Mühlingens ukrainischer Schulterschluss
Verwaltung richtig prickelnd

Foto: Mykhailo Laba, Ihor Chornii, Stepan Mashika, Ruslan Chornak, Viktor Shelelo, Andriy Kushniruk und Iurii Frintsko aus der Ukraine besuchten Mühlingen und Bürgermeister Manfred Jüppner zu einem bilateralen Erfahrungsaustausch. swb-Bild: sw
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Mühlingen (sw). Verwaltungshaushalt. Gewerbesteueraufkommen. Zuweisungen des Landes. Nun ja. So richtig prickelnd und adrenalinfördernd sind diese Themen nicht. Würden viele meinen. Nicht so die sieben Gäste aus der ukrainischen Gemeinde Newizke und dem Bezirk Ushgorod. Sie stellten im Bürgersaal des Mühlinger Rathauses viele, viele Fragen zur sperrigen Materie, die Kämmerer Klaus Beck geduldig vortrug. Besonders interessierten sich die Besucher für den Vermögenshaushalt und die Zusammensetzung des Steueraufkommens. Das war auch der Sinn der Sache: Von Mittwoch, 28. September, bis Montag, 3. Oktober, hielten sich die ukrainischen Verwaltungsmitarbeiter mit Bürgermeister Mykhailo Laba an der Spitze in Mühlingen auf, um mehr über deutsche Kommunalarbeit, gemeindliche Strukturen und administrative Formen zu erfahren.

Nach Ansicht von Bürgermeister Manfred Jüppner ein Austausch auf Gegenseitigkeit, von dem beide Seiten profitieren würden. Die Ukraine sei etwa vorbildlich in der Warmwassergewinnung über Solaranlagen, die Menschen seien Meister im Improvisieren und würden sich durch ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl und eine herzliche Gastfreundschaft auszeichnen. Gastfreundschaft gewährte auch Mühlingen den Vertretern seiner Partnergemeinde. Das sechstägige Programm war ambitioniert, Besuche in Kindergärten, Schulen und Naturschutzgebieten standen auf dem Programm, und Informationsblöcken etwa zur Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung sowie Natur- und Umweltschutz wurde ein breiter Rahmen eingeräumt.

Sehr viel Fachvokabular musste Walentyna Hnasiuk-Terletska als Begleiterin der Delegation somit übersetzen. Sie ist eine von drei Regionalkoordinatoren, die in der Ukraine ein 2014 vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufenes Programm umsetzen. Ziele sind dabei die Förderung der Zusammenarbeit beider Länder auf verschiedenen Ebenen, die Unterstützung der bilateralen Kommunalbeziehungen sowie die Umsetzung von Fachaustausch, Information, Qualifizierung und Vernetzung. Das zunächst bis 2018 laufende Projekt sieht personelle und finanzielle Unterstützungen vor. Wichtigstes Anliegen ist die »konstruktive und gleichberechtigte Zusammenarbeit der Partnerkommunen«, wie es im Infoflyer heißt.

Diese Zusammenarbeit der Kommunen möchten Manfred Jüppner und Mykhailo Laba pflegen. Über Sprachbarrieren und landestypische Unterschiede hinweg auch durch gelebte Gastfreundschaft. Broschüren, Wappen, Prospekte und ein ukrainisches Hemd in Weiß mit roten Umrandungen wurden beim Empfang im Mühlinger Bürgersaal überreicht. Das Interesse an kommunalen deutschen Besonderheiten wie eben dem Haushaltsplan war riesig. Doch natürlich lernten die Gäste nicht nur die administrative Seite ihres Gastlandes kennen. Besuche der Birnau oder eine Führung mit Bodensee-Guide Nikolaus Steinmann standen ebenso an.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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