Stadt und Kirchen kämpfen gemeinsam gegen Wohnungsnot
Weniger Wohnraum, mehr Nähe

Wohnraum  | Foto: Aktiv gegen Wohnungsnot: Der katholische Pfarrer Michael Lienhard und sein evangelischer Amtskollege Rainer Stockburger, Ordnungsamtsleiter Peter Fritschi und Bürgermeister Rainer Stolz ziehen bei dieser Aktion an einem Strang.swb-Bild: sw
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Raum Stockach. Wohnraum von Menschen für Menschen. Wohnungsknappheit, explodierende Mieten und die oft verzweifelte Suche nach einer bezahlbaren Bleibe haben die Stadt Stockach und die Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen zu einem ungewöhnlichen Schritt bewegt: Sie wollen gemeinsam Abhilfe schaffen. Wie Bürgermeister Rainer Stolz im Pressegespräch bekannt gab, sollen Menschen, die selbst in zu großen Einheiten leben, dabei unterstützt werden, Wohnraum abzugeben und zu vermieten. Weiter publik gemacht werden soll die kirchlich-staatliche Aktion in einem ersten Schritt mit der Teilnahme am Straßenfest des »Schweizer Feiertags«. Am Samstag, 16. Juni, wird in der City von Stockach ein Stand mit einem nachgestellten Zimmer aufgebaut, erklärte der katholische Pfarrer Michael Lienhard, an dem sich Menschen auf Wohnungssuche und mögliche Vermieter treffen, informieren, austauschen, erkundigen können. Von 13 bis 15 Uhr werden Rainer Stolz und der evangelische Pfarrer Rainer Stockburger da sein.

Der Rentner, der allein in einem Haus lebt. Die Frau, die ihre Einliegerwohnung leer stehen hat. Die Bewohner des Familienhauses, deren oberster Stock leer steht. An Personen in solchen und ähnlichen Situationen richtet sich der Appell von Stadt und Kirchen, vielleicht doch Mieter bei sich aufzunehmen. Wer sich dazu entschließen kann, wird nicht allein gelassen. Rainer Stolz und sein Ordnungsamtsleiter Peter Fritschi bieten städtische Hilfe etwa bei der Planung baulicher Maßnahmen, bei einer Beratung architektonischer Möglichkeiten oder dem Beantragen möglicher Zuschüsse an. Michael Lienhard und Rainer Stockburger stehen für die inneren Nöte parat: Sie wollen bei Berührungsängsten, Sorgen und den Problemen, die bei der Aufnahme unbekannter Personen im sehr persönlichen Umfeld entstehen können, zur Verfügung stehen. Es könne eine Win-Win-Situation eintreten, meinen beide Pfarrer: Der Verlust von Wohnraum könne zum Gewinn menschlicher Nähe führen. So könnten durch Vermietungen neue Kontakte geknüpft, Einsamkeitsgefühle bekämpft, helfende Hände etwa für kleinere Arbeiten im Garten gefunden werden.

Wasser predigen und Wein trinken? Das ist nicht der Fall, wie die kirchlichen Vertreter betonen. Die katholische Kirche, so Michael Lienhard, sei mit gutem Beispiel vorangegangen und habe etwa das Pfarrhaus in Hoppetenzell verkauft und die Pfarrhäuser in Winterspüren und Hindelwangen vermietet. Und sein Amtskollege Stockburger ergänzt, dass die evangelische Landeskirche ein Liegenschaftsprojekt gestartet habe mit dem Ziel, Immobilien im Eigentum der Kirche auf den Prüfstand zu stellen.

Die Beschaffung von Wohnraum als primär staatliche Aufgabe stellt auch Rainer Stolz nicht in Abrede. Hier werde etwas getan, aber staatliche Maßnahmen bräuchten auch mit Blick auf viele rechtliche Einspruchsmöglichkeiten ihre Zeit. Und die nun gestartete Initiative werde als Mosaiksteinchen ergänzend zu anderen Bemühungen gesehen. Stadt und Kirche jedenfalls wollen mit Appell, Hilfsangebot und Stand am »Schweizer Feiertag« einen aktiven Schritt bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum tun.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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