Siegfried Mattes lässt das Stockach des 18. Jahrhunderts auferstehen
Virtuelle Gesichter einer uralten Stadt

Geschichte Stockach  | Foto: Geschichte wird greifbar: Die Ansicht Stockachs von der Dillstraße aus im 18. Jahrhundert wird zusammen mit anderen Grafiken ab Montag, 4. Dezember, im Stadtmuseum gezeigt.swb-Bilder: Siegfried Mattes
  • Geschichte Stockach
  • Foto: Geschichte wird greifbar: Die Ansicht Stockachs von der Dillstraße aus im 18. Jahrhundert wird zusammen mit anderen Grafiken ab Montag, 4. Dezember, im Stadtmuseum gezeigt.swb-Bilder: Siegfried Mattes
  • hochgeladen von Redaktion

Stockach. Stellen Sie sich vor, Sie würden eine Zeitmaschine besitzen. Sie setzen sich hinein, schnallen sich an und geben auf der digitalen Zeitanzeige das Jahr 1750 ein. Die Zeitmaschine dreht sich, die Jahreszahlen auf der Zeitanzeige rattern nach unten – 2017, 2016, 2015.... Ein abrupter Stopp bei 1750. Sie steigen mitten in Stockach aus. Den Zwiebelturm von St. Oswald gab es schon. Das markante Gebäude am Ende der heutigen Salmannsweilerstraße. Und natürlich die Stadtmauer. Aber da steht auch ein spitzer Turm. Und da! Und dort! »Aha-Erlebnisse« sind bei einer Zeitreise zurück in die Vergangenheit garantiert, zu der das Stadtmuseum im Kulturzentrum »Altes Forstamt« ab Montag, 4. Dezember, einlädt. Im Obergeschoss werden im Rahmen der Ausstellung »Stockach im 18. Jahrhundert. Spuren einer Epoche« 40 Darstellungen der Altstadt präsentiert, die Siegfried Mattes aus Ludwigshafen mittels eines dreidimensionalen Computermodells kreiert hat.

Siegfried Mattes ist in Stockach aufgewachsen. Die Stadtgeschichte, die City, ihr Aussehen nach dem verheerenden Brand 1704 faszinierten ihn. Eine Zeitmaschine konnte er nicht bauen, doch er fand eine andere Lösung. Der selbstständige Immobilienmakler besorgte sich eine 3-D-Architektur-Software, brachte sich deren Finessen zäh und zielstrebig selbst bei und baute die Altstadt virtuell nach. Nicht nach Fantasie, Willkür und Gutdünken. Historische Genauigkeit, Detailtreue, eine Gestaltung möglichst nahe an der geschichtlichen Wirklichkeit waren dem Perfektionisten wichtig. Mit Hilfe von Plänen, Büchern, Skizzen, Darstellungen, alten Ansichtskarten, Grundrissen und den Betrachtungen von Autor Jakob Barth tauchte er tief in die Materie ein. In fast dreijähriger Fleißarbeit erweckte der 67-Jährige so den alten Stockacher Stadtkern aus der Zeit des 18. Jahrhunderts zu neuem Leben.

Doch virtuelle Spaziergänge durch die Vergangenheit, das mentale Entlanggleiten an der Geschichte, die simulierte Konfrontation mit Stockachs Anno Dazumal im 3-D-Computermodell waren Siegfried Mattes nicht genug. Er wollte etwas Bleibendes. Also erstellte er aus dem Modell Screenshots, fotoähnliche Wiedergaben von Teilen des Bildschirminhalts, und verarbeitete sie zu Abbildungen mit einer Größe von 70 mal 50 Zentimetern, auf denen etwa der Diebesturm als ehemaliges Gefängnis, die Ansicht Stockachs von der Dillstraße aus oder die Salmannsweilerstraße zu erkennen sind. »Ich möchte damit auf die Zeit im 18. Jahrhundert einstimmen und den Menschen diese Epoche nahebringen«, erklärt Siegfried Mattes.

Fortsetzung von Seite 1. Uralte Gesichter Stockachs sind so mit modernster Technik entstanden. Doch Siegfried Mattes wollte auch den direkten Vergleich zwischen Alt und Neu aufzeigen. Darum fotografierte er parallel zu den rekonstruierten Ansichten aus dem 18. Jahrhundert deren aktuelle Pendants von 2017. Die Ergebnisse hat er in seinem Buch mit dem Titel »Stockach im 18. Jahrhundert. Auf den Spuren einer Epoche – Rekonstruktion und Geschichte der Altstadt« zusammengefasst, das begleitend zur Ausstellung erscheint. Auf 75 Seiten stellt Siegfried Mattes den Ist-Zustand der Stockacher Altstadt den historischen Darstellungen gegenüber. Viel Herzblut, Freizeit und Liebe hat er in das Projekt mit Computermodell, Grafiken und Buch gesteckt, das er liebevoll sein »Baby« nennt.

Ein »Baby«, das er nicht verstecken konnte. Bekannte und Freunde meinten, er müsse damit an die Öffentlichkeit gehen, und auf einer Veranstaltung lernte er Dr. Yvonne Istas, die damalige Stockacher Museumsleiterin, kennen, die nach einem Vor-Ort-Termin begeistert war. Die Idee mit der Ausstellung im Stadtmuseum war geboren, die Nachfolger Johannes Waldschütz konsequent weiterverfolgte. So kann dort ab Montag, 4. Dezember, eine Reise zurück in die Jahrhunderte angetreten werden. Die Zeitmaschine startet....

Die Ausstellung »Stockach im 18. Jahrhundert. Auf den Spuren einer Epoche« mit Grafiken von Siegfried Mattes kann von Montag, 4. Dezember, bis Samstag, 3. März, im Stadtmuseum im Kulturzentrum »Altes Forstamt« in der Salmannsweilerstraße 1 in Stockach besichtigt werden. Vernissage ist am Sonntag, 3. Dezember, um 16 Uhr vor Ort. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr. Parallel zur Ausstellung erscheint ein ausführliches Begleitbuch.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.