WOCHENBLATT-Interview mit Stadtbrandmeister Uwe Hartmann
Wehr sucht nach einer neuen Bleibe
Stockach. Es ist eines der größeren Stockacher Bauvorhaben in den kommenden Jahren: Die Freiwillige Feuerwehr Abteilung Stadt soll ein neues Gerätehaus am noch zu bauenden Kreisel an der Hindelwanger Kreuzung erhalten. Doch Verkehrssituation, Erreichbarkeit und bauliche Gestaltung am neuen Standort sorgen für Diskussionen. Dazu ein Interview mit Uwe Hartmann, seit 2010 Stockachs Stadtbrandmeister und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stockach.
WOCHENBLATT: Stadtrat Wolfgang Reuther (CDU) meinte, das bisherige Feuerwehrhaus an der Zozneggerstraße eigne sich nur noch als Besenwirtschaft an Fasnet. Da hat er etwas übertrieben?
Uwe Hartmann: Natürlich. Wir wollen eigentlich nichts Neues, weil wir mit dem jetzigen Standort hochzufrieden sind und sehr viel Eigenleistungen in das Feuerwehrhaus gesteckt haben. Aber es ist zu eng, es platzt aus allen Nähten und entspricht nicht mehr den modernen Standards und aktuellen Normen. Stellplätze fehlen, die Fahrzeuge stehen hintereinander, und neue Fahrzeuge können wir uns aus Platzmangel oder wegen fehlender Unterstellmöglichkeiten gar nicht anschaffen. Wir bräuchten zehn mal mehr Parkplätze für die Einsatzkräfte und das Doppelte an Stellplätzen für die Fahrzeuge. Ein weiteres Problem ist, dass die Ausfahrten und die Zufahrtswege die gleichen sind.
WOCHENBLATT: Ist das nicht gefährlich für das Personal?
Uwe Hartmann: Die 65 Frauen und Männer der Wehr Abteilung Stadt wurden unterwiesen, und sie wissen, dass sie aufpassen, vorsichtig sein und sich umsichtig bewegen müssen.
WOCHENBLATT: Darf das Feuerwehrhaus in der Zoznegger Straße denn überhaupt noch genutzt werden, obwohl es nicht mehr den aktuellen Normen entspricht?
Uwe Hartmann: Das Feuerwehrhaus entspricht zwar nicht mehr den aktuellen Normen, aber vorhandene Einrichtungen genießen Bestandsschutz.
WOCHENBLATT: Können Einsätze trotz der baulichen Defizite problemlos durchgeführt werden?
Uwe Hartmann: Wir wissen uns auch durch provisorische Maßnahmen und besondere Platznutzungen so zu helfen, dass wir unsere Einsätze reibungslos durchführen können. Im vergangenen Jahr mussten wir 221 mal ausrücken, wobei über 100 Einsätze wegen Unwetterschäden erfolgten. Hier ist die Tendenz steigend, während die Zahl der schweren Verkehrsunfälle und Brandeinsätze zurückgegangen ist. Bis Ende August 2017 waren wir 160 mal im Einsatz, so dass wir in etwa wieder die Zahlen des Vorjahres erreichen werden.
WOCHENBLATT: Es gibt auch Bedenken wegen der Verkehrssituation.
Uwe Hartmann: Mit einer Ausfahrt in den Kreisel, sowie Zufahrten von Tuttlinger und Meßkircher Straße sollte es funktionieren.
WOCHENBLATT: Haben Sie über Alternativstandorte zum Hindelwanger Kreisel nachgedacht?
Uwe Hartmann: Natürlich. Aber das ist nicht so einfach, da es im Stadtgebiet nicht mehr viele freie, verfügbare Flächen gibt. Das Grundstück auf dem »Contraves Areal«, wo jetzt das Seniorenheim gebaut wird, wäre denkbar gewesen. Doch dafür waren wir zu spät dran, da die Planungen schon in vollem Gange waren. Und Flächen im »Blumhof« oder im »Hardt« wären zu weit entfernt, da wir im Notfall in 95 Prozent aller Fälle innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort sein müssen. Das haben wir bisher immer geschafft, könnten wir dort aber nicht einhalten.
WOCHENBLATT: Welche Ansprüche würden Sie an ein neues Feuerwehrhaus stellen?
Uwe Hartmann: Es müsste 15 Garagen haben, sowie genügend Parkplätze für die Einsatzkräfte. Wir sind als einer von fünf Stützpunkten im Landkreis neben Konstanz, Singen, Radolfzell und Engen für die Verwaltungsgemeinschaft Stockach zuständig und bieten den Wehren der Umgebung auch ein umfangreiches Ausbildungsangebot an. Daher ist der Bedarf an Parkplätzen besonders hoch. Das gilt auch für die räumliche Situation. Nur ein Beispiel: Wir haben einen zweiten Gerätewart eingestellt, damit wir uns um die Atemschutzgeräte und Schläuche der umliegenden Wehren kümmern können. Auch dafür bräuchten wir Platz. Das wäre uns wichtig. Die bauliche Gestaltung ist uns nahezu egal, das ist Sache der Verwaltung beziehungsweise des Gemeinderats. Uns geht es um die Funktionalität.
WOCHENBLATT: Wie sieht der zeitliche Rahmen für die Baumaßnahme aus?
Uwe Hartmann: Die Planung des beauftragten Architekturbüros wird wohl 2018 vorliegen. Dann ist der Gemeinderat gefragt, und auch die Feuerwehr wird eine Stellungnahme abgeben. Dann muss entschieden werden, ob es einen Architektenwettbewerb gibt oder ob die vorliegende Planung so übernommen wird. Dann könnte frühestens Anfang 2019 beim Landratsamt ein Antrag auf Förderung gemäß Verwaltungsvorschrift »Z-Feu«, dem Zuschuss Feuerwehrwesen, gestellt werden. Hier ist eine Förderung von bis zu 60.000 Euro pro Stellplatz möglich. Der Zuschussbescheid wird nicht vor Mitte 2019 vorliegen, so dass frühestens nach den Sommerferien der erste Spatenstich erfolgen könnte. Doch das ist sehr optimistisch gerechnet, denn in dieser Größenordnung sprechen auch noch das Regierungspräsidium und andere Stellen mit. Realistischer ist ein Baubeginn im Jahr 2020, wobei mit einer Bauzeit von 18 bis 24 Monaten zu rechnen ist.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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