Wie wichtig eine belebte Innenstadt ist zeigt sich besonders auch zu Corona-Zeiten
Von Charme und Lebendigkeit
Stockach. Monate haben gezeigt, wie sich Innenstädte verändern können, wenn der Einzelhandel geschlossen bleibt. Welche Bedeutung ein florierender Innenstadthandel für eine Stadt hat, erklären einige Stockacher im Gespräch mit dem Wochenblatt.
Die Maskenpflicht sorgt auch nach dem Lockdown bei manch einem dafür, dass die Lust zum Shoppen eher gering bleibt. Das belegen auch die Statistiken, laut denen der Onlinehandel ein dickes Umsatzplus verzeichnen konnte. Der Blick in die Region zeigt jedoch, wie wichtig ein florierender Innenstadthandel für das Leben in den Städten ist.
Historisch begründet
Historisch betrachtet spielte der Handel in Stockach schon lange eine große Rolle. »Stockach war Postkutschenstandort, das heißt, dass die Stadt im 19. Jahrhundert ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war. Dadurch entstanden damals schon viele Geschäfte, die zum Teil auch sehr lange Bestand hatten«, weiß Johannes Waldschütz, der Leiter des Stockacher Stadtarchivs. Früher gab es zwei Dinge, die für eine Stadt wichtig waren. Zum einen hatten die Bürger besondere Rechte, zum anderen gab es den Aspekt der Zentralität. Besondere Rechte haben die Bürger einer Stadt heute nicht mehr, aber die Zentralität ist nach wie vor wichtig, erläutert Waldschütz. Die Menschen, gerade auch aus dem Stockacher Umland, kommen in die Stadt um einzukaufen. »Natürlich gehe ich auch selbst gerne in Stockach einkaufen. Es gibt zwar nicht alles, aber das Meiste bekommt man in der Stadt. Dabei finde ich besonders schön, dass es gerade im Lebensmittelbereich noch viele Betriebe gibt, die nicht zu einer großen Kette gehören, sondern die noch als kleine Handwerksbetriebe vor Ort ansässig sind«, verrät Waldschütz.
Leben und Begegnungen
Für Siegfried Endres, Vorstand der HHG Stockach, gehören Handel und Innenstadt untrennbar zusammen. »Der Handel und die Geschäfte sind Teil einer Innenstadt, genauso wie die Gastronomie, Praxen, Ämter, Schulen etc. Der Handel bringt Menschen in die Innenstadt, das heißt Leben, Begegnungen, das macht die Innenstädte interessant. Eine lebendige Innenstadt ohne Handel könnte ich mir nicht vorstellen«, so Endres. Er verweist zudem auf die vielen Traditionsgeschäfte, die Stockach über Jahrzehnte geprägt haben wie etwa Eisen-Pfeiffer, Möbel-Stumpp, Herrenmoden Moser, Papier-Fritz, Kaufhaus Jährling oder das Schuhhaus Kramer. Natürlich müssten die Geschäfte eine gesicherte Existenzgrundlage haben, um auch in Zukunft die Innenstadt interessant und lebendig zu halten, betont er. »Die Geschäfte sind auch Teil des gesellschaftlichen Lebens – sie sind Unterstützer und Sponsoren der Kulturveranstaltungen und Vereine und nicht zuletzt Steuerzahler«, so Endres. Deshalb sei es enorm wichtig, dass die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort auch gut angenommen werden.
Besonderer Charme
Das tun viele Stockacherinnen und Stockacher trotz Internethandel und der Konkurrenz durch andere Einkaufsstädte gerne. Die Sängerin Deborah Rosenkranz etwa genießt es, von ihren vielen Reisen nach Stockach zurückzukommen und hier einkaufen zu gehen, »da es im Vergleich zu vielen anderen Städten, die ich kenne, viel unkomplizierter und entspannter ist«, erklärt sie. Auf ihren Tourneen hat sie viele andere Städte kennengelernt. Trotzdem hat Stockach für sie einen ganz besonderen Charme. »Zu gerne gehe ich auch gerade in die kleineren Geschäfte in Stockach, weil man sich dort noch persönlich kennt und nicht lange erklären muss, es heißt einfach ›wie immer?‹ und das mit einem großen Lächeln. Das macht den Stockacher Charme für mich aus«, so Rosenkranz gegenüber dem WOCHENBLATT.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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