Krankenhaus Stockach mit 744.000 Euro Verlust
Trotz Ausnahmejahren den Investitionsstau abgebaut

Krankenhaus Geschäftsführer und Bürgermeister Rainer Stolz bei der Vorstellung der Krankenhaus-Bilanz für 2022 im Gemeinderat am Mittwochabend. | Foto: Fiedler
  • Krankenhaus Geschäftsführer und Bürgermeister Rainer Stolz bei der Vorstellung der Krankenhaus-Bilanz für 2022 im Gemeinderat am Mittwochabend.
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Stockach. „Wir und alle Krankenhäuser befinden sich seit vier Jahren im Ausnahmezustand“, unterstrich der Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, Michael Hanke, bei der Vorstellung der Bilanz für 2022, die am Mittwoch im Gemeinderat vorgestellt wurde. „Wir haben trotzdem wichtige Dinge angepackt mit dem neuen Krankenhaus-Informationssystem, mit dem neuen Bettenanbau, der dann im Mai vollständig in Betrieb genommen werden konnte und aktuell mit der Verlagerung der Intensivstation und der Einrichtung eines ambulanten OP’s, der zum Jahreswechsel in Betrieb genommen werden kann“, befand Hanke in seiner Einführung. Und: „Wir haben den anstehenden Sanierungs- und Investitionsstau abgearbeitet.“

Warteliste bei Wahlleistungen

Die Zahl der DRG-Fälle in 2022 von 3.346 ist fast identisch mit der von 2021, die Zahl der Belegungstage stieg indessen durch eine höhere Fallschwere wieder an. Auch die Auslastung bei Wahlbehandlungen, etwa bei Schultern oder Hüften sei eigentlich auch sehr gut, es gebe sogar Wartelisten bis ins kommende Jahr hinein. Am neuerlichen Defizit sieht Hanke die Bundespolitik schuld, sagte Hanke klar. Rund 744.000 Euro beträgt das Defizit, nach Abzug der Abschreibungen, das sie Stadt Stockach ausgleichen muss. davon ordnete er 421.000 Euro dem fehlenden Inflationsausgleich zum und weitere 300.000 Euro der Unterfinanzierung der Notfallversorgung. Würde der Gesetzgeber also seiner Verpflichtung zur Sicherstellung leistungsgerechter Vergütung nachkommen, sähe die Bilanz des Krankhauses schon ganz anders aus, nämlich ausgeglichen, forderte Hanke vor den Gemeineräten. Das Krankenhaus Stockach hatte die Erlöse aus Krankenhausleistungen gegenüber 2021 von 14,8 auf rund 15,4 Millionen Euro erhöht, die Erlöse aus ambulanten Leistungen (OP und Notfälle) stiegen von 159.000 auf 233.000 Euro gesteigert. Die Belegung übers Jahr mit 72 Prozent sieht auf einem gute Weg. Man werde wieder zahlen von 75 bis 78 Prozent erreichen, wie in früheren Jahren, zeigte sich der Geschäftsführer zuversichtlich. Die Personalkosten stiegen auf 12,09 Millionen Euro, 2021 waren es noch 11,3 Millionen Euro. Wie sehr sich diese erhöhten, macht der Vergleich zu 2018 deutlich, wo diese noch mit 8,9 Millionen Euro in der Bilanz auftauchten. Wie verschieden die Jahre sind, zeigt auch der Vergleich des Bilanzverlustes je Planbett mit 13.531 Euro, während man in 21 eine Schwarze Null erreichte.

So gut wie eine Uni-Klinik

"Die medizinische Grundversorgung ist an den kleinen Krankenhäusern genauso gut, wie bei den großen Häusern. Ein Patient wird hier genauso beatmet wie in der Uni-Klinik. Alle Krankenhäuser sind bedarfnotwendig, sonst würden sie nicht im Krankenhaus-Bedarfsplan stehen", setzte Hanke an den Schluss seines Refarats. 
Bürgermeister Rainer Stolz unterstrich dass das Ergebnis eine Gesamtleistung der ganzen Mannschaft. "Das was hier hier für die Region bieten, hat seinen Preis  mit einem kassenwirksamen Verlust. lar sei auch das Statement der Wirtschaftsprüfer: Wenn die stadt Stockach nicht wäre, dann gäbe es das Krankenhaus nicht.

Haben ein breites Kreuz

In der Sitzung gab es freilich auch ein klares Bekenntnis zur Gesundheitsversorgung der Region mit dem Krankenhaus Stockach aus dem Gemeinderat.
Christoph Stetter (CDU) meinte dass die Krankenhauslandschaft inzwischen multimorbide sei. Vor diesem Hingtergrund müsste man den Einsatz der Mitarbeiter einordnen. "Wir haben das breite Kreuz und werden das Krankenhaus unterstützen, solange wir uns das auch wirtschaftlich leisten können", versprach er. Wolf-Dieter Karle (FW) dankte für ein hervorragendes Jahr, was die Leistung der Mitarbeitenden angeht. Das Krankenhaus habe einen besonderen Ruf. "Wir können mit dem Defizit noch einigermaßen Leben, die Modernisierungen werden sich tragen und können mit begrenzter Hoffnung in die Zukunft schauen. Wir brauchen auf dem Land eine gute Basisversorgung, denn sind die Patienten die vor der Türe stehen. Wir stehen immer wieder zu dem Krankenhaus", sagte er.
Karl-Hermann Rist (Grüne) sagte: "Wir können über jedes weitere Jahr froh sein, dass wir über einen Rahmen abstimmen, den wir noch tragen können. Wenn man sieht, was sich auf Kreisebene tut, dann könne das Krankenhaus für die nächsten 10 Jahren eine gute Versorgung bieten."
Joachim Kramer (SPD) meinte:  "Wir können uns glücklich schätzen. Was die Bäder für die Gesunden sind, ist das Krankenhaus für die Kranken." Herangezogen wurde auch der Vergleich des Defizits zum Gesundheitsverbund, der auf die Bettenzahl bezogen viel her sei.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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