Infoabend: Gegner machen weiter mobil
Windkraftanlagen - nein danke
Orsingen-Nenzingen (sw). Sie machen jede Menge Wind. Gegenwind. Wohin er sie wehen wird, wissen sie nicht. Doch sie versuchen, ihn in ihre Richtung zu lenken. Die Bürgerinitiative »Orsingen-Nenzingen gegen die Windräder auf dem Kirnberg« versuchte im Rahmen eines Infoabends im Dorfgemeinschaftshaus von Orsingen und mit dem Landschaftsarchitekten Ulrich Bielefeld als Hauptredner, einen Sturm gegen die mögliche Aufstellung von Windrädern zu entfachen. Fotomontagen sollten über die Verschandelung des Landschaftsbildes aufklären, und die Informationspolitik der IG Hegauwind wurde angeprangert: Markus Bihler von der Bürgerinitiative Eigeltingen kritisierte, dass ihm Bene Müller von der Interessengemeinschaft trotz anders lautender Zusagen, bisher nur 17 der insgesamt 94 Seiten des TÜV-Windgutachtens habe zukommen lassen.
Und Ulrich Bielefeld zeichnete ein düsteres Szenario: Nach neuester Forschung sind seiner Darstellung nach Anlagen mit Nabenhöhen von bis zu 230 Metern möglich. Und da bei der Ausweisung von Standorten für Windkraftanlagen im Flächennutzungsplan keine Höhenbegrenzungen gemacht werden, sei eine Aufstellung dieser Riesenmonster in der Zukunft eine für Mensch und Landschaftsbild bedrohliche Option. Überhaupt das Landschaftsbild. Die Beeinträchtigung der Natur durch Windräder sei nicht, wie oft behauptet, eine subjektive Empfindung, sondern durch Kriterien wie Eigenartsverluste, technische Überfremdung, Belastungen des Blickfeldes, Horizontverschmutzungen oder des Verlusts der Stille messbar.
Für sein Credo »Windkraftanlagen – nein danke« führte der Landschaftsarchitekt weitere Argumente ins Feld: CO2-Einsparungen und Klimaschutz durch Anlagen seien nicht nachweisbar, die Versorgungssicherheit sei durch Ertragsschwankungen und fehlende Speichermöglichkeiten nicht gewährleistet, und der Nachweis der Wirtschaftlichkeit sei auch durch zu geringe Windhöffigkeit nicht gegeben.
In einem sehr theoretischen Gedankenkonstrukt stellte Ulrich Bielefeld zudem die »fachlich unzureichende Planung« als rechtlich angreifbar an den Pranger: Die fehlende Fortschreibung der kommunalen Landschaftsplanung, die nicht erfolgte Berücksichtigung der Regionalplanung, und die fehlerhafte Landesgesetzgebung seien Versäumnisse der Verantwortlichen. Auch würden Alternativen wie der Einsatz von Solarenergien nicht geprüft: »Windstrom hat immer Vorfahrt – trotz genügend Wasserkraft in der Region.«
Mit Zahlen, Grafiken und Fotomontagen wurden auch die anderen Argumente gegen Windkraftanlagen zementiert: Allein für die Zufahrtswege müssten ein bis drei Hektar Wald gerodet werden, bei einem Brand von Anlagen im Waldbereich habe die Feuerwehr wenig Löschmöglichkeiten, und für den Fundamentteller müsse Beton im Erdreich versenkt werden. Gerade die Anlagen mit hohen Nabenhöhen würden einen pulsierenden Lärm verursachen, Discoeffekt, Infraschall und blinkende Lichter wegen des Flugverkehrs bei Nacht hätten negative Auswirkungen auf die Menschen, der Artenschutz sei nicht gewährleistet und die Gefahren für den Fremdenverkehr mit einem Verlust von Arbeitsplätzen enorm. Es seien Rückgänge der Besucherzahlen von 25 bis 30 Prozent gemessen worden, während in Gemeinden ohne Windanlagen die Übernachtungen zunehmen sürden. Gründe, für den Gegenwind der Bürgerinitiativen.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare