Aufbruch durch Eigenleistung und Schicksal: Graf Bodman
Voranschreiten statt Pirouetten

Blicke in die Zukunft und die Vergangenheit | Foto: Blicke in die Zukunft und die Vergangenheit: Wilderich Graf von und zu Bodman hat Aufbrüche erlebt - in seiner eigenen Biografie und in der Geschichte seines Hauses.swb-Bild: sw
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Bodman-Ludwigshafen. Aufbruch. Das ist kein Drehen um die eigene Achse, keine Pirouette, kein Festhalten am Status Quo. Aufbruch. Das ist Bewegung, Umbruch, Veränderung. Voranschreiten aus eigener Kraft oder durch das Schicksal. Wilderich Graf von und zu Bodman kennt beides - den Aufbruch durch eigenes Zutun und den Aufbruch durch äußere Umstände.

Sein Leben hätte ganz anders verlaufen können. Graf Bodman, der Anfang Dezember seinen 80. Geburtstag feierte, wäre nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium des Kollegs St. Blasien gern Diplomat geworden oder hätte Jura studiert. Doch dann kam alles anders. Sein Onkel Dr. Johannes Graf Bodman, damals Chef des gräflichen Hauses in Bodman bei Stockach, war kinderlos, dessen jüngerer Bruder aber hatte drei Söhne. Der älteste, eben Wilderich, sollte daher Nachfolger in der Leitung des Familienbesitzes werden - also adoptierte der Onkel den Neffen. Für den jungen Mann war das ein Aufbruch zu neuen Ufern, ein Neuanfang, eine Umgestaltung.

Gewissenhaft bereitete er sich auf die Aufgabe vor. Studierte Landwirtschaft in Bonn und Hohenheim bei Stuttgart sowie Betriebswirtschaft auch in Fort Worth in Texas und trat 1968 in den gräflichen Betrieb mit damals etwa 40 Mitarbeitern, mit Land- und Forstwirtschaft, Obstbau, einem Getränkebetrieb und mehreren Immobilien ein. Es sei eine Herausforderung gewesen, und eine große Verantwortung, erklärt der Diplom-Agraringenieur, der diesen Schritt nie bereut hat. 1976 übernahm er nach dem Tod seines Onkels den Familienbesitz, den er vor zehn Jahren an seinen Sohn Johannes Freiherr von Bodman übergeben hat.

Die Stellung als Betriebs- und Familienoberhaupt hat sich Graf Bodman selbst erarbeitet. Sein persönlicher Aufbruch. Doch seine Familiengeschichte kennt auch einen schicksalhaften Aufbruch, der einen kompletten Neuanfang bedeutete. Mit vollem Namen heißt er Johann Wilderich Otmar Hubertus Maria Graf von Bodman. Das »Johann«, so erklärt der in Möggingen bei Radolfzell Geborene, ist dem Ahnherrn des Hauses geschuldet: 1307 kam das ganze Bodman‘sche Adelsgeschlecht zu einem Familientreffen zusammen. Eigentlich Gelegenheit zu Austausch, Gesprächen, Geselligkeit. Da zog ein Gewitter auf, das einen verheerenden Brand auf der Burg auf dem Frauenberg verursachte. Alle Familienmitglieder kamen ums Leben - nur Stammhalter Johannes überlebte. Seine Amme soll ihn der Überlieferung zu Folge in einen Kupferkessel gesteckt, diesen einen Berg hinunter gerollt und so dem Jungen das Leben gerettet haben.

Simone Weiß

Weitere Geschichten über Menschen, die einen Aufbruch wagten, gibt es in der Weihnachtsbeilage in der aktuellen WOCHENBLATT-Ausgabe. Oder im Internet unter www.wochenblatt.net, damit unsere Leser über die Feiertage mit genügend Lesefutter versorgt sind.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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