Informationsveranstaltung im "Konvoi"
Wenig Interesse an kommunaler Wärmeplanung

Die Mitarbeiter von MVV Regioplan, Ralf Münch und Ioannis Karakounos-Kossyvas, stellten gemeinsam mit dem Stockacher Stadtbaumeister Lars Heinzl und Bürgermeisterin Susen Katter die erste Stufe einer kommunalen Wärmeplanung für den "Konvoi Stockach" vor. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Die Mitarbeiter von MVV Regioplan, Ralf Münch und Ioannis Karakounos-Kossyvas, stellten gemeinsam mit dem Stockacher Stadtbaumeister Lars Heinzl und Bürgermeisterin Susen Katter die erste Stufe einer kommunalen Wärmeplanung für den "Konvoi Stockach" vor.
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Raum Stockach. Die Stadt Stockach und die Gemeinden aus der Raumschaft Stockach hatten sich mit Steißlingen zusammen als "Konvoi" zusammen geschlossen, um sich gemeinsam die Grundlagen für mögliche Konzepte der kommunalen Wärmeplanung erstellen zu lassen. Die soll einer von vielen Bausteinen auf dem Weg der Klimaneutralität im Land bis 2024 werden. Das Thema stößt derzeit freilich noch nicht auf Interesse, neben den Bürgermeistern aus der Raumschaft, wie einigen Gemeinderäten waren nur eine Handvoll von Interessierten zu der Veranstaltung gekommen, zu der zuvor in allen Gemeinden eingeladen wurde.

Das Unternehmen MVV Regioplan aus Mannheim war durch die Gemeinden beauftragt worden, diese Planung aufzuarbeiten, die für die Gemeinden übrigens im Gegensatz zu größeren Städten nicht verpflichtend war. Wie das Ergebnis der Untersuchungen zeigte, die hier unter der Moderation des Stadtbaumeisters Lars Heinzl durch die MVV Mitarbeiter Ralf Münch und Ioannis Karakounos-Kossyvas vorgestellt wurde, wird sie auch erst mal nur Grundlage sein, um eventuell weitere Überlegungen anstellen zu können. Es war natürlich wenig überraschend, dass Gas derzeit mit 45 Prozent der hauptsächliche Energieträger ist, den es eben in den nächsten Jahren durch andere Technologien zu ersetzen gilt, und dass der Heizölanteil beträchtlich ist. Schnell deutlich wurde in der Studie auch, dass kommunale Wärmenetze, für die es ja letztlich dann auch privatwirtschaftliche Betreiber oder Stadtwerke geben müsste, die hier auch wirtschaftlich erfolgreich sein sollten, in der ländlichen Struktur kaum lohnen dürften. Dabei gibt es in dieser Region bereits zwölf Nahwärmenetze, eben da, wo entweder Biogasanlagen als Quelle für die Umgebung genutzt werden können, etwa fünfmal in Mühlingen, oder sogar schon im größeren Stil in Orsingen durch die Firma Feucht, die immerhin über 160 Häuser nach Angaben der Planer versorgt, oder durch die Heizzentrale des Stockacher Krankenhauses, das auch die Schulen im Umkreis versorgt.

In Stockach selbst würde die Stadt gerne die Oberstadt zum Nahwärmenetz machen, sagte Lars Heinzl, das war auch einer der Gründe für die Studie. Dort wäre ein Bedarf gegeben, da die Häuser nicht so gedämmt werden können, wie in Neubaugebieten, wo es für solche Netze keine Wirtschaftlichkeit gebe. Dass es schnell gehen könnte, darauf konnte Lars Heinzl keine Hoffnung machen: Selbst wenn morgen mit Planen begonnen würde, da werde man mindestens fünf Jahre beschäftigt sein, bis eine Umsetzung möglich werde.
Zum Beispiel im Stockacher Baugebiet Kapellenäcker ist das Thema ja auch in der Diskussion, aber davon abhängig, ob ein geplantes Pflegeheim dort tatsächlich realisiert würde, als nötiger Ankerkunde mit hohem Wärmebedarf.

Auch Steißlingen würde gerne sein Ortszentrum zum Nahwärmenetz machen. Für weitere Entscheidungen kann die jetzige Erhebung eine Grundlage sein, mehr noch nicht. Vermutlich würden hier bessere Dämmung und damit verbunden andere Heizsysteme, Mini-Netze unter Nachbarn oder in kleinen Quartieren unter den Eigentümern selbst mehr in Richtung Klimaneutralität bringen, meinte auch Lars Heinzl. Denn immerhin, das zeigt die Studie auch auf, seien 70 Prozent der Gebäude in der Raumschaft Stockach vor 1978 gebaut und da kann mit Dämmung schon eine Menge erreicht werden. Das Thema Wasserstoff sei noch weit entfernt, darauf sollte man noch keine Hoffnungen setzen. Einzig für das Gewerbegebiet Hardt sei bisher die Eignung des Gasnetzes für Wasserstoff eruiert worden. "Ich kann ihnen hier nicht sagen, was für eine Heizung sie in ihr Haus bauen sollten", verwies auch Bürgermeisterin Susen Katter auf die Energieagentur des Landkreises.
Die Veranstaltung wurde von einigen Betreibern von Biogasanlagen dazu genutzt, auf Fehlentscheidungen der Politik hinzuweisen, da deren Förderung ausläuft und solche Netze bald nicht mehr betrieben werden könnten. Dafür war diese Veranstaltung allerdings nicht ganz die richtige Adresse gewesen.

Die Ergebnisse dieser ersten Planung werden auf den Homepages der beteiligten Gemeinden veröffentlicht. Nach der Sommerpause soll zudem eine Offenlage durchgeführt werden, im Rahmen derer die BürgerInnen ihre Einwände oder Wünsche einbringen können.

Die Mitarbeiter von MVV Regioplan, Ralf Münch und Ioannis Karakounos-Kossyvas, stellten gemeinsam mit dem Stockacher Stadtbaumeister Lars Heinzl und Bürgermeisterin Susen Katter die erste Stufe einer kommunalen Wärmeplanung für den "Konvoi Stockach" vor. | Foto: Oliver Fiedler
Eher wenig Interesse gab es für die Veranstaltung am Montagabend, bei der die Bürgermeister Stefan Keil, Thorsten Scigliano, Florian Zindeler und Christoph Stolz für ihre Gemeinden. Eigeltingen war durch Hauptamtsleiter Daniel Schweizer dort vertreten. | Foto: Oliver Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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