Humorvoll-besinnliche Feier zum 20-jährigen Dienstjubiläum von Bürgermeister Rainer Stolz
»Und Stockach hat seinen Stolz«
Stockach (sw). Endlich. Stockachs letzte Geheimnisse wurden gelüftet. Landrat Frank Hämmerle verriet, warum es kein »Sto«-Kennzeichen geben kann. Matthias Weckbach, der Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, enthüllte Pläne für einen Flughafen im Gewerbegebiet »Blumhof«. Und ein chinesischer Arzt sah sich getäuscht, weil es statt eines Zentrums für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) nur grüne Wiese gab. Jede Menge Humor war dabei. Eine festlich-familiäre Lockerheit. Fantastische Musik. Teilweise hochkarätige Interviews. Und ein wenig nachdenkliche Besinnlichkeit, die ein Jubiläum komplettiert. So war der Festakt zum 20-jährigen Dienstjubiläum von Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz eine etwas andere Feier. Ohne lange Reden, dafür mit amüsanten Gesprächen und auch einigen persönlichen Bekenntnissen des Stadtchefs.
Der hatte im WOCHENBLATT-Interview verraten, dass er auch gerne Psychologe geworden wäre. Angesichts der »sensitiven Fähigkeiten« des Jubilars, so der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Reuther, sei Bürgermeister aber die bessere Wahl gewesen. Als solcher hat Rainer Stolz viel Macht, allmächtig ist er aber nicht. Das »Sto«-Kennzeichen, so verriet Landrat Frank Hämmerle Hubert Steinmann im per Video eingespielten, sehr guten Interview, das »Sto«-Kennzeichen kann es nicht geben. Denn Kfz-Schilder dürften keine politische Aussage treffen. Das wäre aber bei »Sto-LZ 1« der Fall.
Todernst berichtete auch Matthias Weckbach im Video-Interview, dass im »interkontinentalen Gewerbegebiet Blumhof« ein Flughafen geplant gewesen sei. Da Stockach aber dadurch in finanzielle Nöte geraten könnte, würde Bodman-Ludwigshafen gerne aushelfen. So schaffte es Hubert Steinmann mit investigativ-gekonntem Journalismus viele Geheimnisse auszugraben: Polizei-Chef Willi Streit erklärte, dass gegen Rainer Stolz eine dicke Ermittlungsakte vorliege - er sei nämlich mit seinem Fahrrad zu schnell gefahren. 40 statt 30 Stundenkilometer.
Zu den Interviews per Video gab es Live-Gespräche auf dem Sofa - moderiert von Thomas Warndorf. Er fragte Frank Hämmerle auch, wie er denn Stockachs eigene Wege etwa beim Krankenhaus beurteile. Der Kreischef antwortete schlagfertig: Die Gemeinden im Landkreis Konstanz seien sehr vielfältig. Manche seien alefänzig, manche hochgebildet. Manche hätten Kultur, andere Aluminium. Und Stockach hätte eben seinen Stolz. Und der hat mit Olaf Patzke, dem Ortsvorsteher von Winterspüren, etwas gemeinsam, wie dieser verriet: Bürgermeistern und Ortsvorstehern würden die Haare ausgehen.
In die Geheimnisse des Bürgermeister-Amts führten Kenner ein. Es sei wichtig, dass man bei seiner Linie bleibe, meinte Manfred Jüppner aus Mühlingen. Er und Rainer Stolz könnten sich schon einmal aneinander reiben, doch durch Reibung würde ja Wärme entstehen. Bürgermeister a. D. Frank Ziwey vermerkte, dass der Gemeinderat das höchste Organ sei und immer das Gefühl haben müsse, dass er selbst entscheide. Und Dr. Dieter Salomon, der Oberbürgermeister von Freiburg, hatte einen glanzvollen Einstieg. Größere Städte hätten andere Probleme als Stockach, meinte Thomas Warndorf: »Wir haben zum Beispiel kein Alkoholproblem.« Darauf Salomon: »Wieso? Habt ihr genug?«
Ernster geworden betonte Freiburgs Stadtchef, dass der Bürgermeister früher eine Respektsperson gewesen sei. Heute würde ihm oft mit Distanz- und Respektlosigkeit begegnet. Das müsse man aushalten: »Das Schmerzensgeld ist Teil des Gehalts.« Und dennoch: »Bürgermeister ist ein schöner Beruf.«
Stimmt wohl. Denn Rainer Stolz bekam viel Lob von Oswald Stetter, dem Chef der Stadtgärtnerei, und Adolf Hahn als Personalratsvorsitzendem im Rathaus. Und auch wunderbare Musik bekam Rainer Stolz zum Jubiläum zu hören. Sie kam von der Stadtmusik unter Helmut Hubov, den »Lozzi«-Kids des Kinderdorfs in Wahlwies und dem A-Capella-Chor des »Nellenburg-Gymnasiums« unter der Leitung von Stefan Gräsle.
Rainer Stolz kam als Hauptperson zu Wort. Sehr persönlich war das Interview, in dem er auch über sein Herzenswerk, den Einsatz für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen aus der Ukraine, sprach. Auf die Aufgabenfülle angesprochen, betonte er, dass er nach dem Weggang von Dietmar Geier zum Jahresende nicht auch noch das Amt des Geschäftsführers der Stadtwerke übernehmen wolle. Er werde alles tun, um das zu vermeiden. Dafür würde er sich Wege überlegen. Er bedaure vieles, war ein Fazit des Jubilars: Manche habe nicht so geklappt, wie er es sich vorgestellt habe. Doch er habe den Auftrag, die Stadt vorwärts zu bringen, und diesen Auftrag werde er auch erfüllen. Denn: »Stockach ist eine tolle Stadt.«
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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