuft über zwei Heizperioden, und etwa 50 Kunden sind daran beteiligt. Sie sind mit einem Smart-Meter und einer Steuerungsbox ausgestattet, die das flexible Laden der Wärmespeicher ermöglicht. Die teilnehmenden Kunden berichten uns regelmäßig, dass die Erfahrungen damit sehr positiv sind. Selbst in der großen Kälteperiode zu Anfang Januar hatten sie es immer wohlig warm.

WOCHENBLATT: Welche baulichen Projekte stehen bei den Stadtwerken Stockach an?

Jürgen Fürst: In der Schmelze-, der Höhen- und der Oberdorfstraße werden dieses Jahr neue Leitungen verlegt. Am örtlichen Krankenhaus werden derzeit eine neue Trafostation und ein neues Gebäude für ein Notstromaggregat errichtet. Darüber hinaus beschäftigen uns viele andere Projekte. Dazu zählen bauliche Maßnahmen zum Beispiel im Netzbereich aber auch Anforderungen der Energiewirtschaft aus der Regulierung der Netze, Digitalisierung und viele andere Themenfelder rund um die Energiewende.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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